TO THE MOON – Filmkritik


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Was wäre, wenn die entscheidende Kraft hinter der Mondlandung nicht der Pioniergeist der NASA, der Kampf der Ideologien zwischen der UDSSR und den USA und/oder der technologische Fortschritt, sondern Marketing gewesen wäre? Was wäre, wenn parallel zur echten Mondlandung eine Fake-Mondlandung als Backup geplant gewesen wäre? Wäre dies nicht die spannendere, erzählenswertere Geschichte als die echte Mondlandung?

Nein! Das wissen auch die produzierenden Studios Sony und Apple und wahrscheinlich sogar Regisseur Greg Berlanti, der uns zuletzt 2018 den sehr einfühlsamen Love, Simon beschert hatte. Ist aber auch ok, denn in To The Moon steht weder realistische Geschichtsschreibung noch eine spannende Geschichte im Vordergrund. Sie sind sogar so ehrlich und sparen sich den „inspired“ oder gar „based on True Events“-Disclaimer. Fokus des Films ist die Liebesgeschichte zwischen Marketing-Ass Kelly Jones (Scarlett Johansson) und NASA-Projektleiter Cole Davis (Channing Tatum). Wie erwartet spielen die beiden Stars charmant, sympathisch und die Figuren verlieben sich nach Filmlogik ineinander, da sie eben beide sehr hübsch und sehr smart sind. Wobei hübsch bei Herrn Tatum hier nicht in allen Szenen stimmt. Denn in bester Clark Kent-Manier wird krampfhaft versucht, ihn wissenschaftlich nerdig und dabei jedoch gleichzeitig tough und cool darzustellen, was im Ergebnis bizarr wirkt und bei Gott, dieser Alfalfa-Look schafft es doch fast, diesen sehr attraktiven Mann zu entstellen. Filmlogik und Können der beiden zum Trotz funkt es irgendwie nicht so recht glaubwürdig zwischen ihnen und entsprechend dann auch nicht beim Publikum. Ohne eine wirkliche spannende Geschichte sind die über zwei Stunden dann auch schlicht viel zu lang und irgendwann ermüdend. Dagegen kämpft MVP Woody Harrelson als oberflächlich locker sympathischer, aber direkt unter der Oberfläche gefährlich fokussierter Agent der Regierung an, der im Hintergrund die Fäden zieht. Er rettet so zwar jede Szene, in der er ist, aber das sind letzten Endes zu wenige, um den Film zu retten.

Titanic hat gezeigt, dass man durchaus historische Ereignisse als Hintergrundrauschen für eine Romanze umsetzen kann. Nur müssen dafür dann beide Elemente exzellent und bestenfalls trotz Fokussierung auf eines von beiden jeweils glaubwürdig umgesetzt werden. Jetzt ist nicht jeder Regisseur ein James Cameron und man muss sich nicht immer gleich mit einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten messen. Man kann mit dem Film durchaus Spaß haben. Am Ende startet bei To The Moon zwar sowohl die Rakete als auch die Romanze, aber beides wird dem Zuschauer nicht glaubwürdig nähergebracht und reißt einen entsprechend auch nicht mit.

Fly Me to The Moon (USA 2024)
Regie: Greg Berlanti
Besetzung: Scarlett Johansson, Channing Tatum, Woody Harrelson, Nick Dillenburg, Anna Garcia
Kinostart: 11. Juli 2024, Sony Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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