GOLDA – ISRAELS EISERNE LADY – Filmkritik


Foto-© Aidem Media Ltd, Foto Sean Gleeson

I will carry that pain into my grave.

(Golda – Israels Eiserne Lady – Golda)

Golda erzählt die bewegende Geschichte der namensgebenden israelischen Premierministerin Golda Meir, gespielt von Helen Mirren. Im Fokus der Yom Kippur Krieg 1973, der Israel an den Rand der Zerstörung und sie ins Zentrum der Macht gezerrt hat.

Nicht, dass Premierministerinnen nicht grundsätzlich im Zentrum der Macht stehen würden, aber wenn der Film eines deutlich macht, dann wie unmöglich diese Entscheidungsgewalt bei unklarer, widersprüchlicher Informationslage ist. Geschichtskenner können besonders viel aus diesem intensiven, besprechungsraumfokussierten Drama ziehen, aber auch weniger bewanderte Zuschauer werden sich der Anziehung der damals (wie meist heute) extrem maskulinen, zigarettenverqualmten Besprechungen kaum entziehen können. Im Zentrum steht dabei eine mitreißende Darstellung von Helen Mirren, deren Transformation neben ihrem schauspielerischen Talent täglich 3,5 Stunden Maske und Makeup benötigt hat.

Sie schafft es Golda in all ihrer Stärke, aber auch den schwachen bis verletzlichen Momenten darzustellen. Daneben überzeugt ebenfalls Liev Schreiber als ihr langjähriger Freund Henry Kissinger sowie das restliche Kabinett und ihre Assistentin, im Fokus jeder Szene und des Films ist aber, wenig überraschend und zum Glück, Helen Mirren. Entgegen ihrer Performance ist der Film insgesamt leider etwas trocken und faktenfokussiert. Was der Krieg und das Elend mit ihr und mit Israel macht, erleben wir primär anhand ihr und ihrer Mimik, die Schlachten selbst bekommen wir nur am Rande zu sehen. Wie auch für Golda ist die Bedrohung somit gleichzeitig allgegenwertig, aber dennoch schwer greifbar. Ein absolut adäquates Stilmittel, sicher bewusst gewählt und konsequent umgesetzt, nur eben visuell nicht besonders mitreißend. So ist man zu gleichen Teilen um Israel als Ganzes, wie um den Gesundheitszustand Goldas besorgt. Obgleich sie sich 1973 bereits in Chemotherapie wegen Lungenkrebs befindet, sehen wir sie eine Zigarette nach der anderen rauchen, ja sogar die nächste Zigarette mit dem glimmenden Rest der aktuellen anzünden. Sogar auf dem Weg und direkt nach der Bestrahlung. Diese Szenen im Keller des Krankenhauses, damit die Öffentlichkeit nichts von ihrer Krankheit, ihrer Schwäche, erfährt, gehören zu den schmerzhaften emotionalen Höhepunkten. Auch weil hier ihre eigenen Leiden mit den Folgen des Krieges zusammenkommen, wenn wir ihr ein ums andere Mal durch die immer voller werdende Leichenhalle zum Behandlungsraum folgen.

Wo vor kurzem Alex Garlands Civil War zu Unrecht beschuldigt wurde, keine Stellung zu beziehen und die Herleitung des Bürgerkriegs nicht glaubwürdig zu zeichnen, sieht sich Golda mit dem Vorwurf israelischer Propaganda konfrontiert. Während Garland jedoch schlicht zeigen wollte, wie grausam die Folgen eines Bürgerkriegs in einem modernen westlichen Land sind, will Golda in keinem Moment den aktuellen Gaza-Krieg rechtfertigen. Im Gegenteil sehen wir hier, wie eine Strategie der Zurückhaltung damals zum Erfolg geführt hat, werden daran erinnert, wie fragil der Frieden in der Region schon immer war, vor allem aber das Portrait einer ganz besonderen Frau, deren Leistung man nicht einfach abtun sollte, egal welcher politischen Gesinnung man nachgeht. Filmisch ist Golda, trotz der fantastischen Performance von Helen Mirren, aber nur geschichtlich Interessierten zu empfehlen, diesen jedoch mit wie ohne Vorbildung.

Golda (USA 2023)
Regie: Guy Nattiv
Besetzung: Helen Mirren, Liev Schreiber, Camille Cottin, Ellie Piercy, Zed Josef, Henry Goodman
Kinostart: 30. Mai 2024, Weltkino

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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