Foto-© Michaela Simpson
A billion dollars in your eyes, beside a hospital bed
Hot wars of the Middle Ages replaying in my head
You wore your Colonel Tom Parker signet ring
With the unmistakable air of “Get up there and sing”
I watched you and time itself share a fat cigar
The peer reviews were purring with their paws on my jugular
You get used to fighting talk, doing what you love
Turns out the soft boy gets hard, when push comes to shove
I think you’d prefer a firmer hand
With big cat tattoos
And a wedding band
You could laugh at his jokes
You could bury your nosе in his shoes
Is this a bad time?
(Hamish Hawk – Big Cat Tattoos)
Dies sei “das freizügigste, schmerzhafteste und lyrisch dichteste Album, das ich je aufgenommen habe”, sagt Hamish Hawk im Bedroomdisco-Interview über sein aktuelles Meisterstück A Firmer Hand. Und der 32 Jahre alte Schotte aus Edinburgh fügt hinzu: “Es fällt mir schwer, es anzuhören, denn es ist, als würde ich alte Tagebucheinträge überfliegen. Sagen wir einfach, ich bin froh, dass die Tage, die mich zu diesen Einträgen inspiriert haben, schon lange vorbei sind.” Wir Hörer haben es da leichter – wir können auch ohne all den Schmerz von der Platte überwältigt sein.
Was als erstes an ihr auffällt: diese gewaltige Stimme. Tief und doch flexibel, mit allen Nuancen zwischen eisiger Kälte und empathischer Wärme, kraftvoll und sensibel zugleich. Hawk weiß schon, warum er sich im Opener Juliet As Epithet ganz auf seinen Bariton-Gesang verlässt, den Vocals also nur wenig instrumentale Unterstützung zur Seite stellt. “Das ist einer der wenigen Songs, mit denen ich wirklich total glücklich bin. Ich würde nichts daran ändern. (…) Es ist ein großartiges Gefühl, diesen Song zu hören und jeden einzelnen Teil zu genießen”, sagt der ansonsten selbstkritisch-bescheidene Brite. Und Recht hat er.
Das Schöne an A Firmer Hand ist nun, dass Hawk mit dem tollen Einstiegssong sein Pulver noch lange nicht verschossen hat. Machiavellis’s Room oszilliert zwischen Piano-Pop und Art-Rock – als wenn Scott Walker, David Bowie und Jarvis Cocker gemeinsame Sache gemacht hätten. Dieses Lied sei “das lüsterne, animalische, dunkle Herz des Albums”, so Hamish Hawk. Mit dem Electro-Funk-Pop von Big Cat Tattoos, das an die besten Stücke von Heaven 17 oder New Order in den 1980ern erinnert, entert der Schotte elegant den Indie-Dancefloor.
Und so geht’s immer weiter mit Tracks, die den Horizont der starken Hawk-Vorgängeralben Heavy Elevator und Angel Numbers nochmals erweitern. Stagnation, nicht mal eine auf hohem Niveau, kann man diesem Singer-Songwriter wirklich nicht vorwerfen. Angesprochen auf die Unterschiedlichkeit seiner Platten seit dem Debüt Aznavour von 2014, sagt Hawk: “Ich schätze, ich bin ziemlich leicht zu langweilen. Und wenn es um Formeln in der Musik geht, oder zumindest in meiner eigenen Musik, finde ich sie ermüdend. (…) Wenn ich eine Veränderung spüre, gehe ich mit – falls ich den Mut dazu aufbringe.”
Dass er auch als “Troubadour mit der Akustikgitarre in der Hand” (Interview-Zitat Hamish Hawk) eine gute Figur macht, bewies der 32-Jährige erst kürzlich als Support der Villagers. A Firmer Hand ist eine wesentlich opulentere Angelegenheit, mit teils wuchtigen, eingängigen Indie-Rock-Songs wie Nancy Dearest, You Can Film Me oder dem an bessere Morrissey-Zeiten gemahnenden Men Like Wire. Aber auch Hawks zarte, verletzliche Seite bekommt noch genügend Raum, etwa im schönen Piano-Stück Christopher St. oder im Closer The Hard Won (“eine Art Entschuldigung an die Objekte meiner Zuneigung in früheren Alben”).
Und stets bleiben seine Vocals unfehlbar. “Um ehrlich zu sein, habe ich erst in den letzten ein oder zwei Jahren meine Stimme als Sänger so richtig entdeckt. Es mag ein wenig lächerlich klingen, aber ich habe mich nie als Sänger betrachtet, sondern immer als Songschreiber oder Texter”, bekennt Hawk. Wie auch immer – A Firmer Hand ist in jeder Hinsicht ein großer Wurf.
Hamish Hawk – A Firmer Hand
VÖ: 16. August 2024, So
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