STING – Filmkritik

I’m gonna call you sting.

(Charlotte – Sting)

Ein etwas in die Jahre gekommenes Apartment in Brooklyn, eine vierköpfige Patchworkfamilie, die es wirtschaftlich nicht leicht hat und dann fällt auch noch ein klitzekleiner Meteorit vom Himmel, aus dem sich, wie ein Miniatur-Facehugger eine zunächst niedliche Spinne schält. Ihrer an nimmt sich die junge, comicbegeisterte Charlotte (Alyla Browne), unter deren fürsorglicher Hand die kleine Spinne erstaunlich schnell und ungewöhnlich lernt und vor allem zusehends wächst!

Sting spielt im Marketing wie im Film viel mit der Angst vor realen Spinnen. Auch wenn die kontinuierlich wachsende Größe von Sting, so tauft Charlotte ihren Schützling, beachtlich wird, ist der Film vom Style her wesentlich näher an einem Arachnophobia denn einem Eight Legged Freaks. Es ist also eher ein Film, der mit mehr oder weniger realistischen Szenarien rund um Spinnen spielt, als ein völlig überladenes Genrefest. Wobei er sich, wie auch Sting, von Minute zu Minute weiter in diese Richtung entwickelt. Etwas größer als bei Arachnophobia wird es somit in allen Belangen, nicht jedoch von den Dimensionen des Plots, denn wir bleiben im Apartment Block und sein verwinkeltes Netzwerk an Stirb Langsam-großen Luftschächten beschränkt. Diese Hommage ist übrigens nicht die einzige und so wird sehr offensichtlich vielen Genreklassikern zugzwinkert, allen voran den Alien– und Predator-Filmen. Der emotionale und Plot-technische Kern des Films bleibt dabei aber das Drama in und um Charlottes Familie, welches zwar keinen Oscar gewinnen würde, aber durchaus über dem Horrorfilm-Durchschnitt geschrieben ist. Dramaturgisch ist dieser Fokus, ebenso wie das klaustrophobische Apartment durchaus reizvoll, Genrefans müssen sich ob der räumlichen Eingrenzung mit einem geringen Bodycount abfinden. Eine Tatsache, die sicher auch in gewissem Maße dem Budget geschuldet ist. Wenn Sting jedoch jemanden oder etwas dahinrafft, gibt es kein Halten und nicht nur Zuschauer mit Abneigung gegen Spinnen werden ein ums andere Mal versucht sein, die Hände vor die Augen zu reißen. Wie für Genrefilme üblich sinkt die Plausibilität und steigt der Action- und Spaßfaktor analog der Größe der Antagonistin. Glücklicherweise sinkt dabei jedoch nicht die Qualität der Effekte, welche für die knackige Laufzeit von fast genau 90 Minuten konstant auf hohem Niveau bleiben.

Ohne den gesamten, nicht gerade umfangreichen, Plot zu verraten, kann man nicht viel mehr zu dem Film sagen. Die Figuren sind sympathisch, der Ton ist eher locker bis lustig, die Schocks sitzen, besonders natürlich, wenn man vor Spinnen Angst hat. Lange bevor einem langweilig wird, sind alle von Checkovs Pistolen abgefeuert und der Film ist vorbei. Wie auch Sting weiß Regisseur Kiah Roache-Turner genau was er will und liefert somit ein kompaktes Creature-Feature ab, das für Spinnen-Horror genau das tut, was Crawl für Krokodile und The Shallows für Haifische gemacht haben, nur eben das Pro- und Antagonistin etwas jünger sind.

Sting (AUS 2024)
Regie: Kiah Roache-Turner
Besetzung: Jermaine Fowler, Ryan Corr, Alyla Browne, Noni Hazlehurst, Danny Kim, Silvia Colloca, Penelope Mitchell
Kinostart: 20. Juni 2024, STUDIOCANAL

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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