Foto-© Gus Black
Time, it’s all about time now
Tick-tock I rock, but then I look at the clock
Knock-knock, who’s there?
Well, I don’t dare…
Open the door
Time, there was nothing but time then
Click-clack riding down the tracks
Never worried about coming back
Anyplace looked good to me
Why not stop and see…
What’s there?
Time, there isn’t much time now
What’s the fear, well, I like it here
With the ones I love so near
Maybe there’s just some way
Dеar god…
I can stay
(Eels – Time)
Es klingt wie ein Happy-End: Das letzte, wunderschön lebensbejahende Stück auf dem neuen Album der Eels heißt Let’s Be Lucky. Und zum Glücklichsein – im Sinne von “Nochmal Glück gehabt!” – hat Sänger und Songschreiber Mark Oliver Everett auch allen Grund.
Auf dem Coverfoto der Platte tritt der Mann vor und hinter dem Langzeit-Projekt Eels, am Mikroständer stehend, kräftig in die Luft. Es könnte eine ganz normale Konzert-Impression voller Energie und Freude am Live-Spielen sein, ist aber mehr als das – ein trotziges (Über)Lebenszeichen des 61 Jahre alten Musikers, der erst kürzlich dem Tod von der Schippe gesprungen war. Dazu passt auch der Albumtitel Eels Time! – in diesem Fall wohl so zu übersetzen: Es ist Zeit, weiterzumachen mit dem Dasein in dieser Welt, nachdem die andere, die jenseitige Welt schon verdammt nah war.
Fast so schlimm wie seinen genialen Physiker-Vater, der mit nur 51 Jahren an einem Herzinfarkt starb, traf es auch auch Everett, der sich gern schlicht mit E abkürzt. Er wurde voriges Jahr nach einer Routine-Untersuchung mit niederschmetterndem Ergebnis (die Hauptschlagader drohte zu platzen) notoperiert. Bilder des Künstlers mit einem riesigen Schnitt auf der Brust sind ein ziemlicher Schock. Beim Eels-Frontmann ging es gerade nochmal gut – “nur die Narbe erinnert mich daran, dass das wirklich passiert ist”, sagte Everett gerade erst dem Rolling Stone.
Wenn man jetzt die 14. Studioplatte seines Bandprojekts hört, meint man die verzagt-ängstliche Grundstimmung durchaus öfter zu spüren, etwa im Opener Time (“Maybe there’s just some way/Dear God…/I can stay”) oder im Song For You Know Who. Andererseits ist dies natürlich wieder ein typisches Eels-Album mit seinen gedämpften und seinen aufgekratzten Momenten – was je nach Sichtweise Gutes oder Schlechtes bedeuten kann. Denn einerseits sind die zwölf neuen Lieder zwischen fragilem Balladen-Folk und bluesigem Slacker-Rock von gewohnt hoher Everett-Qualität, andererseits aber auch oft ein bisschen vorhersehbar.
Man muss im Grunde feststellen, dass Everett und die Eels nach dem meisterlichen Grunge-Pop-Debüt Beautiful Freak (1996), dem düster zerschossenen Nachfolger Electro-Shock Blues (1998) und dem bildhübschen Daisies Of The Galaxy (2000) auf hohem Niveau stagnieren, ohne dass es jemals eine wirklich schlechte Platte von ihnen gegeben hätte. Auch Eels Time! enthält nun die typischen Band-Ingredienzen zwischen Zartgefühl und Ruppigkeit, perfekten Popharmonien und Tom Waits-Raubauzigkeiten.
Everett singt mal schüchtern im Falsett (And You Run), um seine Stimme im nächsten Track wüst und verzerrt klingen zu lassen (Lay With The Lambs). Besonders schön, weil federleicht und breezy, sind die Westcoast-Pop-Songs Sweet Smile und I Can’t Believe It’s True. Das letztgenannte Stück hat der Multiinstrumentalist seinem siebenjährigen Sohn gewidmet, der den Überlebenswillen des Vaters gestärkt haben dürfte.
“In meinen Zwanzigern und Dreißigern war ich so was von ahnungslos. In dieser Hinsicht wird es mit den Jahren einfacher”, sagt Everett im RS-Interview über seinen gereiften Status Quo. “Man macht sich nicht mehr wegen Kleinigkeiten verrückt.” Diese Entspanntheit nach schweren familiären Krisen vor 20, 25 Jahren und der aktuellen Nahtod-Erfahrung zeigt auf Eels Time! Wirkung. Es gibt darauf ein halbes Dutzend herausragender Songs, ohne dass dieses Eels-Album insgesamt zu den großen Highlights des Everett-Katalogs gehört.
Eels – Eels Time!
VÖ: 07. Juni 2024, E-Works
www.eelstheband.com
www.facebook.com/THEEELS