AMANDA BERGMAN – Your Hand Forever Checking On My Fever


Foto-© Julia Mård

I wasn’t off just for a ride
More than I needed time
Know that I had no calm in my head
My hands in the water
In dull gold coat across the border
I turned it over thought you’d cheat it

Want to act like you’re not bleeding
needs another planet
No, dont wanna take you driving around
I wanna be a child
and as I have to compromise
My hands in the Water

(Amanda Bergman – My Hands In The Water)

Ohne Amanda Bergman zu nahe zu treten: Das Gefühl, hier werde die Songwriter-Musik neu erfunden oder auch nur spürbar modernisiert (wie etwa von einer Billie Eilish), hat man bei ihren Liedern nie. Das wird sie auch nicht im Sinn haben – und es ist (wenn man es denn überhaupt negativ meint) auch schon das Schlechteste, was man über ihr zweites Soloalbum Your Hand Forever Checking On My Fever sagen kann. Ja, dies ist eine im klassischen Sinne schöne, hochwertige Folkpop-Platte, die Erinnerungen an einige der ganz Großen des traditionsreichen Genres wachruft: Carole King, Stevie Nicks, Aimee Mann, Leslie Feist, Chan Marshall aka Cat Power (am häufigsten) – you name it.

Schon der Opener Wild Geese, Wild Love wärmt Herz und Seele mit prächtigen Westcoast-Aromen aus der Fleetwood-Mac-Küche. Poor Symmetry ist eine versonnene Piano-Ballade zum Niederknien, auch hier trifft die flexible, zugängliche Stimme der Schwedin auf den Punkt. Und My Hands In The Water klingt lässig und tiefgründig zugleich mit dem an The War On Drugs erinnernden Rhythmus (inklusive der für diese US-Band so typischen sphärischen Bläser) und den traumverlorenen Vocals. Schon nach diesem fünften Track, etwa zur Hälfte des Albums, fragt man sich, warum Taylor Swift zur neuen Singer-Songwriter-Göttin hochgehypt wurde und viel zu wenige potenzielle Hörer diese wunderbare Amanda Bergman kennen.

Das Label Cow Cow (auf ihrem eigenen Bauernhof in Schweden beheimatet und damit wohl das einzige kombinierte Farm- und Plattenlabel in Europa) stellt die Musikerin zusätzlich als “Umweltaktivistin, Landwirtin und Mutter” vor. Auf der Geese-Doppelsingle thematisiert sie ein trauriges und ein schönes Ereignis – den Krebs-Tod ihres Vaters (“als bittersüßes Dankeschön und eine Art Feier der wilden, bedingungslosen Liebe zwischen einem Vater und einer Tochter”) und die Geburt ihrer beiden Kinder: “Ein Lebensende, ein Lebensanfang und einer, der mittendrin ist und Bilanz zieht.”

Vor ihrer Solokarriere war Bergman bereits Teil des schwedischen Musikerkollektivs Amason, unter anderem mit Gustav Ejstes (Dungen), dem Jazz-Schlagzeuger Nils Törnqvist, dem Bassisten (ihrem Lebenspartner) Petter Winnberg und dem Jazz-Pianisten Pontus Winnberg. Dann kam 2016 das hochgelobte Debüt Docks heraus, und es wurde einige Jahre still um sie. Das sollte, das muss sich nun wirklich ändern. Denn Your Hand Forever Checking On My Fever ist ein dermaßen jubilierendes, bezwingendes Folkpop-Juwel, dass man sich auf die nächsten Ereignisse rund um Amanda Bergman (darunter eine Europa-Tournee im September) nur freuen kann.

“Ich meine, was wäre die Menschheit ohne Musik?”, fragt die Singer-Songwriterin aus dem nordeuropäischen Land, das für seine tolle, vielfältige Folkpop/Folkrock-Szene ohnehin bekannt ist. “Für mich ist sie sehr grundlegend. Nicht nur, weil ich sie schön finde. Sondern weil ich mich wirklich auf sie verlasse und an sie glaube.” Kann man nur unterschreiben.

Amanda Bergman – Your Hand Forever Checking On My Fever
VÖ: 07. Juni 2024, Cow Cow Records
www.amandabergman.se
www.facebook.com/amandabergmanofficial

Amanda Bergman Tour:
16.09.24 Berlin, Privatclub
24.09.24 Köln, Jaki
26.09.24 Hamburg, Nochtwache

YouTube Video

Werner Herpell

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