KHRUANGBIN – A La Sala


Foto-© David Black

Waiting for May to come
Hoping for the rain
A memory held too long
Just another day

Oh, what it could be
Oh, what a dream to me

Memory burned and gone
A multicolored grey
Waiting for May to come
Happy for the rain

Oh, what it could be
Oh, what a dream to me

(Khruangbin – May Ninth)

Mit ihrem exotischen Stilmix machen es Khruangbin den Musikkritikern, die bekanntlich immer auf der Suche nach handlichen Schubladen sind, nicht leicht. Ihr (überwiegend) instrumentaler Sound hat etwas Nostalgisches oder auch Esoterisches an sich, funktioniert mit seinen süßlich-coolen Harmonien und den prägnanten, dubbigen Bass-Läufen aber ebenso in der Coffee-Bar wie als Chillout-Klangtapete im Club. “Tanzmusik für die Hipster dieser Welt” war einer der Versuche dieses Schreibers, das Phänomen Khruangbin zu erfassen. (Bin für bessere Vorschläge offen.)

Auch das vierte Studioalbum A La Sala (spanisch für “zum Zimmer”) dürfte wieder einige spannende Beschreibungen hervorbringen. Bassistin Laura Lee Ochoa, Schlagzeuger Donald Johnson Jr. und Gitarrist Mark Speer machen in den zwölf neuen Tracks konsequent weiter mit ihrer Suche nach einem ganz eigenen künstlerischen Statement – und haben Erfolg damit.

Geheimnisvolle weibliche wie männliche Vocals flirren im Hintergrund herum, die Gitarre ergeht sich im edlen Wohlklang, Bass und Drums geben den ansonsten butterweichen Songs Struktur und Rückgrat. Pon Pon groovt unaufgeregt-lässig, während Todavia Viva verträumt vor sich hin tänzelt. Auch Italowestern-Filmmusik findet sich hier und da, und mit dem Closer Le Petit Gris sogar eine zarte Instrumental-Ballade. Hold Me Up (Thank You) lässt den Afropop rein.

So richtig zum Schwitzen bringt einen diese “Tanzmusik” freilich nie. Als “Partyplatte” bezeichnete das Label Dead Oceans noch die sehr erfolgreiche (in Deutschland Chartsplatz 8, im UK Rang 7) Vorgängerplatte Mordechai von 2020, der Khruangbin 2022 Kooperationen mit dem Soul-Sänger Leon Bridges (Texas Moon) und dem malischen Musiker Vieux Farka Touré (Ali) folgen ließen. Auf A La Sala ist das Easy-Listening- und Midtempo-Element ausgeprägter, fast so wie in der Frühzeit des Trios aus Houston/Texas. “Gefühlsmäßig wollten wir alle drei wieder an den Anfang zurückkehren, dorthin, wo wir herkamen – sowohl klanglich als auch vom Gefühl her”, sagt Laura Lee Ochoa über den Back-to-the-roots-Trend des aktuellen Albums.

Festlegen lassen sich die drei US-Amerikaner jedenfalls auch diesmal nicht – man muss/darf schon für Studioalbum Nummer fünf mit einer Änderung oder Erweiterung ihres ungewöhnlichen Sounds rechnen. Zitat Mark Speer: “Ich habe vor langer Zeit etwas gelesen, das Miles Davis zugeschrieben wird. Er sagte: Wenn sie schnell spielen, spielst du langsam. Wenn sie langsam spielen, spielst du schnell. Und das ist definitiv die Art und Weise, wie ich die Musik betrachte: Folgt nicht den Trends. Und wenn dies der Trend ist, dann mach etwas anderes.”

Fazit: Für musikalischen Eskapismus angesichts einer düsteren Gegenwart gibt es derzeit keine bessere Adresse als Khruangbin. Schöne Platte.

Khruangbin – A La Sala
VÖ: 05. April 2024, Dead Oceans
www.khruangbin.com
www.facebook.com/khruangbin

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Werner Herpell

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