Birds flying high
I don’t know how they feel
People outside
In search of something real
And I need mine to get me started
Something to get me started
Got to get me started
Give me bassline
Give me dollar wine
God gave me feet for dancing
And that’s exactly what I’ll do
Give me high life
Give me good times
God gave me feet for dancing
(Ezra Collective feat. Yazmin Lacey – God Gave Me Feet For Dancing)
Hat wohl jeder schon mal erlebt: Ein funky Stück Musik – man möchte einfach drauflos tanzen, traut sich dann aber doch nicht, wegen kritischer Blicke der Umgebung und so, oder weil’s ja “blöd” aussehen könnte. Das Londoner Jazz-Quintett Ezra Collective um den Top-Pianisten Joe Armon-Jones macht auf seinem dritten Studioalbum mit zahlreichen Gästen nun Mut, dem Impuls zu folgen. Dance, No One’s Watching (sinngemäß: Tanz doch einfach, guckt ja keiner zu) heißt die Platte. Und um noch deutlicher zu machen, welche Ermunterung in ihrem groovy Sound steckt, haben sie eines der gesungenen Stücke gleich God Gave Me Feet For Dancing genannt: Eine gute “Bassline” und billiger Wein, “high life” und “good times” – mehr braucht es nicht, und los geht’s.
Die dritte Studioalbum dieser besonders angesagten unter den vielen angesagten neuen britischen Jazz-Bands sei “eine Ode an den heiligen und doch lustvollen Akt des Tanzens”, heißt es etwas geschraubt, aber inhaltlich natürlich völlig korrekt, PR-seitig zu Ezra Collective. Man könnte auch ganz simpel sagen: Diese Platte ist für den Dancefloor so sehr gemacht wie nur wenige Jazz-Alben, degeneriert aber trotzdem nicht zum gefälligen Stil-Mischmasch. Klar, die berüchtigte Jazz-Polizei als strenger Wächter über das traditionsreiche Genre wird an Dance, No One’s Watching einiges zu meckern haben – aber wen schert’s, wenn man diese Art Musik nicht verkopft und gestrig mag, sondern dazu – eben, tanzen will.
Auf hohem Niveau mischen Ezra Collective also Soul (vor allem in den beiden gesungenen Tracks mit Yazmin Lacey und Olivia Dean am Mikro), Funk, Dub-Reggae, Hip-Hop, Afrobeat und sogar Salsa in ihren rhythmisch brodelnden und zugleich hochmelodischen Sound. Die fünf Musiker gewannen im vorigen Jahr (keine Selbstverständlichkeit für eine Jazz-Band) den begehrten britischen Mercury Prize für das Vorgängeralbum Where I’m Meant To Be – ein bisschen wohl auch stellvertretend für viele andere superbe Newcomer des Genres, wie die Bands Nubiyan Twist und Sons Of Kemet (mit Shabaka Hutchings und The-Smile-Drummer Tom Skinner), Moses Boyd, Jordan Rakei, Yussef Dayes, Nubya Garcia.
Apropos: Die Super-Saxophonistin Garcia spielt auch auf mehreren Tracks von Dance, No One’s Watching mit – bei dieser Gelegenheit sei ihre nur eine Woche zuvor erschienene dritte Platte Odyssey wärmstens empfohlen, die im Doppelpack mit Ezra Collective das Dancefloor-Jazz-Vergnügen glorreich verlängern kann. Ja, die Londoner Jazz-Szene macht einfach schöne, lässige Musik, die Geist und Körper, Seele, Herz und Beine gleichermaßen anspricht. Denn, wie schon weiter oben erwähnt: Gott (wenn man dran glaubt) hat dem Menschen Füße (auch) zum Tanzen gegeben. Und falls es einen überkommt, kein Problem, denn: Dance, No One’s Watchung. Viel Spaß mit Ezra Collective – demnächst auch live in Deutschland. Wird bestimmt heiß.
Ezra Collective – Dance, No One’s Watching
VÖ: 27. September 2024, Partisan Records
www.ezracollective.com
www.facebook.com/EzraCollective
Ezra Collective Tour:
15.10.2024 Berlin, Astra Kulturhaus
16.10.2024 Hamburg, Docks
23.10.2024 Köln, Gloria-Theater