Foto-© Agentur
You and your dad are dancing in the kitchen
Life is slowing down but it’s still bitchin’
I got myself a rod but I could break it
My back is still as strong as I can make it
Plus you’re mine
So who would rush right through this, child of mine?
Child of mine
Child of mine
Everything you want is in your reach right now
And anything that’s not I have to teach somehow
Everything about you is intuitive
So those who miss the point might rush right through it
‘Cause it’s fine
But I don’t want to miss it, child of mine
Child of mine
Child of mine
(Laura Marling – Child Of Mine)
Man muss nicht unbedingt Vater oder Mutter sein, um sich von Child Of Mine, dem Opener des Albums Patterns In Repeat der Brit-Folk-Erneuerin Laura Marling, berühren zu lassen. Es schadet aber auch nicht. Denn dieses Lied aus radikaler Eltern-Perspektive ist so intim und innig, wie man es der auf ihren ersten Platten eher unterkühlten, dann feministisch-kämpferischen Musikerin vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Was sich auf dem noch hypothetisch betitelten Vorgänger Song For Our Daughter (2020) bereits andeutete, ist voriges Jahr im Leben der Engländerin angekommen – und im Eröffnungssong auch zu hören.
Man vernimmt also auf Child Of Mine zunächst häusliche Geräusche, dann ein paar beiläufige Wortfetzen (vermutlich von der Sängerin und ihrem Partner), danach zartes Kleinkind-Gegluckse. Niedlich! Aus akustischer Gitarre, ätherischem Chorgesang, Marlings wie immer wundervollen Vocals und, gegen Ende, ein paar Streichern entwickelt sich ein hymnischer Song, der nur Hartgesottenen oder Verächtern familiärer Idyllen nicht zu Herzen gehen dürfte. Alle anderen Zuhörer werden Laura Marling diese Behaglichkeit gönnen.
“Ich hätte nicht gedacht, wie leicht mir das Muttersein fallen würde”, sagte die 34-Jährige kürzlich dem Berliner Tagesspiegel. Ihr achtes Album habe sie – wie man der Eingangssequenz des Openers entnehmen kann – bei sich zuhause geschrieben, “während ich in die Augen dieses kleinen, wunderbaren Wesens schaute”. Diesem Töchterchen singt sie nun ein liebevolles Lullaby und versichert ihr ewige, unübertreffliche Zuneigung: “No One’s Gonna Love You Like I Can”.
Es könnte ein bisschen zu viel der Harmonie oder auch arg kitschig sein, käme die Musik nicht von Laura Marling. Und die findet halt auch hier wieder so traumhaft sicher wie kaum eine andere Künstlerin den perfekten Pfad zwischen dem pastoralen Brit-Folk eines Nick Drake (Patterns In Repeat, Looking Back) und der coolen Raffinesse von Joni Mitchell (Your Girl, The Shadows), inklusive zweier Instrumentals (Interlude, Lullaby II). Im Gegensatz zu den stärker band-orientierten Vorgängerplatten (von denen Song For Our Daughter die beste war) ist das Klangbild angesichts der Homestudio-Atmosphäre der Aufnahmen stark reduziert – kein Schlagzeug, dafür tolle Strings des angesagten Arrangeurs Rob Moose.
“Ich bin 34 Jahre alt und habe nun seit 15 Jahren und acht Alben ein Leben voller Lieder gelebt”, sagt Laura Marling zufrieden über ihre produktive Karriere seit dem Solo-Debüt Alas, I Cannot Swim von 2008. “Ich kann mich der Tatsache nicht entziehen, dass jede Platte ein Kapitel meines Lebens mit Zeitstempel ist (obwohl manche eher wie eine Vorahnung erschienen). Hier sind wir nun. Nach einer Jugend, in der ich verzweifelt versucht habe zu verstehen, was es heißt, eine Frau zu sein, stehe ich auf der Kuppe des Hügels, und mich umgibt eine völlig neue, eine gewaltige Perspektive.“
Fazit: Mag Patterns In Repeat mit all seiner Lieblichkeit auch weniger Biss und Schärfe haben als frühere Platten der hochtalentierten Londoner Folk-Frau, so ist die typische Marling-Magie doch jederzeit zu spüren auf dieser in Töne gegossenen Feier eines harmonischen Familienlebens.
Laura Marling – Patterns In Repeat
VÖ: 25. Oktober 2024, Chrysalis/Partisan Records
www.lauramarling.com
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