FABER – Addio


Foto-© Justus von Karger

Ich war jahrelang gefang’n
Gefang’n in deinen Fäng’n
Und jetzt schau mich an
Kannst du den Applaus hör’n von den Räng’n?
Nichts bringt mich ins Wanken, kein sexistischer Gedanke
In mei’m Kopf nur klare Sicht
Kenn’ Rassismus aus der Zeitung, aber von mir selber nicht
Sprich von mir in höchsten Tön’n wie die Zauberflöte
Kennst du mich, dann red von Glück, Arroganz, machst mich verrückt

(Faber – Du kriegst mich nicht zurück)

Julian Vincenzo Pollina, besser bekannt als Faber, hat nie halbe Sachen gemacht. So wundert es nicht, dass sein viertes Studioalbum Addio auf allen Ebenen genauso kracht, wie es seine Vorgängeralben taten. Mit der großen Geste einer exklusiven Pre-Release Tour, die auf Grund einer OP zunächst verschoben werden musste, wurde Addio bereits in diversen ausverkaufen Hallen aufgeführt und von seinen Fans mit großem Applaus abgenommen.

Wer das bisherige Schaffen des für seine provokanten, nachdenklichen und politischen Texte gefeierten Schweizer Liedermachers kennt, merkt, dass sich auf Addio (ital. „Auf Wiedersehen“) so manches verändert hat. Da liegt jetzt mehr Musik in der Luft und etwas weniger „Provokation“, vielleicht auch mehr Melancholie und weniger Aktivismus – alles klingt eben ein bisschen nach Abschied. Doch, und das ist unbestritten, ist es unverkennbar Faber, der einen Sound prägt, der deutschsprachigen Folk wieder cool gemacht hat. Was ihm dabei zu helfen scheint, ist eine Offenheit, die vor keinem Klang, keinem Bruch und keiner Sprache zurückschreckt. Am Ende stehen Songs, die vor Energie und Intensität strotzen, intelligent und doch „einfach zu verstehen“. So, wie man es von Liedermachern erwarten würde. Zentrale neue Stücke wie Du kriegst mich nicht zurück, Ayurveda oder Leon, sind die typischen Faber Gassenhauer, mit Tempo, zum Mitsingen, zum Feiern, begleitet vom Goran Koč y Vocalist Orkestar. Und wie gewohnt sind die Lyrischen Ichs dabei manchmal so fragil wie unerträglich. Doch wenn man mal wieder mitsingt, darf man sich dabei ernst nehmen, ohne sich zu schämen, während man sich gleichzeitig in die Kritik und den Sarkasmus hineingeben kann. Darin liegt das geniale Moment von Pollina’s Kunst.

Stolz kündigt die Ouvertüre zu Addio wie das Intro eines Westerns an, dass es sich bei diesem Album noch mehr um die Musik drehen wird, mit Streichern, Theremin und charakteristischem Spannungsbogen. Und dann geht die wilde Reise los, viele tanzbare Beats mit der typischen Polka-Machart, meistens vorwärts, doch gerne auch leise, wie auf dem gemütlichen Temptation Island oder Nocturne, das entsprechend mit gedämpften Keyboard auskommt. Dazu Pt.2 des Publikumslieblings Ihr habt meinen Segen („Oh Julian, die Zeit zieht an dir vorbei und dein Haaransatz sich zurück, es weht ein Wind in der Stadt und es zerbricht jedes Glück“). Mit Deus und Addio gelingt Faber dann noch der Spagat hin zu einem Rezitativ, unterlegt mit abendlicher Kammermusik und schließlich zu einem daran anschließenden Abschiedschoral. Wenn man jüngere Generationen von Chormusik überzeugen will, dann auf jeden Fall so.

Nach dem vorzeitigen Titeltrack (wir erinnern uns, Auf Wiedersehen) schließt das Album dann noch mit zwei Songs auf italienisch und schließlich einem schwizerdütsch-italienischen Requiem Pirdutu cori, zusammen mit seinem Vater Pippo Pollina, ein von vielen Fans sicherlich ersehntes Novum.

So schnell es beginnt, geht das Album zu Ende und es bleibt das Gefühl zurück, dass es weitergehen soll. Fabers Musik, seine Haltung, seine Texte, der Sound seiner Band und vor allem sein Mut in eine andere Kerbe zu schlagen. Man darf nicht davon ausgehen, dass der Albumtitel wörtlich zu nehmen ist, aber wer weiß das schon. Für den Fall, dass es doch ein Goodbye (und wenn nur auf Zeit) sein sollte, dann Addio Faber, du würdest fehlen!

Faber – Addio
VÖ: 7. Juni 2024, Vertigo Berlin
www.faber-supermarkt.com
www.facebook.com/fabermusik

Faber live:
20.06.24 Fulda, Museumshof
21.06.24 Mannheim, Zeltfestival Rhein-Neckar
22.06.24 Marburg, KFZ
23.06.24 Duisburg, Traumzeit Festival
21.07.24 Tuttlingen, Zeltfestival Honberg-Sommer
27.07.24 Jena, Kulturarena
01.08.24 Freiburg im Breisgau, Zelt-Musik-Festival
03.08.24 Augsburg, Freilichtbühne
08.-10.08.24 Rees, Haldern Pop Festival
09.08.24 Leipzig, Parkbühne Clara-Zetkin-Park (ZUSATZSHOW)
10.08.24 Leipzig, Parkbühne Clara-Zetkin-Park (AUSVERKAUFT)
11.08.24 Braunschweig, Wolters Applaus Garten
10.09.24 München, Tonhalle (AUSVERKAUFT)
11.09.24 München, Tonhalle (ZUSATZSHOW)
13.09.24 Nürnberg, Löwensaal (AUSVERKAUFT)
14.09.24 Stuttgart, Liederhalle (Beethoven Saal)
20.09.24 Wiesbaden, Schlachthof
21.09.24 Osnabrück, OsnabrückHalle
22.09.24 Hannover, Capitol
26.09.24 Rostock, Moya
27.09.24 Berlin, Tempodrom
28.09.24 Hamburg, Inselpark Arena
29.09.24 Köln, Palladium

YouTube video

Christian Weining

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