GOOD BOY – Filmkritik


Foto-© Blue Finch Films Releasing / 24 Bilder

Du sagtest du hättest einen Hund, keinen verdammten Mann in einem Hundekostüm.

(Sigrid – Good Boy)

Christian (Gard Løkke), jung, durchtrainiert, gutaussehend, wohlhabend, scheint die perfekte Tinder-Partie für Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) zu sein. Sogar tierlieb ist er und hat einen Hund, dessen Rasse nach Aussage von Christian kompliziert ist. Kompliziert ist jedoch leicht untertrieben für die Rasse seines Hundes Frank (Nicolai Narvesen Lied), denn dieser ist ein reinrassiger Homo sapiens.

Die Geschichte, geschrieben und verfilmt von Viljar Bøe, klingt zunächst abgefahrener als sie abläuft. Das Verhältnis zwischen Christian und Frank ist weder geprägt von einem sexuellen Fetisch noch Dominanzspielen, vielmehr leben die zwei schlicht eine normale, Herrchen / Haustier-Beziehung voller Zuneigung und gegenseitigem Respekt aus. Auch die Romanze zwischen Chistian und Sigrid verläuft weit einfühlsamer und schlicht romantischer als so manches echtes Tinderdate. Er zurückhaltend, sie quirlig und wenig überraschend zunächst irritiert ob seines Mitbewohners. Das Ganze ist naturalistisch inszeniert und souverän gespielt. Eine gewisse kühle Theatralik liegt zwar in der Luft, diese kann man aber getrost dem norwegischen Naturell zuschreiben. Vielmehr sollte man zu der Story nicht verlieren, um niemandem die Spannung zu nehmen. Nur so viel, natürlich ist analog der sehr verstörenden Poster zu dem Film noch etwas mehr an der Geschichte dran und es bleibt nicht bei der puren Romantik. Interessierte sollten sich aber nicht abschrecken lassen, es bleibt relativ zahm, wenn überhaupt etwas zu zahm. Denn von der abgefahrenen Prämisse abgesehen, passiert ein bisschen zu wenig, das ist am Ende etwas zu viel für Fans von realistischen Dramen, aber zu wenig für die des abseitigeren Films.

Zugute halten muss man Viljar Bøe, dass er mit 76 Minuten Laufzeit keine unnötigen Längen einbaut. Es wird bei Good Boy eine recht schnörkellose Geschichte erzählt, die neben der Tatsache, dass Frank ein Mensch ist nicht viel Überraschendes bietet, aber dies gekonnt in Szene setzt und konsequent durcherzählt. So kriegt man zwar weder einen absolut verstörenden Genrefilm noch ein realistisches Drama, aber bevor man sich darüber aufregt oder langweilen könnte, ist das Ganze auch schon mit einem netten Twist auserzählt und vorbei und man war doch gut unterhalten.

Good Boy (NO 2022)
Regie: Viljar Bøe
Darsteller: Gard Løkke, Katrine Lovise Øpstad Fredriksen, Nicolai Narvesen Lied
Heimkino VÖ: 28. Juni 2024, 24 Bilder

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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