Foto-© Kim Black
All in good time, I gave it my best
I was alone ’til I found myself
Grew up to be a man more or less
All in good time
All in good time, I drifted away
I ran my mouth ’til I’d nothing to say
You broke my heart, then I was okay
All in good time
All in good time, I trusted my eyes
Treated my losses like clouds in the sky
Finally picked on someone my size
All in good time
All in good time, I followed my nose
Learned where to bleed when a night comes to blows
Tried on your love, then I folded those clothes
All in good time
Throw your bread to falling birds
Buried friends and wasted words
Something wants to eat us all
Alive
(Iron & Wine feat. Fiona Apple – All In Good Time)
“My first official Iron & Wine comedy album”, so bezeichnet Sam Beam das neueste Werk seines Indie-Folk-Langzeitprojekts – um gleich ein “Just kidding…” hinterherzuschicken. Auch wenn die Musik auf dieser Platte weiterhin kaum amüsierte Brüller hervorrufen wird, ist doch etwas Wahres dran an den Worten des Singer-Songwriters aus South Carolina. Das fängt beim Albumtitel Light Verse an, der eine große Leichtigkeit (und Erleichterung) nach dem Ende einer pandemiebedingten Schreibblockade spiegelt, und es geht bei einigen sehr gelösten, mit Afropop-Texturen spielenden Songs weiter.
Die für Sam Beam aka Iron & Wine so typische Melancholie findet sich natürlich immer noch in diversen Tracks, aber sie legt sich nicht so bleischwer und teilweise lähmend langweilig über den Hörer wie auf seinem bislang letzten Album von 2017. Beast Epic und auch die nachgeschobene EP Weed Garden waren einigermaßen enttäuschend, es fehlte im Gegensatz zu den starken Vorgängern die Inspiration. Und auch das Kollabo-Werk Years To Burn (2019) mit Calexico riss nicht viele Fans von den Sitzen. Beam hatte also etwas gutzumachen. Und er besann sich tatsächlich eines Besseren und legt mit Light Verse nun ein tolles siebtes Studioalbum vor.
Man konnte so etwas spätestens ahnen, als der bald 50-jährige Sänger und Gitarrist nach dem gelungenen ersten Neustart mit You Never Know kürzlich eine zweite Vorab-Single herausbrachte, die es erst recht in sich hatte: All In Good Time, ein bezauberndes Country-Folk-Stück, vor allem aber ein gemeinsamer Song mit Fiona Apple, deren dunkel-herbe Stimme neben dem hellen, weichen Beam-Gesang ins Mark traf. Diese sehr zurückgezogene, geniale Musikerin gewinnt nicht jeder für eine Zusammenarbeit. Sam Beam schaffte es – er nennt Apples Vocals “that miracle that sounds like both a sacrifice and a weapon at the same time”. Ein Wunder, ja wirklich.
All In Good Time darf sicher schon jetzt als eines der schönsten Duette des Jahres gelten. Das Gute an Light Verse ist, dass es nicht bei den zwei überragenden Album-Teasern bleibt. Alle zehn Tracks glänzen mit herrlichen Melodien, butterweichen, warmen Gesängen und prächtigen Arrangements, die sich gelegentlich ins Opulente steigern. Die Ernüchterung, die sich bei manchen Iron & Wine-Liedern zuletzt einstellte, verspürt man hier jedenfalls nie. Und selten war der Amerikaner so nah bei seinem Brit-Folk-Vorbild Nick Drake wie in Yellow Jacket, Tears That Don’t Matter und Angels Go Home.
So ambitioniert wie in diesen prächtigen, geradezu schwebenden Songs klangen Iron & Wine zuletzt auf Kiss Each Other Clean (2011) und Ghost On Ghost (2013) – also den beiden Platten, mit denen sich Beams Projekt aus der Indie-Folk-Nische Richtung Americana-Pop löste. Dabei hätte ihn die Pandemie beinahe seine Fähigkeiten als Songschreiber gekostet. “Während so viele andere Künstler zu ihrem Glück Inspiration im Chaos fanden, war es bei mir das Gegenteil, verbunden mit dem andauernden Hintergrundgeräusch von Unsicherheit und Furcht”, sagt er. “Ich kämpfte darum, mich zu fokussieren, bis ich es aufgab, und das dauerte über zwei Jahre.”
Erst nach einer Tour mit Andrew Bird im Sommer 2022 konnte Beam seine Krise hinter sich lassen. Mit Tyler Chester (Keyboards), Sebastian Steinberg (Bass), David Garza (Gitarre), Griffin Goldsmith, Beth Goodfellow und Kyle Crane (alle Schlagzeug/Percussion) sowie Paul Cartwright und einem 24-köpfigen Streichorchester gelang Iron & Wine bei Aufnahmen in Los Angeles ein beeindruckendes Post-Covid-Comeback. Ein Glücksfall für diesen großartigen Musiker – und für seine treuen Fans.
Iron & Wine – Light Verse
VÖ: 26. April 2024, Sub Pop
www.ironandwine.com
www.facebook.com/ironandwine
Iron & Wine Tour:
09.11.24 Hamburg, Fabrik
11.11.24 Berlin, Huxleys
12.11.24 Köln, Bürgerhaus Stollwerck