THE BLOW MONKEYS – Together/Alone

 

Hey baby take a look around
We’re not the only game in town
They whisper in the trees
The spirits on the breeze say
We’re not the only game in town

I have seen the sorrow in your eyes
They promise you the world
Where trusts a busted flush
I just want to hold you
Lay ourburden down
We’re not the only game in town

We’re not alone
We’re not alone
We’re not alone
Anymore

I just want to hold you
Both feet on the ground
We’re not the only game in town

(The Blow Monkeys – Not The Only Game In Town)

Mit einem wehmütigen Was-wäre-wenn-Gefühl hält sich Dr. Robert – Sänger, Songwriter, Gitarrist und Keyboarder der Blow Monkeys – schon lange nicht mehr auf. Dass er, trotz einiger Hits mit seiner Band in den 80er/90er Jahren (Digging Your Scene, It Doesn’t Have To Be This Way, Wait) und trotz eines bemerkenswerten Talents als Frontmann und Performer, nie ein Superstar des britischen Pop geworden ist: perdu, geschenkt, alles nicht so wichtig – gemäß der aktuellen Songzeile “We’re not the only game in town”.

“Wenn ich einen großen Plan gehabt hätte, wäre ich wohl erfolgreicher gewesen, aber so ticke ich halt nicht”, sagte Robert Howard (so sein bürgerlicher Name) in einem Interview vor gut einem Jahr anlässlich der Wiederveröffentlichung des Durchbruch-Albums Animal Magic von 1986. Um mit Together/Alone nun eine brandneue Platte herauszubringen, die ihn auch wieder nicht zum Superstar machen, seinen exzellenten Ruf aber untermauern dürfte.

Dabei ist es ja wirklich ein bisschen ungerecht, dass in der Erinnerung an die glamouröse britische Pop-Szene der 80er zunächst Bands wie ABC, Duran Duran, Heaven 17, Spandau Ballet oder The Style Council auftauchen – aber nicht The Blow Monkeys. Dabei war das Blue-Eyed-Soul-Quartett um den sehr ansehnlichen, stets stilvoll gekleideten Dr. Robert seinerzeit eine feste Größe in den europäischen Charts. Und Howard hatte mit eloquentem Links-Drall (etwa als treibende Kraft der sozialistischen Musiker-Bewegung Red Wedge) auch politisch etwas zu sagen im frustrierten Land der üblen Tory-Regierung von Margaret Thatcher, gegen die ihr Nach-Nach-Nachfolger Rishi Sunak ein harmloses Männlein ist.

Wie gut die 1981 gegründeten, nach Split und Unterbrechung wieder fast in Originalbesetzung aktiven Blow Monkeys gealtert sind, lässt sich jetzt auf dem sehr frischen und smarten Together/Alone nachvollziehen. Der gebürtige Schotte Howard, seit kurzem 63, veröffentlicht das Album (wie bereits die Best-of-Compilation Time Storm – Greatest Hits Volume 2 von 2023) beim Label Last Night From Glasgow (LNFG), und in dieses geschmackssichere Umfeld der nordbritischen Indiepop-Metropole passt die Platte hundertprozentig.

In zwölf Tracks breiten die Blow Monkeys ihr großes Stilspektrum vor dem Hörer aus – von bläsergetriebenem Fifties-Pop (Rope-A-Dope) und Glam-Rock im Stil des Howard-Idols Marc Bolan über edle Balladen bis zu knackigem Funk oder Psychedelic-Folk. Und immer wieder Soul, Soul, Soul – lässig, kompetent, eigenständig. “Ich war ja in einer Art Northern-Soul-Stadt aufgewachsen, meine Schwestern hörten Motown-Musik der Sixties oder Bacharach & David”, erzählte Robert Howard in besagtem Interview. “Soul ist also Teil meiner DNA. Und irgendwann merkte ich eben, dass das zu meiner Stimme und zu meinem Songwriting passte.” Da übertreibt er nicht, der gute Herr Doktor.

Seine immer schon seidenweichen Vocals sind im Laufe der Jahre noch besser und runder geworden, etwas tiefer auch – ja, Howard hat schwarze Motown-Vorbilder wie Marvin Gaye oder Curtis Mayfield, mit dem er 1987 sogar das Anti-Tory-Duett (Celebrate) The Day After You aufnahm, intensiv studiert. Nicht nur in dieser Hinsicht steht der seit langem in Spanien lebende Brite nah bei seinem Red-Wedge-Genossen und persönlichen Freund Paul Weller, für dessen bärenstarkes neues Album 66 (VÖ eine Woche vorher) er ein Co-Songwriting (Rise Up Singing) und Backing-Vocals beisteuerte.

Dr. Robert (nennen wir ihn auch als gereiften Mann weiterhin bei seinem etwas albernen Künstlernamen) hat in der zeitweiligen Auszeit der Blow Monkeys zwischen 1990 und 2007 Folk-Jazz und Songwriter-Pop gemacht – und dann vor einigen Jahren als Impresario von Monks Road Social ein Projekt ins Leben gerufen, das jungen Musikern und bekannten Kollegen, darunter übrigens auch Weller, ein entspanntes Forum für gemeinsame Sessions bietet. “Das hat mich wieder zum Fliegen gebracht, und ich hoffe, da kommt noch mehr”, sagte Howard über sein Engagement.

Jetzt widmet der Sänger sich wieder voll seiner bewährten Band mit Saxophonist Neville Henry und Bassist Mick Anker (alle drei von Anfang an dabei) und Drummer Crispin Taylor (seit 2017). Im Laufe der nächsten Monate, spätestens aber 2025 soll bei LNFG eine weitere Robert-Howard-Soloscheibe erscheinen.

Together/Alone ist, wie der nachdenkliche Titel und das schwarz-weiße Coverfoto schon andeuten, kein simpel hedonistisches Abtanz-Album, sondern eine musikalisch sehr ambitionierte, auch textlich anspruchsvolle Platte der Blow Monkeys – eine ihrer besten in 40 Jahren, ganz sicher. Insgesamt bestätigt sich, dass Dr. Robert nach den (freilich ebenfalls hinreißenden) Disco-Funk- und House-Music-Exzessen der Frühphase längst zu einer hoch respektierten Galionsfigur des britischen Sophisticated-Pop (obwohl er diesen Begriff nicht so mag) gereift ist. Auf Dauer ist das mehr wert als jedes Superstar-Bling-Bling.

The Blow Monkeys – Together/Alone
VÖ: 31. Mai 2024, Last Night From Glasgow
www.theblowmonkeys.com
www.facebook.com/TheBlowMonkeysOfficial

YouTube video

Werner Herpell

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