Foto-© Tim Cavadini
Zuletzt hat das Wiener Geschwister-Quartett Wallners bei unserem diesjährigen Golden Leaves Festival einige neue Songs gespielt, nun kehrt die Band nach mehrjähriger Pause an der VÖ-Front mit einer neuen Single zurück: Easy! Der Dreampop der vier Geschwister klang schon immer besonders, der neue Song zeigt, dass die Band die Auszeit optimal genutzt hat: Easy wärmt die Seele, schaltet alle Sinne frei, verbindet Sehnsucht mit Melancholie. Und ein Käuzchen spielt auch eine Rolle.
Ihre mal akustischen, mal elektronischen, aber immer wärmenden Lieder sind wie gute Freundinnen und Freunde, die man zu jeder Zeit anrufen kann, wenn einem danach ist. Wie eine Decke, unter der man sich verkriecht, wenn man die Welt da draußen nicht mehr so recht versteht. Die neue Single Easy ist ein perfektes Beispiel der Wallners-Kunst, Musik zu erschaffen, die klingt, als sei sie genau für den Moment erschaffen, in dem man sie hört. Weil sie erspürt, wie man sich im Augenblick fühlt – und sagt: Das ist okay.
Easy verbreitet die angenehme Wärme und Frische einer Sommernacht am Waldrand. Ein Klavier beginnt, dazu weht ein kühler Windhauch. Dann legen sich die Vocals von Sängerin Anna wie ein Mantel über die Musik. Sie singt mit ihrer dunklen Stimme, aber nicht distanziert, sondern so, als erzähle sie uns eine intime Geschichte, mit allen Brüchen, die eine gute Story auszeichnet. Begleitet wird sie von einer verhallten E-Gitarre, die wunderschöne eigene Melodien findet, bevor das Stück mit einer akustischen Gitarre ausklingt, von der man glaubt, sie sei schon immer dagewesen. Und das Schöne ist: Diese Single ist erst der Anfang eines neuen Wallners-Kapitels.
Die Entstehung der neuen Single Easy zeigt, dass die Wallners-Uhr ein wenig anders tickt. Das Stück ist schon länger Teil des Live-Repertoires, jedoch gefiel der Band der C-Teil nicht, der dem Stück in der Mitte eine Wendung geben soll. Wallners probierten dutzende Varianten, bis sie endlich eine Bridge fanden, die sich optimal anfühlte. Eine bedeutende Rolle spielte dabei ein Käuzchen. „Wir verbrachten einen Abend im Wald, hörten es rufen und waren vom Klang fasziniert“, erinnert sich Anna. Die Vier nahmen den Ruf des Käuzchens auf, integrierten ihn, leicht bearbeitet, in den Song. Und es schien, als öffnete sich dadurch eine neue Tür, als sei nun komplett klar, in welche Richtung dieser Song im C-Teil zu gehen hat.
Wallners sind Anna, Laurenz, Nino und Max Wallner. Vier Geschwister aus Wien, Anna und Laurenz sind Zwillinge. Das ergibt eine sehr besondere Bandkonstellation. Die Geschichte der Rock- und Popmusik kennt Beispiele, bei denen Bands schon deshalb zerschellten, weil sich zwei Brüder zerstritten. Aber gleich vier Geschwister? Das Geheimnis: Was die Musik betrifft, müssen Anna (Gesang), Laurenz (Klavier), Nino (Gitarre) und Max (Bass) keine großen Worte verlieren. Intuitiv wissen die vier, was ein herausragendes Lied braucht – und was nicht.
Musik ist bei Wallners seit jeher ein großes Thema. Der Vater führt ein Klaviergeschäft in Wien. Piano zu spielen ist in dieser Familie so selbstverständlich, wie es in anderen das Fernsehen gucken ist. Als Nino und Max auf Gitarre und Bass umstiegen und Anna ihre Liebe zum Gesang und ihre unglaubliche Stimme entdeckte, waren die Vier eine Band aus Geschwistern.
2020 erschien die erste Wallners-Aufnahme in my mind. In der Regel klingen Debütsingles von Bands noch wackelig. Diese war bereits perfekt. „Mit der jungen Band Wallners kehrt die Sinnlichkeit in den österreichischen Pop zurück“, schrieb Die Zeit – und fand im Sound der Band einen Gegenpol zur Breitbeinigkeit und zur Ironie, die in der Indie-Szene von Wien so häufig zu finden ist.