Foto-© Dean Rogers
I have just completed mowing your lawn
It remains a label as of love but I need to be around you
And the grass keeps growing and so needs cutting
So I’m there for the doing
And I go backwards and I go forward
Striping my way to the borders
Looking at you through the window
I want to taste you
Taste your lips, feel your hair
I want to breathe you
Taste your hips, taste your skin
I want to own you
Taste your mouth, taste your fingers
I want to love you
Taste your breath, taste your sweat
Let me adore you
Now I try to imagine you a vine
What sort you’d be and how I would describe you
I read the vine you come from grows on hot land
There’s a heat running through your veins I feel it now in mine
This vine’s a sensation now wouldn’t you agree
Miss Flower?
(Emiliana Torrini – Miss Flower)
Von einem echten Comeback kann man nicht sprechen – aber doch von einer Art Neustart als Solokünstlerin: Emiliana Torrini veröffentlicht ihr erstes Singer-Songwriter-Album seit Tookah von 2013 – dazwischen lagen nur zwei (sehr gelungene) Interimswerke mit dem belgischen Chamberpop-Projekt The Colorist Orchestra. Jetzt also Miss Flower, eine Platte, für die Torrini ihre Perspektive gewechselt hat beziehungsweise in eine andere Haut geschlüpft ist. Die neun Songs plus ein Instrumental sind Vertonungen von Briefen, die über mehrere Jahrzehnte an die inzwischen gestorbene Mutter einer der engsten Freundinnen Torrinis geschrieben wurden.
Früher habe sie meist Lieder aus ihrer sehr persönlichen Sicht verfasst – und “dabei ging es dann doch oft um mich selbst”, räumte die 47-jährige Sängerin kürzlich in einem Interview ein. Nun hingegen “die Geschichte anderer zu erzählen – wie wir es jetzt getan haben – ist wundervoll, einfach weil ich selbst so sehr daran interessiert war. Ich kenne meine eigene Geschichte ja nun wirklich zur Genüge, und die finde ich nicht besonders interessant.”
Ihr Ausgangspunkt war eine Kiste mit Liebesbriefen “von Männern aus der ganzen Welt, über Jahrzehnte geschrieben an eine Frau, deren Leben so spannend war wie auch geheimnisvoll”, berichtet Torrinis Label Grönland Records. Torrini erzählt: “Wir haben angefangen, einige dieser Briefe, meist, aber nicht nur, von Männern zu lesen. Sie waren ziemlich besessen von ihr, total verknallt.”
Soviel zur Inspiration für die Lyrics, die manchmal ernst oder melancholisch, oft aber auch humorvoll und sogar ganz schön sexy daherkommen. “When we make love…” heißt es beispielsweise mantra-artrig zu sphärischem Keyboard-Geplucker in Love Poem, einem Song, mit dem Torrini rein stimmlich dem ungeliebten Björk-Vergleich kaum entkommen dürfte. Die Basis war ein Gedicht von Geraldine Flower an ihren Langzeitgeliebten. “Ich suchte verzweifelt nach ihren eigenen Worten für die Platte, da wir nur Briefe an sie, aber nicht von ihr zur Verfügung hatten. Als ihre Tochter Zoe schließlich das Gedicht fand, fühlte sich das wie ein Wunder an, und wir konnten das Album zu Ende bringen.”
Auch der Titelsong ist ziemlich “explicit” lustbetont – “very sensual and rather obsessive”, wie Torrini selbst sagt. “Ich kann jetzt sehr gut verstehen, warum sie neun Heiratsanträge erhielt und trotzdem wie ein Schmetterling war und nie heiratete.” Geraldine Flower sei absolut unabhängig gewesen, “sie lebte ihr Leben ohne Kompromiss und voller Abenteuerlust”. Die überwiegend elektronische Musik zu diesen Lyrics bleibt insgesamt reduziert, so dass man sich gut auf die von Emiliana Torrini gesprochenen/gesungenen Worte der Miss Flower und ihrer Liebhaber konzentrieren kann.
Da die enge Freundin Zoe Flower (auch auf dem Cover-Foto zu sehen) mit Torrinis langjährigen Keyboarder und Songwriting-Partner Simon Byrt verheiratet ist, gestalteten sich die Personalsuche und die Zusammenarbeit für das neue Album unkompliziert. Dennoch gingen schließlich rund zwei Jahre ins Land, bis die Platte erscheinen konnte.
Gut, dass es nun so gekommen ist. Emiliana Torrini, die vor 15 Jahren mit dem Album Me And Armini und der Nummer-eins-Single Jungle Drum auf dem Weg zum Mainstream-Starruhm war, dann aber doch in eine andere Richtung abbog, erweist sich erneut als eine der interessantesten europäischen Singer-Songwriterinnen. Und Miss Flower ist eine sehr hörenswerte Electro-, Trip-Hop- und Artpop-Platte, mit der die Isländerin einer faszinierenden, freigeistigen Frau ein Denkmal setzt.
Emiliana Torrini – Miss Flower
VÖ: 21. Juni 2024, Grönland Records
www.emilianatorrini.com
www.facebook.com/emilianatorriniofficial
Emiliana Torrini live:
25.07.24 Karlsruhe, Tollhaus
26.-27.07.24 Dortmund, Juicy Beats
27.-28.07.24 Eltville am Rhein, Heimspiel Knyphausen
05.10.24 Stuttgart, Mozart-Saal
06.10.24 Köln, Gloria
07.10.24 Leipzig, UT Connewitz
08.10.24 Hamburg, Elbphilharmonie