BENJAMIN AMARU – Interview

Foto-© Stephan Strache

“Ich war schon immer ein Träumer. Ob in der Schule am Fenster, als Kind draußen beim Spielen, oder vor dem Spiegel in meinem Zimmer tanzend. Fast alles, was mich in meinem Leben geprägt hat, hat zum Teil immer auch in meinem Kopf stattgefunden. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich Musiker geworden bin, und diese beiden Welten, also meine Träume und die Realität, sich immer mehr und mehr vermischt haben.”

Vom eigenen Debütalbum-VÖ muss der Sänger mit Schweizer und iranischen Wurzeln seit heute nicht mehr träumen, denn Benjamin Amarus Debüt i always remember all of my dreams steht seit heute in den Läden. “’I always remember all of my dreams’ bedeutet, dass ich nicht vergesse, warum ich tue, was ich tue, oder warum ich fühle, was ich fühle. Denn meine Träume nicht zu vergessen, hilft mir nicht zu vergessen, wer ich bin.”

Wir trafen den Newcomer während dem diesjährigen c/o pop festival und sprachen mit ihm über seinen bisherigen Weg, die damals aktuelle Single Everything und vieles mehr! Unser Interview!

Vielen lieben Dank das Du dir die Zeit für unser Interview nimmst.
Kein Problem. Ich freue mich drauf.

Ich habe selten Musiker*innen auf Tour erlebt, die so gut gelaunt unterwegs sind. Du hattest ein Interview vorab samt zeitlich eng getakteten Tag auf einem Showcasefestival und Du kommst hier über beide Ohren strahlend an. Voll schön.
Danke. Das freut mich sehr. Genau, wir kommen gerade auch von einem Interview. Aber ich liebe, was ich machen darf. Ich lebe meinen Traum.

Bleiben wir beim Lob. Deine Single Everything ist wunderbar. Magst Du unseren Leser*innen etwas vom Entstehungsprozess erzählen?
Sehr gerne. Bei Everything ist wichtig zu verstehen, dass ich mit Everything nicht einfach nur eine Person meine. In dem Song geht es um ein gewisses „alles“ um ein gewisses „everything“, dass man verloren hat oder das irgendwann oder irgendwo verloren gegangen ist und an das man sich erinnert. Von dem man erst jetzt retrospektiv in der eigenen Erinnerung den Wert erkennt. Ich glaube, das haben wir alle in unserem Leben, dass wir einmal etwas im Leben hatten, das kann ein Auto sein, eine Person, die man liebt oder einen Ort, an dem man viel Zeit verbracht hat. Wenn man die verliert, merkt man oft erst später, was sie einem bedeutet haben, wie schön und wie wichtig sie einem waren. Und darum geht es bei Everything. Das heißt auch Everything, damit man es auch auf alles beziehen kann. „You are everything.“ „Du bist alles.“ Und das „du“ kann jeder auf sich selbst, auf etwas, dass man selbst verloren hat, beziehen.

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Hast Du dann bei Everything an etwas ganz konkretes für dich selbst gedacht?
Für mich war und ist Everything natürlich mit einer Story verbunden, die ich persönlich erlebt habe. Das ist aber meine eigene, kleine persönliche Story. Ich versuche bei meinen Songs aber immer so eine Art Plattform oder Vorlage für eine Story zu liefern, so dass die Hörer*innen zwar verstehen, durch was ich durchgehe und was ich fühle aber trotzdem selbst den Platz haben, sich ihre eigenen Geschichten zu bauen, es mit ihren eigenen Geschichten zu füllen. Deswegen belasse ich es auch gerne so dabei.

Wie schön. Diese Herangehensweise mag ich sehr. Sie steigert mit Sicherheit auch die Identifikation mit einem Song. Überlegt dann dein unmittelbares privates Umfeld oft, selbst Vorlage für deine Songs zu sein?
Ich glaube nicht. Oft release ich Songs auch zeitversetzt zum Schreiben. Everything habe ich zum Beispiel vor gut zwei Jahren geschrieben. Der ist für mich also schon zwei Jahre alt, wiederum für alle, die ihn jetzt hören ist er neu. Das macht den Song nicht weniger wichtig oder schön für mich. Heißt aber auch, dass als ich den Song geschrieben habe, ich in einer ganz anderen Phase war. Ich glaube, wenn man lange Musik macht, dass es bei einigen Songs ganz cool ist sie direkt zu releasen, da man gerade in dieser Stimmung vom Song ist. Es gibt aber immer auch Zeiten, wo man sich einen Song besser etwas aufsparen muss. Das war jetzt bei Everything der Fall. Umso schöner, dass er mich immer noch so trifft, wie er mich zum ersten Mal getroffen hat, als ich ihn gehört und gemacht habe. Und das war halt vor zwei Jahren.
In meinem Umfeld ist dementsprechend auch niemand auf Spurensuche nach irgendwelchen Stories. Den Respekt haben meine Freunde vor mir, das beizulassen und sie kennen mich auch gut genug, um zu wissen, dass ich ein Geschichtenerzähler bin.

Ist es dir schwer gefallen, Everything zwei Jahre in der Schublade zu lassen?
Klar, das war nicht immer einfach.

Und hat sich währenddessen, also zwischen dem Schreibprozess und dem Release, noch etwas am Song verändert?
Tatsächlich war das Erste, was von dem Song da war, das Klavier. Ich habe Klavier gelernt und Klavier ist mein Hauptinstrument. Klavier ist mein liebstes Instrument und das Instrument, was ich am besten kann und kenne.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mit Lucas Riemenschneider, Wolfskind, mit dem ich auch schon Lieder produziert habe und Gian Rosen, meinem Drummer, Co-Produzenten und guten Freund zusammen saß. Wir saßen im Studio und ich meinte nur „Leute, ich will eine Ballade machen. Ich muss etwas loswerden irgendwie und das muss am Klavier passieren.“ Wir haben das dann unmittelbar eingespielt und es hat einfach direkt gepasst. Den Text habe ich daraufhin in keinen 20 Minuten geschrieben. Ich habe ihn einfach so heruntergeträllert. Es hat direkt gepasst. Es ist schon eher üblich, wenn ich kurz irgendwo in einem Tunnel bin, dass ich dann auch sehr weit fahre in diesem Tunnel und die Songs dann doch eher in einer Stunde entstehen oder in zwei. Also der Text zumindest. Weil ich dann auch einfach mich 100 Prozent dem hergeben kann.
Dementsprechend schwer war es dann schon, den Song erst einmal in einer Schublade zu lassen, weil es so gut gepasst hat, damals. Und dann denkt man natürlich schon „Der Song war perfekt für genau diese Situation. Wird es das Gleiche sein ein oder zwei Jahre später?“ Dabei muss man dann einfach auch auf sein eigenes musikalisches Gefühl sich verlassen können und sagen, „doch, den Song habe ich damals so gewollt und den möchte ich immer noch so heute.“

Ist es dann häufig so, dass du von der Melodie kommst. Dass du zuerst eine Melodie hast und dann die Lyrik folgt? Hast du standardisierte Prozesse im Songwritingprozess?
Nein. Das kann alles Mögliche sein. Ich habe tatsächlich auf meinem iPhone wahrscheinlich so um die Tausend verschiedene angefangene Notes, wo ich mir Sachen notiere. Gedanken, die ich habe oder auch Wörter, die ich schön, interessant oder lustig finde. Oder die schön klingen. Ich schreibe mir das alles dort auf, aber ich bin kein passiver Writer im Sinne von, dass ich einfach nur schreibe. Ich denke immer, dass für mich die Melodie und das Lied selbst an sich also die musikalische Komposition der Grundbaustein für ein Gefühl sind. Ich mache Musik ja immer hauptsächlich für mich. Natürlich auch für meine Hörer*innen aber schon auch aus intrinsischer Motivation für mich. Dabei geht es mich dann schon darum, dass ich eine Melodie loswerden möchte, ein Gefühl verarbeiten mag. Oft ist es Nostalgie oder Liebe. Es kann aber auch Spaß oder Lust sein. Dazu schreibe ich dann, was mir dazu einfällt. So entstehen viele meiner Lieder. Andersherum kann es aber auch sein, dass mir ein cooler Satz zu Ohren kommt oder ich mir eine Geschichte überlege, die für etwas steht und ich das in einen Song verpacken möchte. Das gibt es auch mal. Da sind dann die Lyrics zuerst da und dann die Musik. Es geht also beides.

Und wie können wir uns das dann vorstellen: du schreibst deine Songs alleine, spielst aber live oft als Band. Das wird dann dafür nochmals arrangiert?
Genau. Das machen wir separat dann. Gian Rosen und ich setzen uns dann nochmals mit unserem Tontechniker Philipp Treyer zusammen. Vor allem Gian und Philipp haben eine super Vorarbeit geleistet. Sie schauen, wie es live am besten umgesetzt werden kann. Und ich habe zudem eine coole Band: Aleksandra Sucur, Elias von Arx, Gian Rosen und Naiara Barzola. Sie sind musikalisch so stark unterwegs und so cool, dass die das einfach super gut rüberbringen können. Da braucht es dann gar nicht so viel im Hintergrund. Wenn es super elektronische Songs sind, dann ist es auch mal cool, wenn Gian statt mit dem Schlagzeug mit dem Pad spielt. Dann wollen wir es halt auch, das es ballert. So was kann man ja alles machen. Man muss es einfach nur im Vorhinein produzieren. Die Liveshow wird dann dementsprechend auch einstudiert und sich viel überlegt. Trotzdem werden sich aber immer auch Freiheiten gelassen. Ich finde, die gute Mitte davon macht es dann einfach auch aus. Aber es wird definitiv sehr viel Zeit investiert in unsere Liveshows. Unsere Songs werden nicht einfach so 1:1 wiedergegeben. Bei uns hat jeder mehrere Rollen und nicht nur „sein“ Instrument.

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Wo wir beim Livespielen sind: hast du aktuell ein eigenes Lieblingslied?
Tatsächlich spiele ich Everything super gerne live. Wir haben ihn vor einem Monat in Zürich das erste Mal live gespielt. Everything war da noch nicht releast. Es war unsere Livepremiere von dem Song und er hat den Leuten so gut gefallen. Wir konnten so viele mitnehmen auf unsere kleine Reise während dem Song. Abgesehen von Everything ist when i close my eyes ein super schöner Song live und auch super cool zu singen, weil er von ganz unten kommt und ich fühle auch immer, dass die Leute fühlen, um was es mir dabei geht in diesem Song. Das ist voll schön und verbindend. Und Not High On Drugz, weil der Songs einfach live so viel Spaß macht.

Du hast ja schon super viele Songs releast. Etwas über 50 habe ich gelesen. Und jetzt kommt am 19. Juli auch dein Album. Bei deinen Singles finde ich es spannend, wie du Genres sprengst, aber trotzdem ist es immer Benjamin Amaru.
Das ist ganz lustig, oder? Ich bin total froh und dankbar, dass es funktioniert. Es sind natürlich nicht immer alle happy darüber, wenn du nicht einen roten Faden im Genre findest. Es macht es natürlich schwieriger, wenn dein roter Faden einfach du selbst, dein Input, deine Art und Weise und dein Stil ist.
Tatsächlich haben wir das genau daraufhin die letzten fünf Jahre vorbereitet, indem wir ganz viele, spannende und verschiedenen Sachen ausprobiert haben und uns nicht zurückgehalten oder beschränkt haben. „Ne, das können wir nicht machen, das ist Breakbeat oder das ist Techno“ – so etwas gibt es bei uns nicht. Ich gehe dann ins Studio und sage „Wie wäre es, wenn wir heuten einen Folksong machen?“ Dann muss es ausprobiert werden und macht dann auch dementsprechend super viel Spaß.
Wir haben für das Album bewusst Waiting als erste Single veröffentlicht, weil der unserer Meinung nach einfach sehr stark ist und eine gute Message hat. Die zweite Vorab-Single war dann Everything. Wenn man sich das Album anhört, so merkt man schon, dass da so einiges auf den Punkt gebracht wird. Man wird aber nicht ein einziges Mal das Gefühl haben, dass man das Genre wechselt. Ich glaube viel eher, dass man das Gefühl haben wird, mit Benjamin Amaru unterwegs zu sein und das finde ich mega schön.

War es schwer für dich vom Format Song zum Format Album zu wechseln?
Es war insofern schwer, dass man ganz viele verschiedene Visionen hat, wenn man so Musik produziert, wie ich und dann auch so viele verschiedene Genres nutzt. Was aber cool war, dass ich ein super Team um mich herum gehabt habe, was meine Vision total verstanden und verinnerlicht hat und gleichzeitig ihre eigene Inputs mit hineingebracht haben. Das hat dazu geführt, dass wir ein wunderschönes Stück Musik geschaffen haben.

Wie schön. Wie viele Tracks schafften es auf i always remember all of my dreams?
14. Es wird eine Doppel LP. Es wird wunder, wunderschön. Ich bin super, super happy damit.

Gibt es sonst noch etwas, was dieses Jahr ansteht?
Ich glaube das Album ist schon unser Hauptprojekt dieses Jahr. Auf der anderen Seite haben wir die Deutschland, Österreich, Schweiz Tour im November. Wir hoffen, dass die Leute sich das Album bis dahin anhören, sich daran erfreuen und im besten Fall können sie bis im November schon ein wenig mitsingen und haben genauso viel Spaß an den Songs haben wie wir. Dementsprechend ist es eigentlich ein Projekt, aufgeteilt auf Album und Tour.

Ist der Abstand dazwischen bewusst gewählt?
Ja.

2018 hast du mit Water Falls deinen ersten Song releast. Magst du unseren Leser*innen ein wenig mit auf dem Weg von Water Falls zu i always remember all of my dreams nehmen? Ist es überhaupt ein stetiger Weg für dich?
Ja. Es hat so ein bisschen was von einem Ski Slalom. Man macht so ein bisschen rechts, links, rechts, links und probiert so ein bisschen alles Mögliche aus, was sich interessant anfühlt.
Den ganzen Weg von damals zu jetzt bin ich von unheimlich tollen Menschen umgeben und begleitet worden. Von Leuten, die mich sehr schön supporten und mich machen lassen, was ich möchte. Die dahinterstehen und daran glauben, was ich machen möchte und Leuten weitergeben möchte. Das ist für mich der rote Faden und der Werdegang von da bis jetzt, dass sich immer mehr Leute angehäuft haben bei uns, in dem Kreis Benjamin Amaru, dem Projekt. Jeder Einzelne davon hat einen eigenen, wunderbaren Wert, den er dazu beiträgt. Das ist die Entwicklung, dass es einfach immer schöner geworden ist, Musik zu machen.

Voll schön und wertschätzend. Wobei ich alleine glaube, dass du so viele Herzlichkeit und Wertschätzung ausstrahlst, dass sich Leute gerne mit dir umgeben, gerne in deiner Gegenwart sind.
Danke, danke. Das ist sehr nett und freut mich. Danke.

Ich hatte gestern bereits die Freude Soft Loft kennenzulernen.
Oh ja cool.

Wenn wir hier in Deutschland an Schweizer Bands denken, dann an Black Sea Dahu.
Faber?

Klar, Faber und Steiner & Madleina bei deutschprachiger Musik.
Sophie Hunger.

Stimmt, Sophie Hunger. Gibt es sonst noch Bands, die wir auf dem Schirm haben sollen?
Soft Loft machen wunderbare Musik. Die ist so gut und so ehrlich. Auch einfach gut gemacht. Ihre Qualität ist sehr hoch. Das sind alles ganz tolle Musiker. Das sieht und hört man. Es ist hart aus der Schweiz zu exportieren, wenn man ehrlich ist. Das ist nicht so einfach. In Deutschland dann auch einen coolen Rückenwind zu haben, denke ich, kann jeglichen Bands aus der Schweiz total helfen, aus diesem kleinen Bergschatten auszubrechen. Mit Soft Loft habt ihr auf jeden Fall den richtigen Fokus.

Wobei ich bei Black Sea Dahu schon sehr erschrocken war, als sie öffentlich gemacht haben, wie wenig finanziell beim Touren bei ihnen hängen bleibt.
Die sind natürlich auch viele Leute im Team. Für mich ist das High End Musik. Das sind Kompositionen, bei denen ich denke, wenn ich das live spielen müsste, müsste ich ein halbes Jahr proben. Das muss man auch irgendwie einsehen. Chapeau. Dafür brauchst du viele und ganz toll talentierte Leute. Wenn du so viele Leute brauchst und adequat bezahlen magst, dann ist es super schwer davon zu leben und zum Schluss des Jahres eine Rechnung zu haben, von der du sagst, damit bin ich zufrieden. Ich glaube aber auch, sie haben es bei einem anderen Zeitpunkt veröffentlicht. Sie waren damals an einem anderen Ort und sind seitdem ordentlich gewachsen, bekannter geworden, virtuell in den sozialen Medien, wie auch real unterwegs auf Tour.
Aber wir haben auf jeden Fall in der Schweiz einen großen Haufen spannender und toller Musikprojekte und wir sind dankbar das Deutschland und auch der Raum DACH, also auch Österreich uns so schön mitreiten lassen. Das ist total cool.

Gibt es denn in der Schweiz Förderprogramme für Musiker*innen?
Ja klar. Es gibt hier verschiedene Förderprogramme und -töpfe. Ich glaube, dass man als Musiker generell in der Schweiz sich sehr stark mit diesen Mechanismen auseinandersetzen muss. Vor allem finanziell, weil es da bei vielen Musikern fehlt. Gerade, wenn man viele Touren spielt, da ist es auch sehr üblich mit verschiedenen Fundations zusammenzuarbeiten. Da gibt es ganz viele und die unterstützen auch ganz fleißig viele Künstler.

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Jetzt mache ich dann doch nochmals einen Sprung. Du hast super lange alles selbst releast und jetzt der Sprung zum Majorlabel. Wie kam es dazu?
Ich glaube, wenn man so das Ausmaß des Albums sieht, die Größe des Projekts und seine Schönheit, dann merkt man irgendwann, dass das so ein paar Jungs aus der Schweiz nicht mehr stemmen können.
Ich habe lange mit mir gerungen, habe mit mir gekämpft und wollte Indie bleiben. Ich habe dann aber eingesehen, dass nichts Falsches daran ist, sich Hilfe zu suchen in Bezug auf Mechanismen, an die man sonst nicht rankommt und auch eine Verhandlungsbasis zu finden, bei der man keine Kompromisse eingehen muss als Künstler. Das haben wir hinbekommen mit Warner. Warner war da offen mit uns, haben ehrlich mit uns kommuniziert. Wir haben eine super schöne und ehrliche Verhandlung geführt. Sie haben mir dann die Hilfe angeboten, die ich gebraucht habe. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist eine super gute Zusammenarbeit bisher. Ich kann mich nicht beschweren. Ich habe da natürlich auch Glück gehabt. Und ich habe fünf, sechs Jahre sehr hart daran gearbeitet, eine gute Verhandlungsgrundlage zu haben. Ich möchte nicht sagen, dass das zugrunde liegen muss, dass man seine Seele und seine Knochen reinbringen muss. Aber ich finde schon, dass es bei der Musik so ist, dass die Leute, die wirklich wollen, es oft auch schaffen. Ich glaube, dass ist ein guter Start, wenn man wirklich will.

Mit Sicherheit. Wobei ich glaube, dass wichtigste ist erst einmal Talent.
Ja klar. Ohne Talent geht nichts. Aber ich glaube Wille ist nochmals viel wichtiger. Weil du auch möchten musst. Also vor allem wenn du Indie bist. Und ich habe das lange Indie gemacht. Das geht nur, wenn du die richtigen Leute um dich hast und diese Leute an dich glauben. Und es geht nur, wenn vor allem auch du fest an dich glaubst. Sonst wird es schwierig. Ich sage nicht, dass es der einzige Weg ist, aber für mich war es so der richtige Weg.

Und hast du auf diesem Weg, Streamingdienste als Fluch oder als Segen empfunden?
Einkommenstechnisch für mich als Segen.

Das ist auch einmal spannend zu hören. Sonst ist der Narrativ ja oft, dass Künstler*innen mit Streaming nichts verdienen.
Weil ich halt nicht viele Abgaben hatte. Da waren die Streamingeinnahmen für mich als Student damals total hilfreich. Zumal ich auch nicht so viel Zeit hatte neben dem Studium so viel zu arbeiten und Geld zu verdienen. Darum war es recht cool.
Fluch aber auch, weil es einen Druck aufbaut in jungen Jahren. Wenn man sieht, dass irgendwann einmal die Zahlen funktionieren und es dann mit einem Song mal nicht läuft. Dann ist man leider auch schnell mit Selbstzweifeln konfrontiert, wenn es mal nicht so läuft.
Ich finde auch, dass es sich dazu entwickelt hat, dass man mittlerweile 24 Stunden Musiker ist, mit den sozialen Medien und Streamingplattformen und nicht mehr einfach nur eine Periode sehr hart arbeitet und dann im Anschluss eine Phase hat, sich kreativ zu finden. Ich habe vielmehr das Gefühl, diese Prozesse sind sehr viel stetiger geworden.
Man muss aufpassen, dass die Leute nicht vergessen, dass Musik auch was kostet. Das Musik nicht nur Geld kostet, sondern auch eine generelle Investition ist. Es braucht Zeit, viel Arbeit von mehreren Leuten und ist auch manchmal eine Achterbahn der Gefühle. Viele Leute meinen vielleicht, dass Musik nur ein paar Euro im Monat kostet.

Was für ein stimmiges Schlusswort. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
Sehr gerne. Vielen Dank, dass ihr mir die Aufmerksamkeit schenkt und euch für meine Musik interessiert.

Benjamin Amaru Tour:
05.11.24 Würzburg, Cairo
06.11.24 München, Muffathalle
07.11.24 Leipzig, UT Connewitz
08.11.24 Rostock, Peter Weiss Haus
10.11.24 Dresden, Groovestation
11.11.24 Berlin, Columbia Theater
12.11.24 Bremen, Tower
15.11.24 Hannover, Musikzentrum
16.11.24 Frankfurt, Brotfabrik
18.11.24 Heidelberg, Karlstorbahnhof
19.11.24 Köln, Gebäude 9
20.11.24 Stuttgart, Im Wizemann (Club)

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Stephan Strache

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