LOMA – How Will I Live Without A Body?


Foto-© Emily Cross

Faith is a rhyme
Like weather
Knows to name you
Knows to feel you

Distant bells
Ringing in my mind
And tapering
Slow motion

I know it’s old but
Don’t believe it
Burn my bed
Rub my eyes

This is how it starts to move again

(Loma – How It Starts)

Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass Loma mehr als ein Kurzzeit-Projekt ziemlich gut beschäftigter Musiker werden und mit How Will I Live Without A Body? nun bereits das dritte Album innerhalb von sechs Jahren vorlegen würde. Jonathan Meiburg galt mit seiner Band Shearwater als einer der wichtigsten Vertreter eines neuen, dezenteren Art-Rock, Sängerin Emily Cross und Multiinstrumentalist Dan Duszynski waren als vielversprechendes Duo Cross Record unterwegs. Die drei Musiker lernten sich 2016 auf Tournee kennen, als das Ehepaar Cross/Duszynski den Shearwater-Support gab. Viel Lob für das selbstbetitelte Debüt (2018) und der Gastauftritt eines gewissen Brian Eno bei Don’t Shy Away (2020) besiegelten sowohl die kreative Gemeinschaft als auch den guten Ruf von Loma.

Nach dem Eno-Cameo ist es diesmal eine weitere Musikikone zwischen Avantgarde und Pop, die dem Trio neue Anregungen vermittelte. “This time, they were inspired by another hero, Laurie Anderson, who offered a chance to work with an AI trained on her work”, berichtet das Loma-Label Sub Pop. “Meiburg sent two photos; Anderson’s AI responded with two haunting poems.” Fragmente dieser Anderson-Gedichte via Künstliche Intelligenz (KI) wurden schließlich für die Songs How It Starts und Affinity verwendet, erzählt Jonathan. “And then Dan noticed that one of AI-Laurie’s lines, ‘How will I live without a body?’, would be a perfect name for the album, since we’d nearly lost sight of each other in the recording process.”

Womit auch der zunächst seltsame, etwas verkopft-spirituell klingende Albumtitel erklärt wäre. Er passt trotz seines KI-Hintergrundes letztlich sehr gut zur Musik von Loma auf ihrem dritten Album. Diese Band klingt dermaßen ätherisch und “körperlos”, dass man die Songs anfangs kaum zu fassen bekommt. Dafür aber fesselt der fragile Art-Pop des texanischen Trios nach zwei, drei Hördurchläufen umso mehr. Wie kaum anders zu erwarten bei einer Platte, an der Jonathan Meiburg mitwirkt, dessen Hauptband Shearwater ja schon seit über 20 Jahren irgendwo zwischen Tears For Fears, späten Talk Talk, The Antlers, Peter Gabriel und Nick Drake herumwerkelt.

How Will I Live Without A Body? untermauert nun, dass Loma-Musik für jeden Hörer mit etwas Geduld (und sehr guten Kopfhörern!) viele Reize bereithält. Songs wie Arrythmia, Unbraiding, Pink Sky, Affinity oder der tatsächlich sehr an Shearwater erinnernde Achtminüter Broken Doorbell kombinieren erdige Bass-Grooves, faszinierende Piano-, Klarinetten- und Streicher-Arrangements sowie die glockenhelle Stimme von Emily Cross zu herrlich verträumten Soundscapes. Fazit: Ein sehr gelungenes Werk, das die Zukunft dieses eher zufällig entstandenen Trio-Projekts in hellen Farben erstrahlen lässt. (Ein neues Shearwater-Album nach den tollen Veröffentlichungen Jet Plane And Oxbow von 2016 und The Great Awakening von 2022 wäre im übrigen auch keine schlechte Idee.)

Loma – How Will I Live Without A Body?
VÖ: 28. Juni 2024, Sub Pop
www.lomatheband.com
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Werner Herpell

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