KING HANNAH – Big Swimmer


Foto-© Katie Silvester

One, two, three
One, two, three

When the river is floating and
And the mouth has come to its end
Do you carry on swimming or
Do you jump out and grab your towel?

‘Cause I’m a big swimmer
I’ll swim at anything
‘Cause I’m a big swimmer
I’ll dive in my head first thing

‘Cause if I want it, I’ll go
And if I want it, I’ll go
Grab it and never let go
Until, until it feels right to do so
It feels right to do so

(King Hannah feat. Sharon Van Etten – Big Swimmer)

Die coole Stimme der jungen Pretenders-Chefin Chrissie Hynde und die epische Bratz-Gitarre von Neil Young – wer im Rock-Himmel hat sich denn diese irre Kombination ausgedacht? Oder ist das am Ende gar eine verschollene Session der beiden aus den späten 70ern? Ist es nicht, die Sensation bleibt also aus. Aber ganz großartig klingt es doch, was auf dem zweiten Track des zweiten Studioalbums von King Hannah (auch danach noch öfter) passiert – und unwillkürlich von einem potenziellen Gipfeltreffen Hynde/Young träumen lässt. Mit New York, Let’s Do Nothing hat der Song auch noch einen superlässigen Titel.

Schon mit ihrem Debütalbum I’m Not Sorry, I Was Just Being Me (2022) zeigte die aus Liverpool stammende Band um Hannah Merrick und Craig Whittle, dass sie eine spannende Besonderheit im Indie-Sektor ist. Und das bestätigt sich auf dem Nachfolger Big Swimmer mit seiner tollen Mixtur aus feedback-gesättigtem Gitarren-Rock und Dream-Pop. Die teilweise im lasziven Sprechgesang daherkommenden Merrick-Vocals und Whittles virtuose Kunst an den sechs Saiten sind auch jetzt wieder nie weniger als faszinierend. Da bedarf es fast gar nicht mehr eines Gastauftritts, der King Hannah freilich bereits hochverdiente zusätzliche Publicity einbringt – im Opener und Titelstück singt die große US-Singer-Songwriterin Sharon Van Etten mit (später dann, in This Wasn’t Intentional, gleich noch mal).

Ein tendenziell britpoppiger Liverpool-Sound lässt sich hier also eher nicht ausmachen – weder The Beatles noch Echo & The Bunnymen, weder The La’s noch The Lightning Seeds (um nur mal vier wichtige Merseyside-Bands zu nennen) haben bei Merrick/Whittle Spuren hinterlassen. Daher geht das neue King-Hannah-Album konsequenterweise auf Sessions “mitten in der südwestlichen Wüste New Mexicos” zurück, wie das zu Recht stolze Entdecker-Label City Slang berichtet. Das gut achtminütige, wie glühende Lava mäandernde Song-Monument Somewhere In El Paso verweist außerdem auf eine texanische Großstadt.

“Der Aufenthalt an einem neuen Ort öffnete ihnen die Augen für alltägliche Begebenheiten, die sie vielleicht ignoriert hätten, wenn sie in Liverpool passiert wären. (…) Vor allem in den USA sahen Merrick und Whittle durch das Fenster ihres Tourbusses wie durch eine Art Projektionsfläche, aus der die Inspiration für ihre Geschichten strömte”, heißt es weiter im Label-Erklärtext. Es sind also amerikanische Künstler wie Neil Young & Crazy Horse, Bill Callahan (Smog) oder Slint, die Big Swimmer geprägt haben. Mit John Prine On The Radio gibt es zum Abschluss dann sogar noch eine Hommage an einen der (aus dem US-Country stammenden) Lieblings-Songwriter des Duos.

King Hannah – Big Swimmer
VÖ: 31. Mai 2024, City Slang
www.kinghannah.com
www.facebook.com/kinghannahmusic

King Hannah Tour:
05.09.24 Berlin, Lido

YouTube video

Werner Herpell

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