Foto-© Kid Velour
Mental Health, Body Positivity, Queerness, sexualisierte Gewalt und Selbstbestimmung: Elena Rud singt von diesen Dingen, laut und wild. Nur der Name erinnert dabei noch daran, dass das Ganze mal als Soloprojekt gestartet war, denn mittlerweile hat Elena ein Rudel aus vier Jungs um sich gescharrt. Die fünf Münchner:innen klingen ehrlich, tanzbar und wild. Nach Indie-Rock und Punk. Oder nach NDW. So zu hören seit kurzem auf dem Debütalbum Heimlich weinen, über das die gesamte Band zusammen uns ein Track by Track mit allem Wissenswerten zu den Songs verfasst hat!
1. Problem
Wenn man Elena Rud in einem Song zusammenfassen müsste, wie würde der klingen? Ziemlich genau so wie “Problem”, und deswegen ist der auch der erste Song auf der Platte. Denn Track 1 des Debütalbums ist immer das “Moooooooin, das sind wir” ans Publikum. Mit einem Text auf dem schmalen Grat zwischen Unsinn und Tiefgang und der besten ersten Zeile seit “Amore” von Wanda: “Ich hab schon wieder in der Dusche geweint / Wie lächerlich kann ein Mensch nur sein”
2. Verhaftet
Verliebt, verlobt, verhaftet. Elena Rud ist eine Band aus People Pleasern: In echt sind wir die bravsten Menschen der Welt, vielleicht lieben wir es deswegen so, in unserer Musik ein bisschen kriminell zu sein. Vor gut einem Jahr war “Verhaftet” der erste Release des Albums und der Beginn unserer DIY-Ära: 9 der 10 Tracks des Albums sind von Songwriting über Produktion und Aufnahme bis Mix komplett selbstgemacht.
3. Paparazzi
Insgeheim hoffen wir ja immer noch, trotz Streamingdiensten und Spritkosten irgendwann mit unserer Musik unermesslich reich zu werden. Etwa so wie die Protagonistin von “Paparazzi”. In Wirklichkeit geht’s uns aber doch eher wie unserem Feature-Gast SALÒ: “Oma, kannst du mir 50 Euro leihen? Meine Miete ist grad im Verzug.” Aber hey, gestern waren wir halt echt im Fernsehen!
4. Côte d’Azur
Bonnie & Clyde in 2024 an der französischen Riviera, das ist Côte d’Azur. Ups, sind wir irgendwie schon wieder kriminell geworden. Der “VW Golf nach St. Tropez” ist übrigens eine Hommage an Bruno†, Max’ 2005er Golf Plus, mit dem wir bis 2022 auf alle Festivals gefahren sind.
5. Dopamin
“Hä? Du siehst ja gar nicht aus, als hättest du Depressionen?” – “Und du siehst nicht ignorant aus.”
Viele Songs auf dem Album thematisieren Elenas Weg durch ihre Depression, aber keiner tut es so explizit wie “Dopamin”. Das macht den Song für uns zum zentralen Track der Platte.
Und obwohl das Album “Heimlich weinen” heißt, geben wir hier mal öffentlich zu: Jede:r von uns hat schon mal zu “Dopamin” geweint.
6. Durch die Nacht
“Durch die Nacht” startet die düstere Seite der Platte (für ewige Sommer-Vibes bitte nur Seite A der Vinyl hören). Passend dazu kleiner Musiktheorie-Drop seitens der Band: “Durch die Nacht” ist als einziger Song des Albums in Moll.
7. Niemand
Nicht nur die eigenen Depressionen sind belastend, genauso erdrückend kann der Umgang mit psychisch erkrankten Menschen im Freundes- oder Familienkreis sein. Für Elena ist das sogar noch viel schwieriger. An dieser Stelle ein kleiner Shoutout an Casper, der uns allen wohl schon mal durch ein mentales Tief geholfen hat.
8. Fassade
“Fassade” ist die “Hä? Du siehst ja gar nicht aus, als hättest du Depressionen?”-Reprise. Nach außen hin alles “ice in the sun”-sommerlich, zerfällt innen langsam das mentale Schutzschild. Nur Liebe an Gwen Dolyn, mit deren Band TRÄNEN wir nicht nur 4 Tage auf Tour gehen durften, sondern die uns auch noch einen wunderschönen zweiten Verse geschenkt hat.
Und um dem sonnigen Vibe noch das Cocktailschirmchen anzustecken, gibt es auf diesem Song noch was, was es bei uns sonst gar nicht gibt: Blockflöte, gespielt von Matt von der Band Matija.
9. Blaue Augen
Mit “Blaue Augen” hat alles angefangen. Als Elena diesen Song geschrieben hat, war uns allen auf einmal klar, in welche Richtung der Sound der Band gehen soll. Nämlich in die von Ideal, von denen wir die Lyrics des Refrains ganz frech geliehen haben. Und obwohl wir versucht haben, noch 2000er-Indierock und moderne Elemente mit in die Produktion zu nehmen, bleibt der NDW-Einfluss unverkennbar.
10. Bevor du gehst
Geschrieben am Küchentisch der Band-WG (vier der fünf Bandmitglieder wohnen zusammen) ist “Bevor du gehst” der erste und einzige richtige Lovesong der Band. Man kann ihn auf viele Arten interpretieren, für Elena bedeutet der Song vor allem Sehnsucht nach Zuhause—egal, ob dieses Zuhause ein Ort, eine Person oder etwas anderes ist. Mit einem Synth-Part zum Reinfallenlassen konnten wir uns keinen besseren Schlusstrack für unser erstes Album vorstellen.