CIGARETTES AFTER SEX – X’s


Foto-© Ebru Yildiz

Baby blue movie with always for tuesdays
& her love, Sarah, at Brooklyn House Hotel

I’m just a hurricane eye,
They’re not a little too shy,
Know how I wanted to sing,
Know how they wanted to sing

Don’t you understand
Don’t you know the love that you want’s all the love that you needed
Gave me all you had,
Gave me all the love that you want, all the love that you needed

(Cigarettes After Sex – Baby Blue Movie)

Schmerz über eine verlorene Liebe als Antrieb für Kunst – das ist die Quintessenz des inzwischen dritten Albums von Cigarettes After Sex. Greg Gonzalez verarbeitet in den zehn Songs auf X’s eine vierjährige Beziehung und deren Ende. Aufgenommen im ehemaligen gemeinsamen Zuhause in Los Angeles, entstanden zwischen 2021 und 2022 in sechs intimen Live-Sessions in einem kleinen Schafzimmer. Und so klingt es auch: Gonzalez, Jacob Tomsky (Schlagzeug) und Randall Miller (Bass) schaffen eine Atmosphäre, in der man sich nebenan auf der Bettkannte sitzen sieht und zuhört. All diese Bilder sind ein krasser Kontrast zur Lebenswirklichkeit der Band zu der Zeit. Diese war geprägt, von explodierendem internationalem Erfolg, Touren, die sie durch die ganze Welt getragen haben, von Chile über Ägypten bis nach Indonesien. Umso besonderer, hier im Schlafzimmer in Kalifornien einmal durch die Gefühlswelten von Liebe und Verlust zu wandern.

Gonzalez nutzt auch auf X’s klassische Popstrukturen, hat sich aber aus den typischen Anleihen der 50er und 60er Jahre entfernt und sich dem Slow Dance der 70er und 80er Jahre zugewandt. Und auch wenn diese Änderungen in typischer Cigarettes-After-Sex-Manier subtil daherkommen, trägt die Melancholie durch ein Album, zu dem sich sicher einige auf der Tanzfläche weinen sehen. Bestes Beispiel für dieses Gefühl ist Hideaway. Wie ein basslastiger Club-Track in Slow Motion sinniert Gonzalez über das Verlangen, noch einmal von der Realität entfernt unbeschwert zu sein: “& you’ll put your arms around me / & take me back into that hideaway / & you’ll give your love into me, / Take me back into that hideaway”. Auch das im Vergleich üppige Holding you, Holding me bringt 80er-Disco-Vibes. Der zweite Track Tejano Music bleibt dank dem fast schon hypnotischen Gitarrenspiel im Kopf. Hier beschreibt Gonzalez die körperliche Komponente der verlorenen Nähe: “We wanted to fuck like all the time / & when you got back from your flight / It was the first thing we did”. Die zweite Hälfte von X’s taucht dann tiefer und dunkler um mentale Klippen. Am eindrucksvollsten in Dark Vacay, das Gonzales’ Flucht in Drogen, Alkohol und zufällige Affären beschreibt, um den Schmerz nach der Trennung zu betäuben und Tiefpunkte spürbar macht. Das anschließend klagende Baby Blue Movie trägt diese Verzweiflung weiter. Dabei leben die Songs von Erinnerungen an Details wie in Tejano Music oder Dreams From Bunker Hill. Der letzte Track Ambient Slide ist nicht – wie so oft – Licht am Ende des Tunnels, sondern eine ehrliche Verhandlung von Hoffnungslosigkeit: “Had everything that you wanted when my love was only yours, / But now you’re feeling helpless giving in to your Ambien slide / & it seems that you’ll never feel that good again / If time doesn’t heal, you’ll never feel that good again…”

Cigarettes After Sex haben mit X’s die lang erwartete Fortsetzung ihrer Kunst veröffentlicht. Dabei kommen wenig Überraschungen, die zehn Tracks sind Musik gewordene Wehmut, reduziert aber kunstvoll. Das mag für einige zu wenig Lametta sein. Für detailverliebte Freund:innen der intimen Melancholie sicherlich ein Fest.

Cigarettes After Sex – X’S
VÖ: 12.Juli 2024, Partisan Records
www.cigarettesaftersex.com
www.facebook.com/CigarettesAfterSex

Cigarettes After Sex live:
07.11.24 Berlin, Uber-Arena
10.11.24 Köln, Lanxess Arena

YouTube Video