Foto-© Paola Kudacki

I’m lookin everywhere and still I’m coming up empty
I’m just trying to let the spirit un-take me
untether my mind and let the ghosts idle
hope and pray it’s not a vicious recycle

I really wanna ride I’m burning god almighty
it’s way past time the angels un-bride me
unfocus my eyes and feel the drug runnin
can’t forget that I know how to let the sun in

Oh Joan
What is there to be done
he said …
she said
they said

I stepped into the dark I heard the whip of the ocean
this unleashed the fantasies in slow motion
Uncover my body let the smoke rise up
Rename the future get along, give up your giving up

I’m lookin everywhere and still I’m coming up empty
I’m just trying to let the spirit un-take me
untether my mind and let the ghosts idle
hope and pray it’s not a vicious recycle
Oh Joan

(Joan As Police Woman – Oh Joan)

“Ich war bereit, ein Album zu machen, auf dem meine Stimme wirklich zur Geltung kommt”, sagt Joan Wasser, wegen einer ihr angedichteten Ähnlichkeit mit der US-Schauspielerin Angie Dickinson (Police Woman) seit vielen Jahren unter dem Alias-Namen Joan As Police Woman bekannt. Eine gute Freundin habe ihr schließlich gesagt, “dass dies das sexyeste Album ist, das ich je gemacht habe. Ehrlich gesagt, ich glaube, sie hat Recht.” Hat sie. Sinnlicher als auf Lemons, Limes & Orchids geht’s wirklich kaum mehr.

Und das verwundert auch nicht. Denn wenn es um den Titel der besten, sensibelsten weißen Soul-Sängerin geht, ist Joan Wasser ganz sicher ganz vorn mit dabei. Falls es noch eines Beweises bedurft hätte, dass diese 54-jährige Musikerin eine der tollsten Stimmen überhaupt hat, dann wird er jetzt mit “Lemons, Limes & Orchids” geliefert. Zumal das neue Album nach prominenten Kollaborationsprojekten – zuletzt mit dem 2021 veröffentlichten The Solution Is Restless im Trio mit Afrobeat-Pionier Tony Allen und dem Multiinstrumentalisten Dave Okumu – ihren fabelhaften Gesang mal wieder so richtig ins Zentrum rückt.

Das zwölfte Studiowerk von Joan As Police Woman sei “im Kern ein Album über Liebe und Verlust” und “eine Hommage an das Durchhalten in einer brüchigen, schnelllebigen Welt, inklusive unserer kollektiven Orientierungslosigkeit”, teilt das Label Play It Again Sam (PIAS) mit. Es geht also um Themen, die auch in der schwarzen Musik seit den 60ern bis in die Gegenwart – von Sam Cooke und Aretha Franklin bis zu Alicia Keys und Michael Kiwanuka – die Agenda bestimmen. Dass neben Schmerz und Verzweiflung bei der Soul-Polizistin immer wieder Hoffnung und ein Glaube an das Gute durchschimmern, zeigen einige Songtitel: The Dream, With Hope In My Breath, Tribute To Holding On, Help Is On Its Way.

Während The Solution Is Restless (die letzte Aufnahme des 2020 gestorbenen Fela-Kuti-Drummers Tony Allen) ein sehr rhythmisches, musikalisch randvolles, fast schon hermetisches Album war, in dem Wassers Stimme teilweise wie ein zusätzliches Instrument eingesetzt wurde, so findet sich ihr Gesang auf Lemons, Limes & Orchids in einem reduzierteren, fast jazzigen Ambiente wieder – dafür mittendrin. Die Songs sind aufs Wesentliche reduziert, bersten aber vor Intensität. Und wenn Wasser mit Oh Joan sich selbst bespiegelt, im Titelstück wie eine neo-soulige Joni Mitchell klingt und in Tribute To Holding On unfassbar viel Gefühl aus ihren Stimmbändern wringt, dann kommt man gar nicht drum herum, zutiefst berührt zu sein.

Die Liste der Promi-Musiker, die sich im Laufe der Jahre mit Wassers Künsten als Sängerin und Multiinstrumentalisten schmückten, ist fast endlos lang: von Rufus Wainwright, in dessen Live-Band sie dieser Reviewer vor fast 20 Jahren in Berlin als Violinistin und Tänzerin erlebte, über Lou Reed und Ahnoni bis zu Damon Albarn (Blur, Gorillaz) und Iggy Pop, mit dem sie zuletzt Konzerte als Keyboarderin und Background-Sängerin gab. Das neue Album ist in dieser Hinsicht weniger spektakulär, aber immerhin: Die jüngst mit dem Grammy ausgezeichnete Meshell Ndegeocello spielt Bass, Chris Bruce Gitarre, Daniel Mintseris die Keyboards, die JAPW-Langzeitbegleiter Parker Kindred und Otto Hauser wechseln sich am Schlagzeug ab.

Mehr ist auch gar nicht notwendig für diese wunderschönen, tatsächlich beseelten Lieder. Ein Tipp noch: Lemons, Limes & Orchids ist ein Kopfhörer-Album par excellence, eine Platte zum konzentrierten Hin- und Durchhören. Also: Kopfhörer auf und genießen.

Joan As Police Woman – Lemons, Limes & Orchids
VÖ: 20. September 2024, PIAS
www.joanaspolicewoman.com
www.facebook.com/joanaspolicewoman

Joan As Police Woman auf Tour:
21.10.24 Berlin, Heimathafen
22.10.24 Hamburg, Mojo