DIE UNSCHULD – Filmkritik & Verlosung


Foto-© Plaion Pictures

Es tut mir sehr leid.

(Minato – Die Unschuld)

Als Saoris (Sakura Ando) Sohn Minato (Soya Kurokawa) anfängt sich merkwürdig zu benehmen, fällt ihr Verdacht für den Grund seines Verhaltens schnell auf seinen Lehrer Hori (Eita Nagayama). Die Vermutung über Misshandlungen der Schüler seinerseits scheinen sich zu erhärten, werden jedoch von der Schulleitung heruntergespielt.

Das ist die Ausgangslage von Die Unschuld und von hier aus geraten die Leben aller Beteiligten zusehends aus den Fugen. Neben den drei bereits erwähnten auch das Leben von Yori (Hinata Hiiragi), einem Mitschüler und Freund oder Opfer Minatos, je nach Perspektive. Diese Perspektiven sind es, die uns Kore-eda Hirokazu mit Die Unschuld näher bringen möchte. Denn diese wechseln im Laufe des Films. So bekommen wir in mehreren Episoden andere Puzzlestücke des Ganzen erzählt. Der Kniff dabei ist jedoch, dass es keinen gibt. Es wird nicht wie in Pulp Fiction in der Chronologie gesprungen, so dass sich einem der komplette Plot erst nach und nach erschließt. Auch vermeidet er den Rashomon / Last Duell-Ansatz, die Geschichten komplett anders erscheinen zu lassen, eben je nach Empfindung des aktuellen Protagonisten. Nein, seine Kamera scheint tatsächlich völlig objektiv zu sein und die Wahrnehmung oder Interpretation der Szenen verändert sich schlicht durch ein bisschen mehr Informationen über die Emotionen und Motivation der jeweils anderen Figur. Ambivalent ist da der deutsche Titel Die Unschuld, sind die Figuren am Ende unschuldig oder zweifeln wir als Zuschauer an unserer Unschuld, in dem wir immer wieder Figuren verurteilen, um später zu lernen, dass sie sehr gute Gründe für ihr Handeln gehabt haben? Der internationale Titel „Monster“ wie auch der japanische Titel „Kaibutsu“ (was sich als Monster übersetzen lässt) stellt die gleiche Frage, gibt es Monster und wenn ja, wer sind sie und wer darf sie als solche definieren? Während alle Darsteller einen guten Job machen, sticht Hinata Hiiragi als Yori heraus. Über lange Strecken vermittelt der Kinderdarsteller ohne Wort eine emotionale Tiefe, die den meisten ihr Leben lang unerreicht bleiben wird. Erträgt stoisch und mit einem Lächeln Erniedrigungen und zeigt dabei glaubwürdig Verständnis und Mitgefühl, eine absolute Ausnahmeleistung, wie auch der Film selbst. Was jedoch nicht heißt, dass Die Unschuld ohne Herausforderungen daherkommt. Episodenfilme mit Perspektivwechsel verlangen vom Zuschauer naturgemäß, die mehr oder weniger gleiche Geschichte mehrmals in kurzer Sukzession zu schauen. Wer dabei nicht vollends von der Geschichte in den Bann gezogen wird, wird daran über die Laufzeit von knapp über zwei Stunden zu knabbern haben.

Wem dies so geht dem sei versichert, dass sich das Ende des Films noch einmal besonders lohnt. Denn kaum jemand schafft es so wie Kore-eda Hirokazu einem einen Schlag in die Magengrube zu geben und dabei gleichzeitig zu umarmen. Ein Film, emotional so aufwühlend, dass man, obwohl man ja gerade zwei Stunden gesessen hat, nach dem Anschauen emotional so aufgewühlt ist, dass man sich erst einmal setzen und bei einem Glas Wasser runterkommen und das Gesehene verarbeiten möchte. Absolute und uneingeschränkte Empfehlung.

Die Unschuld (JP 2023)
Regie: Kore-eda Hirokazu
Besetzung: Sakura Ando, Eita Nagayama, Soya Kurokawa, Hinata Hiiragi
Heimkino-VÖ: 25. Juli 2024, Plaion Pictures

In Kooperation mit Plaion Pictures verlosen wir zum Heimkino-Start von Die Unschuld 2x die Blu-ray zum Film! Ihr wollt gewinnen? Dann schickt uns bis zum 19. Juli eine Mail mit dem Betreff “Die Unschuld” und eurer Adresse an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr bald schon Post von uns in eurem Briefkasten!

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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