Foto-© Imogen Barron
Jon Hopkins ist kein 0-8-15-Künstler der elektronischen Musik – vielmehr verschreibt sich der britische Musikproduzent und DJ immer wieder größeren Konzepten und Ideen, die weit über den Dancefloor hinausgehen. So auch bei seinem just angekündigten neuen Album RITUAL, das in Form einer 41-minütigen elektronischen Symphonie daherkommt, die einer emotionalen Achterbahn gleicht. Da sind Bässe, die das Zwerchfell in Schwingungen bringen, hypnotisches Schlagzeugspiel und transzendente Melodien, die wie das Licht am Ende eines Tunnels hinter geschlossenen Augenlidern wirken. Das spannungsgeladene, eindringliche und triumphale Werk ist eine Zusammenfassung der Themen, die Hopkins in seiner 22-jährigen Karriere erforscht hat, und stellt das dynamischere Gegenstück zu Music For Psychedelic Therapy von 2021 dar.
RITUAL ist ein einziges Stück, das sich in acht Kapiteln entfaltet und durch Tiefe und Kontrast besticht. Mit Zeremonien, spiritueller Befreiung und der Reise des Helden als Inspiration, zapft es eine uralte und ursprüngliche Energie an und wird am 30. August über Domino veröffentlicht. Hopkins selbst erklärt darüber: „Ich habe keine Ahnung, was ich tue, wenn ich komponiere. Ich weiß nicht, woher es kommt, und ich weiß nicht, wohin es geht, und es scheint auch nicht wichtig zu sein. Ich weiß nur, wann es fertig ist. Alles, was ich also tun kann, ist, mich bis zum Ende vorzutasten und dann zu versuchen, im Nachhinein zu analysieren, was vor sich gegangen sein könnte, und herauszufinden, was der Zweck ist. Klar ist, dass dieses Stück die Struktur eines Rituals hat. Ich weiß, was dieses Ritual für mich ist, aber für Sie wird es etwas anderes sein. Ich halte es für wichtig, nicht genau zu sagen, was dieses Ritual eigentlich ist. Es fühlt sich an wie ein Werkzeug, vielleicht sogar eine Maschine, um Portale in Ihrer inneren Welt zu öffnen, um Dinge freizulegen, die verborgen und vergraben sind. Dinge, die durch die Spannung in Ihrem Körper festgehalten werden. Es fühlt sich also nicht wie ein „Album“ an – eher wie ein Prozess, den man durchläuft, etwas, das an einem arbeitet. Gleichzeitig fühlt es sich an, als erzähle es eine Geschichte. Vielleicht ist es die Geschichte eines Prozesses, den ich durchlaufe, und den wir alle durchlaufen. Vielleicht ist es auch die Geschichte von Schöpfung, Zerstörung und Transzendenz. Vielleicht ist es die Geschichte der archetypischen Heldenreise – die Reise des Vergessens und des Erinnerns.“
Das heute mit der Album-Ankündigung erschienen erste Stück RITUAL (evocation) ist ein Vorgeschmack darauf und geprägt von tiefen, hypnotischen Drums und einem langen Aufbau zu epiphanem Licht. Sie ist so konzipiert, dass sie dem Hörer einen Einblick in die gesamte Erfahrung gibt. Im Mittelpunkt steht ein gewaltiger, fast unmöglich intensiver Aufstieg, der uns durch einen Sturm von Dissonanzen in ein Funkeln wilder Arpeggien und schließlich zum Auftauchen eines klaren und aufsteigenden Gesangs führt. Das dazugehörige Video wurde von Dave Bullivant in Zusammenarbeit mit Hopkins gedreht und zeigt die Seilartistin Bryony Louise Fowler, die die Emotionen des Titels in einer fesselnden Darbietung widerspiegelt.