LATE NIGHT WITH THE DEVIL – Filmkritik


Foto-© Capelight Pictures

Ladies and Gentelman, please stay tuned for a live television first, as we attempt to commune with the devil.

(Jack Delroy – Late Night with the Devil)

Jack Delroy (David Dastmalchian) ist Late Night-Talkshowhost und hat es nie so richtig nach ganz oben geschafft. Eine private Tragödie schafft es nicht, ihn von seinem Karriereziel abzubringen, aber auch das mediale Ausschlachten eben dieser bringt ihn nicht an sein Ziel, die Spitze der Einschaltquoten. Ein Halloween Special, mit einer Séance als Höhepunkt, soll nun eben diesen Durchbruch bringen.

Regie-Duo Cameron und Colin Cairnes präsentieren uns diese Geschichte als „Found Footage“ Horrorfilm. Ein Sub-Genre, das nach dem Überraschungserfolg von Blair Witch Project (1999) oft „kopiert“, aber selten erfolgreich umgesetzt wurde. Glücklicherweise ist Late Night with the Devil alles andere als eine einfache Kopie, sondern hat sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch seine eigene Stimme und ist nicht mehr und nicht weniger als eine konsequent umgesetzte, singuläre oder vielmehr duale Vision. Die Cairnes Brüder, die auch das Script geschrieben haben, präsentieren die Story als Originalaufnahme der kompletten Talkshow, eingerahmt in eine Fernseh-Retrospektive über den Aufstieg und Niedergang von Delroy. Dabei sind alle Gäste und vor allem Host Jack Delroy so interessant, dass man beinahe vergisst, dass ja alle wegen dem titelgebenden Interview mit dem Teufel da sind. Das liegt zu einen am tollen Spiel von David Dastmalchian, zum anderen daran, dass auf dem Weg zum Finale sehr geschickt hier und da kleine Horrorelemente eingestreut werden. So breitet sich eine wohlig böse Vorahnung im Publikum (auf wie vor der Leinwand) aus, die im fulminanten Finale mehr als erfüllt wird. Inszenatorisch ist der Film genrebedingt nicht spektakulär, begeistert aber mit authentischem 70er Jahre Flair und der konsequenten Umsetzung des Talkshow- und Reportagen-Formates. Inhaltlich wird mehr Abwechslung geboten als man erwarten würde. Vom Mentalisten über den Skeptiker bis hin zu der Séance wird, vor dem Hintergrund der allgemeinen „Satanic Panic“, die sich in den USA zu dieser Zeit langsam ausbreitete, thematisch anhand der Gäste alles abgearbeitet, was man sich wünschen könnte. Die Klammer um all diese Elemente spannt dabei neben dem Talkshow Format die Geschichte von Delroy selbst, die genug Spannung beinhaltet, um locker mehr als die knappen 93 Minuten Laufzeit zu füllen.

Ein Horror Kleinod, das sich Fans der Found Footage und Satanismus Subgenres nicht entgehen lassen sollten. Viel wichtiger aber sollten sich Verweigerer der Genres nicht abschrecken lassen, denn neben einem effektiven Genrefilm ist Late Night with the Devil auch schlicht ein sehr guter Film. Mit viel Liebe, konsequent umgesetzt und nicht nur für Horrorfans sehr sehenswert.

Late Night with the Devil (USA 2024)
Regie: Cameron Cairnes und Colin Cairnes
Besetzung: David Dastmalchian, Laura Gordon, Ian Bliss, Fayssal Bazzi, Ingrid Torelli, Rhys Auteri
Kino Start: 30. Mai 2024, Capelight Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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