WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY 2 – Filmkritik


Foto-© Plaion Pictures

It’s as if the earth itself as allowing this horror to rise up.

(Cavendish – Winnie-the-Pooh: Blood and Honey 2)

Christopher Robin (Scott Chambers) hat der Öffentlichkeit offenbart, dass tief im „100-Acre-Wood“ magische, gefährliche Tierwesen leben. Wesen, die er seit seiner Kindheit kennt und denen er und viele weitere zum Opfer gefallen waren. Obgleich er für die Morde der Wesen nicht schuldig gesprochen wurde, steht ihm die Mehrheit der Einwohner in seiner Heimat Ashdown skeptisch gegenüber und er fristet ein Außenseiterdasein. Einige wenige jedoch glauben ihm und machen Jagd auf die vermeintlichen Fabelwesen. Zusehends in die Enge getrieben sehen diese nur einen Ausweg und ziehen unter der Führung von Owl (Marcus Massey) aus, den Kampf gegen die Menschen in deren Zuhause zu bringen.

Räumen wir zunächst mal den tonnenschweren Bären aus dem Raum. Winnie-the-Pooh ist in die Public Domain übergegangen und seit 2024 auch Tigger, weshalb Lewis Santa in Teil 2 jetzt als Tigger à la Freddy Kruger fröhlich schnetzelnd durch Teenager hüpft. Aufgrund dieser rechtlichen Entwicklung dürfen die Jungs und Mädels vom Studio Jagged Edge Pooh und seine Freunde machen lassen, was sie wollen, so lange es nicht aussieht wie im Disney Animationsfilm.

Liebhaber:innen des Buches brauchen hier eigentlich nicht weiterlesen, denn an euch richtet sich der Film leider nicht. Teil 2 hat zwar schon ein paar mehr Referenzen und sogar Gags basierend auf dem ursprünglichen Buch, was aber nur heißt, dass er überhaupt welche hat, denn in Teil 1 musste man sich die eher selbst überlegen. Mit einer wirklich liebevollen oder gar smarten Fortführung des Konzepts, wie es zum Beispiel American McGee in Alice – Madness Returns getan hatte, haben wir hier nicht zu tun.

Als reiner Fantasy Slasher hat der Film allerdings gar nicht so schlechte Karten. Das Design der Fabelwesen ist zum Beispiel kaum noch ein Vergleich zu Teil 1 und erinnert stellenweise fast an Cabal von Clive Barker. Wobei es wirklich bei „fast“ und „erinnert“ bleibt, denn auch wenn das Budget im Vergleich zu Teil 1 verzehnfacht wurde, sprechen wir immer noch von bescheidenen 1.000.000 USD. Dafür sieht es aber echt gut aus. Wenn man die Produzenten so hört, die ja alle auch mitspielen und mitschreiben, möchte man ihnen auch schon irgendwie glauben, dass es tatsächlich ein Herzensprojekt und kein Marketing-Kalkül ist, diese bekannten IPs auszuschlachten. Und geschlachtet wird da so einiges, besonders eine Party/Rave Sequenz gegen Ende des Films treibt den Bodycount in ungeahnte Höhen. Continuity, wie viele Teenager plötzlich im Wald rumlaufen, wo die eigentlich herkommen, um dann schlagartig zu sterben, lassen wir da mal außen vor. Aber nicht nur Teenager, sondern auch weitere IPs sollen ausgeschlachtet werden. Der Teaser zu Bambi: The Reckoning ist schon bei der Blu-ray dabei und für 2025 ist Poohniverse: Monsters Assemble angekündigt. Ein Film, für den im Abspann und den Medien schon direkt Pinocchio, Mickey Mouse (in der Steamboat Willy Version), Tinkerbell, Schneewittchen, der verrückte Hutmacher und einige mehr angekündigt sind. Teilweise zusätzlich mit Solo-Filmen vorab etc., nicht wenige werden an andere verfrühte Ankündigungen von Franchises wie das „Dark Universe“ oder das „DCEU“ denken müssen.

Aber zurück zu Pooh 2. Der bringt nämlich, passend zu den Franchise Filmen, dieses Mal einen richtigen Plot mit. Wie eingangs erwähnt, wird im Intro, das wieder als stimmungsvolle Graphic Novel Sequenz abläuft (einziges Highlight von Teil1), eine Parallele aufgemacht. Aber dabei bleibt es nicht, denn der Großteil des Films dreht sich um unterdrückte Erinnerungen von Christopher Robin an eine gemeinsame Kindheit mit Pooh. In diesen Sequenzen, übrigens gespielt von Peter DeSouza-Feighhoney, der nicht nur Honig im Namen, sondern Horrorfilme in der Vita hat, spielte er doch jüngst Henry in The Popes Exorcist.

Es gibt also einen richtigen Plot, richtige Schauspieler und eine Vision, wohin das Ganze hinführen soll. Die komplette Cast von Teil 1 wurde ausgetauscht (nicht, dass viele das bemerken werden) und alle sind mit Elan bei der Sache. Das macht aus Pooh 2 trotzdem keinen guten Film, hebt ihn aber ein ganzes Stück über Teil 1 und lässt hoffen, dass vielleicht tatsächlich noch etwas Interessantes aus dem Poohniverse entsteht. Wer dann von Anfang an dabei gewesen sein will, der sollte hier reinschauen; allen anderen sei der inhaltlich tatsächlich ähnlich gelagerte Cabal eher ans Herz gelegt oder eben ein richtiger Slasher wie jüngst Thanksgiving oder eine gute düstere Märchen Variante wie The Lure, in der Arielle in die Moderne gebracht wird.

Winnie-the-Pooh: Blood and Honey 2 (UK US 2024)
Regie: Rhys Frake-Waterfield
Besetzung: Scott Chambers, Tallulah Evans, Ryan Olivia, Peter DeSouza-Feighhoney, Marcus Massey, Lewis Santa, Eddy MacKenzie
Heimkino-VÖ: 20. Juni 2024, Plaion Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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