Foto-© Michael Delaney
Tonight, your name is Charlotte
In a play within a play
She tells her husband that she’s happy
But she’s planning her escape
God, you make it look so easy
I forget it isn’t real
That’s why you think nobody trusts you
To say how you really feel
They showed your paintings to a doctor
When you were acting out
Throwing money at a problem
They couldn’t talk about
(Christian Lee Hutson – Tiger)
Wenn es allein nach der Promi-Dichte auf seinen jüngsten Alben ginge, müsste er eigentlich viel bekannter sein. Trotz dieses erstaunlichen Buddy-Netzwerks (dazu später mehr) ist Christian Lee Hutson aber auch in seiner US-amerikanischen Heimat immer noch relativ unbekannt. Doch es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, dass der 33-Jährige aus Kalifornien seinerseits den großen Durchbruch schafft. Ob es mit Paradise Pop. 10 gelingt, seinem fünften Album seit 2013 und dem dritten in Folge für das tolle Alternative-Label ANTI-?
Erneut legt der Singer-Songwriter elf hochsolide, schöne Songs vor, die jederzeit in guten Filmen und TV-Serien im Hintergrund, Vor- oder Abspann laufen könnten, weil sie sich so behaglich ankuscheln und doch mehr sind als Grundrauschen. Mal geht es Richtung Country-Pop (Candyland), mal werden die Gitarren im College-Rock-oder Power-Pop-Modus aufgedreht (Carousel Horses, Beauty School), meist jedoch ist die Stimmung verhalten und verhangen, in zarten Balladen wie dem Opener Tiger, After Hours oder dem längsten Track Flamingos, die dem Sixties-Folk-Sound von Simon & Garfunkel recht nahe kommen.
Und immer nimmt diese warme, melancholische Tenorstimme des Christian Lee Hutson den Hörer zusätzlich für sich ein – Fans von Elliott Smith oder Gregory Alan Isakov vermutlich ganz besonders. Aber zurück zu dem möglicherweise noch hilfreicheren Promi-Bonus auf Paradise Pop. 10 (benannt nach einem realen Ort in den Wäldern von Parke County/Indiana, in dessen Nähe Hutson einen Teil seiner Kindheit verbrachte): Die vierfache Grammy-Gewinnerin Phoebe Bridgers, mit der Hutson schon früher zusammen Songs schrieb und Musik machte, hat das Album produziert und Gesang für zwei Lieder beigesteuert; außerdem sind Katy Kirby und Maya Hawke – ja, die als Schauspielerin und Sängerin talentierte Tochter von Ethan Hawke und Uma Thurman – in den Co-Vocal-Credits zu finden.
Mit seinem vorherigen Album Quitters (2022), das von Bridgers und Conor Oberst (einem weiteren berühmten Freund Hutsons) produziert wurde, heimste der aus Los Angeles stammende Singer-Songwriter bereits viel Lob ein. Das sollte ihm auch für Paradise Pop. 10 sicher sein. “Ich wollte eine Platte mit Blick nach oben machen. Eine Platte, die nach vorne schaut”, sagt Hutson.
Einzige, gleichwohl dezente Kritik: Seiner höchst angenehmen Musik fehlt es noch an einem echten Alleinstellungsmerkmal, ein paar Ecken und Kanten, dem “Boah!!!”-Effekt. Vielleicht ändert sich das beim nächsten Album – dann dürfte einer Karriere von Christian Lee Hutson wie der des stilistisch/stimmlich vergleichbaren Sufjan Stevens nichts mehr im Wege stehen.
Christian Lee Hutson – Paradise Pop. 10
VÖ: 27. September 2024, ANTI-
www.christianleehutson.com
www.facebook.com/chrisleehutson
Christian Lee Hutson live:
03.11.2024 Berlin, Privatclub