Foto-© Cinque Mubarak
Toro Y Moi ist ja seit jeher eine musikalische Wundertüte – doch bei seinem neuen, just für den 6. September angekündigten Album Hole Earth ist der vielleicht bisher kühnste Wendepunkt im Schaffen des US-amerikanischen Musikers zu erwarten. Das Album vereint hymnischen Pop-Punk und melancholischen Rap zu einem Werk, das nicht nur sehr aktuell ist, sondern auch die langen Stränge in der musikalischen Geschichte von Toro Y Moi-Mastermind Chaz Bear widerspiegelt – von seiner Kindheit im Punk und Emo bis hin zu seiner früheren Produktionsarbeit für einige der größten Namen des modernen Rap. Bear sagt über das Album: „Ich hoffe, ihr genießt diese Vorstadthymne. Als ich aufwuchs, war die oft umstrittene Grenze zwischen Mainstream- und Underground-Künstler*innen so klar definiert, aber jetzt ist diese Grenze so fließend geworden, dass ich nicht mal mehr sagen kann, was ich mag… manchmal.“
Aufgenommen innerhalb weniger Monate zwischen Ende 2023 und Anfang 2024, haben sich die Features von Hole Erth – u.a. Don Toller, Kevin Abstract, Lev, Porches und Benjamin Gibbard (Death Cab For Cutie/Postal Service) – in dieser kurzen Zeitspanne ganz natürlich entwickelt, wobei Bear auf langjährige Freund*innen zurückgriff. Die Summe der Teile von Hole Erth ist gewaltig und zeigt Bears geschickte Fähigkeiten als Produzent, vor allem im Hip-Hop; seine Rolle in der Kultur hat sich durch frühere Kollaborationen mit einigen der größten Wegbereiter des Rap längst gefestigt.
Der Titel des Albums ist eine Hommage an Whole Earth, die Heimwerkerzeitschrift von Stewart Brand aus den späten 60er und frühen 70er Jahren, deren zentrales Anliegen es war, die Menschen zu einer ganzheitlichen Selbstversorgung zu befähigen. Von Produktrezensionen zu Tischlerwerkzeugen über Anleitungen zum Anbau eigener Lebensmittel bis hin zu optimistischen Technik-Analysen, die später die Startup-Kultur im Silicon Valley inspirieren sollten, finden sich in Hole Erth überall Parallelen zum DIY-Ethos des Katalogs.
Ein Gefühl der Nostalgie schleicht sich in fast jede Veröffentlichung von Toro Y Moi, aber Angst ist eine Emotion, die Bear nie absichtlich so erforscht hat, wie er es hier tut. Die erste Single-Auskopplung Tuesday kanalisieren ein spezifisches, aber für immer nachvollziehbares Gefühl von jugendlichem Unbehagen. Ein verzerrtes Gitarrenriff führt zu einem sich wiederholenden Refrain, der an missverstandene Teenager erinnert, die laut singen, vielleicht zu laut, während sie mit dem Fahrrad durch amerikanische Vorstädte fahren.