THE PALACE – Filmkritik


Foto-© 2023, Foto: M. Abramowska

I don’t want to hear another word of this Y2K Nonsense.

(Hansuelie – The Palace)

Silvester 2000, die einzig größere Herausforderung der Menschheit ist die Angst vor dem Y2K Bug, dies und die Suche nach der besten, absolut ultimativen Silvesterparty. Eine voraussichtlich gute Lösung für dieses Problem scheint die Party in The Palace, einem abgelegenen Schweizer Hotel für die Superreichen, zu sein. Und so versammelt sich ein illustrer Reigen eben jener, eben dort in eben jener Nacht.

Four Rooms hatte 1995 bewiesen, dass Silvester in einem Hotel ein perfektes Vehikel für abgefahrene Kurzgeschichten sein kann. Die beiden Best Exotic Marigold Hotel Filme hingegen gaben uns mit dem gleichen Location Focus Wohlfühlgeschichten rund um liebgewonnene, ältere Schauspieler wie Bill Nighy und Judi Dench, während uns am anderen Ende des Gefühlsspektrums jüngst zum Beispiel Triangle of Sadness oder The Menu herrlich schwarze Eat the Rich-Komödien lieferten. Roman Polanskis The Palace will an allen drei Fronten gewinnen und liefert dabei leider nur eine moralisch verwirrende und etwas weniger unterhaltsame Variante der Marigold Filme. Inszenatorisch fühlt sich der Film mit übersättigten Farben und comichaften Figuren schon einmal ähnlich den Marigold Filmen an. Schauspielerisch fallen lediglich John Cleese als uralter Millionär mit frischer und extrem junger Ehefrau sowie Mickey Rourke, der neben unglaublicher Arroganz auch noch auf schmutzige Finanzdeals setzt, auf. Die beiden fallen auf, weil sie es schaffen, sich ein wenig aus den insgesamt klischeebehafteten Rollen herauszuspielen. Denn daneben gibt es den Schönheitschirurgen, den Ex-Pornostar, bis zu Unkenntlichkeit operierte, ältere Diven, viel zu kleine Hunde, russische Gangster und Politiker, kurz gesagt werden zwar nicht alle Klischees bedient, aber jede Figur scheint einem zu entsprechen. Wobei niemand dabei so richtig abstoßend à la den Superreichen aus dem eingangs erwähnten Triangle of Sadness ist. Im Gegenteil sind alle letzten Endes doch ein wenig sympathisch. Der Film vermittelt ob der Absurdität der Reichen zwar dennoch das Gefühl, dass man auf Seite der Figuren der Unterklasse sein sollte, nur werden diese nahezu überhaupt nicht charakterisiert, weshalb sie größtenteils, wie es sich ja für Hotelangestellte auch gehören würde, unsichtbar bleiben und das, obwohl wir das Geschehen größtenteils aus ihrer Perspektive erleben.

Ist The Palace nun ein totaler Reinfall? Sicher nicht, denn es ist bei weitem genug Unterhaltungswert vorhanden. Dies resultiert hauptsächlich aus den vielen Szenen mit dem Hotelleiter Hansuelie (Oliver Masucci). Diesem obliegt es zwischen den beiden Schichten zu vermitteln und irgendwie schafft er es, auch die unmöglichste Situation zu meistern und dabei noch Mitgefühl für beide Seiten zu zeigen. Der Film wird vielmehr abgestraft, weil man eben einerseits von Roman Polanski wesentlich mehr erwarten würde und könnte. Dem Mann, der mit Gott des Gemetzels Kritik an der Oberklasse in Form eines stressigen Kammerspiels auf absolutem Weltklasseniveau abgeliefert hat und schon in Frühwerken wie Der Mieter oder Ekel sehr gekonnt Gesellschaftskritik übte. Andererseits ist Polanski selbst eine sehr streitbare Person, deren Genius vielen schwer anzuerkennen fällt und wenn so jemand dann eben nur noch einen akzeptablen Film abliefert, stürzt man sich als Kritiker natürlich gerne darauf. Es ist schade, dass kein weiteres Meisterwerk abgeliefert wurde, einen netten Silvesterfilm, vielleicht zum Beispiel für genau diesen Abend, bekommt man hier aber locker geboten.

The Palace (IT PL CH FR 2023)
Regie: Roman Polanski
Besetzung: Oliver Masucci, John Cleese, Mickey Rourke, Fanny Ardant, Bronwyn James
Heimkino VÖ: 31. Mai 2024, Weltkino

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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