MARCO ROSSI – Since Returning From The Moon

See where the sleepwalker winds up again?
In my delirium, I don’t feel the rain
I envy the hours, I envy the days
You get to enjoy in that magical place

Dream all you like, dream all you want,
Dream what you will until you feel no remorse
Follow me down, regain the ground,
Rebuild the town in the image of what was lost

This time the street signs unlock secret codes
Recovered files while the network explodes
I envy the flowers, I envy the leaves
That get to be part of those magical scenes

Dream all you like, dream all you want,
Dream what you will until you feel no remorse
Follow me down, regain the ground,
Rebuild the town in the image of what was lost

(Marco Rossi – What Was Lost)

Achtung, hier ist Nerd-Wissen gefragt: Wer waren The Left Banke, Orange Bicycle, Strawberry Alarm Clock, The Peppermint Trolley Company und We The People? Um diese gänzlich oder zumindest großteils vergessenen Bands korrekt einzuordnen, braucht’s viel popgeschichtliche Expertise. Der Brite Marco Rossi hat davon mehr als genug – als Schreiber für das Retro-Sounds-Magazin Shindig! und auch als Musiker. Ein Dutzend Songs der oben Genannten und ähnlich obskurer Zeitgenossen wie The Nazz, PF Sloan oder Paul Williams hat Rossi erst kürzlich liebevoll und kompetent neu eingespielt.

Auf das Cover-Album The Sincerest Form Of Flattery (im vorigen Jahr bei Fruits De Mer Records erschienen) folgt jetzt schon der nächste Psychedelia-Streich: eine Platte mit selbstgeschriebenen Songs in ähnlichem Stil, die Rossis fast schon manische Verehrung für die schräg-melodische Musik der mittleren/späten Sixties bis frühen Seventies, den Barock-Pop und Psychedelia-Garage-Rock jener Jahre, in tolle Harmonien kleiden. Das sehr hörenswerte Ergebnis heißt Since Returning From The Moon, herausgebracht vom kleinen schottischen Spezialisten-Label Last Night From Glasgow (LNFG).

Die zwölf Tracks sind ein wilder Ritt – und zugleich durchaus anschlussfähig für alle Fans, die bei aktuellen Retropop-Scheiben von The Lemon Twigs, Miles Kane, The Coral oder Temples vor Begeisterung in die Knie gehen. Marco Rossis Zeitreise beginnt mit Don’t Have Nightmares, er knüpft hier beim Sound der Retropop-Götter XTC in ihrer zeitweiligen Eighties-Inkarnation The Dukes of Stratosphear an. Grandios. Erst recht wenn man bedenkt, dass der 62-Jährige für diesen opulent klingenden Opener fremde Hilfe lediglich bei Flöte, Vibrafon und Farfisa-Orgel in Anspruch nehmen musste, ansonsten aber jeden Ton mit nur einem einzigen Mikro im Schlafzimmer seines Sohnes aufnahm.

Watery Lane ist ein ähnlich komplexer Sixties-Pop-Song, für die vorab ausgekoppelte, nostalgisch angehauchte Single Kensington Gore half Simon Swarbrick mit einem dezenten Streicher-Arrangement aus. Besonders mitreißend klingt What Was Lost, das an die mittleren Beatles der Rubber Soul– und Revolver-Jahre denken lässt. Das nur knapp zweiminütige Harvester Of Likes macht in seiner knapp bemessenen Spieldauer so gute Laune wie wohl nur wenige andere Songs in diesem Frühling. Obwohl, wie Rossi betont, seine Texte auch die düstere Gegenwart des Jahres 2024 spiegeln, der er “warmth, inclusivity, compassion, openness, hope and harmony” entgegensetzen möchte.

In diesem Sinne geht es munter weiter bis zum Glam-Pop von The Dregs und dem natürlich gar nicht leichtgewichtigen Closer Lightweight. Es sind stets ambitionierte, psychedelisch bunt schillernde Liebhaber-Stücke, die genauso gut vor 50 oder 60 Jahren entstanden sein könnten. Als Sänger erinnert Marco Rossi vornehmlich an Kollegen wie Andy Partridge (XTC) oder Thomas Walsh (Pugwash), die mit ihrem nostalgisch-noblen Songwriting ebenfalls schon lange die Fahne einer Sixties-Renaissance hochhalten. Fazit für Since Returning From The Moon: Mehr Retropop-Spaß geht nicht. Ganz starke Leistung.

Marco Rossi – Since Returning From The Moon
VÖ: 12. April 2024, Last Night From Glasgow
www.twitter.com/marcosquawks

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Werner Herpell

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