LEIF VOLLEBEKK – Revelation


Foto-© Nicholas Sutton Bell

When I was young and I was barely free
Just a boy upon my mother’s knee
Was that the wind howlin’ through the trees
Or was that you calling to me?
Calling to me

You showed me where the candle flame was black
I said, “Oh, baby, I never noticed that”
And with your breasts pressed against my back
You were laughing in the bath
Laughing in the bath

Take a look at this face of mine
Is it cool? Is it crystalline?
Or a pale imitation, brand new tessellation?
Tell me what you see
Moondog, you’re all I need

(Leif Vollebekk – Moondog)

Schon der Opener von Leif Vollebekks neuem Album hält eine Überraschung bereit: Auf Rock And Roll ist alles Andere zu hören als Rock ‘n’ Roll. Stattdessen ein opulenter Midtempo-Song mit prachtvollen Streichern, der gerade noch, aber sehr geschickt, am Kitsch vorbeischrammt. Wer also den kanadischen Troubador mit dem norwegischen Namen als breitbeinigen Rocker hören wollte, muss sich gedulden. Und, ums gleich vorwegzunehmen, wird auch danach keinen Elvis im Leif entdecken.

Denn Revelation, Vollebekks fünfte Studioplatte seit dem Debüt Inland von 2010, bleibt eine so üppige wie gefühlsintensive, aber nie rockistisch nach vorn gehende Angelegenheit. Und, dem Albumtitel entsprechend, eine Offenbarung – das bisher mit Abstand beste Werk dieses talentierten Singer-Songwriters aus Ottawa/Ontario.

Southern Star, der zweite Song, könnte beispielsweise direkt von einer der legendären Jackson-Browne-Platten der mittleren Siebziger stammen – eine großformatige Melodie, ein warmes, tiefgründiges Countryrock-Arrangement mit Strings des derzeit allgegenwärtigen Rob Moose, eine seufzende Pedal-Steel von Cindy Cashdollar, Backing-Vocals von Angie McMahon. Peace Of Mind erinnert anschließend an die besten Lieder des angesichts herber Beziehungs-Vorwürfe seit Jahren abgetauchten Ryan Adams.

Surfer’s Journal lässt zwar im Hintergrund die Meereswellen rauschen, ist aber eine so gar nicht zum Surfen animierende , sondern sich immer mehr hochschaukelnde, zum Heulen schöne Klavier-Ballade. Hab ich da gerade irgendwo die Namen Eric Carmen und John Miles gehört? Warum nicht, das waren schließlich auch große Balladensänger – vermutlich kann Leif Vollebekk mit diesem Vergleich sogar leben. Moondog kommt zunächst reduzierter daher, mit Fiddle, Akkordeon, Backing-Vocals der wunderbaren Anais Mitchell, ehe Vollebekks Mundharmonika eine ordentliche Prise Bruce-Springsteen-Feeling einstreut.

False-Hearted Lover und Sunset Boulevard Expedition rufen danach abermals die volle emotionale Wucht des Westcoast-Rock der Seventies ab – trotz der Cinemascope-Produktion bleiben aber auch diese Songs wundersamerweise nicht im Pathos stecken und damit nahbar. Mississippi ist schlicht eine der strahlendsten musikalischen Landschaftsmalereien seit langem, und Till I See You Again lässt gegen Ende des Albums Latenight-Jazz-Feeling aufkommen.

Die insgesamt elf neuen Lieder von Leif Vollebekk schaffen es, gleichermaßen mit Bombast zu überwältigen und mit glaubhafter Sensibilität zu berühren – kein geringes Kunststück. “Aufgenommen im Sunset Sound und Dreamland in Woodstock, New York, ist ‘Revelation’ sowohl spirituell als auch bodenständig – vom Himmel über uns bis zu den Ozeanen unter uns”, gerät die Album-PR-Abteilung (mit Recht) ins Schwärmen. Der legendäre Schlagzeuger Jim Keltner, die bekannte Steel-Gitarristin Cindy Cashdollar (Bob Dylan, Van Morrison, Rod Stewart) und der renommierte Bassist Shahzad Ismaily sowie McMahon/Mitchell für den Background-Gesang halfen, die Vision eines an die nordamerikanischen Folkrock-Großwerke der 70er angelehnten Albums umzusetzen. Volltreffer.

Leif Vollebekk – Revelation
VÖ: 27. September 2024, Secret City Records
www.leifvollebekk.com
www.facebook.com/leifvollebekk

Leif Vollebekk Tour:
02.10.2024 München, Strom
05.10.2024 Berlin, Lido
06.10.2024 Hamburg, Knust
09.10.2024 Köln, Gebäude 9

Im Rahmen der anstehenden Tour verlosen wir als Präsentator 2×2 Tickets für die Deutschland-Shows! Ihr wollt hin? Dann schickt uns zum 1. Oktober eine Mail mit dem Betreff “Leif Vollebekk + Stadt, wo ihr zum Konzert wollt” und eurem vollständigen Namen an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr frohe Gewinnkunde von uns in eurem digitalen Postfach!

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Werner Herpell

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