SPEAK NO EVIL – Filmkritik


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Sometimes it’s ok to think things, but you can’t actually say them.

(Louise Dalton – Speak no Evil)

Da ist es also endlich, das lang erwartete Remake von Speak No Evil. Kennt ihr nicht oder habt ihr schon vergessen? Speak no Evil ist ein dänischer Film aus 2022, in dem sich eine dänische Familie im Urlaub mit einer niederländischen Familie anfreundet. Die sind zwar etwas gröber als die behüteten Upperclass Dänen, aber dennoch harmoniert es zusammen mit der Leichtigkeit, die man im Urlaub ja oft verspürt ganz prächtig. Als dann nach dem Urlaub überraschend die Einladung in das traute Heim in Form einer Postkarte bei den Dänen eintrudelt, zögert man zwar aber überwindet sich dennoch recht schnell, sich auf das Abenteuer einzulassen. Dort angekommen kippt die harmonische Stimmung langsam, aber stetig. Zu krass unterscheiden sich Weltbild und Erziehungsmethoden beider Familien. Dabei ist der Titel Programm und die Dänen halten sich lange zurück, man ist ja Gast. Irgendwann können sie jedoch nicht mehr an sich halten, vielleicht jedoch zu spät. Denn nicht Kritik, sondern vielleicht viel mehr die Flucht vor dem übergriffigen Gastgeber scheint angebracht, eine Erkenntnis, die hoffentlich nicht zu spät kommt.

Das Original basiert dabei auf Kindheitserinnerungen von Regisseur und Co-Autor Christian Tafdrup und wird hier sehr schnörkellos auf Amerikaner (Gast) und Briten (Gastgeber) umgeschrieben. Hauptsächlich von Regisseur und Co-Autor James Watkins aber mit Unterstützung des Originalautoren-Duos. Vermutlich fühlt es sich auch deshalb sehr identisch an und auch deshalb wird wohl die Chance genutzt, dem Film ein neues Ende zu verpassen. Dies ist komplett konträr zum Original, was euch den Film ruinieren oder retten kann, je nach persönlicher Façon. Auf jeden Fall macht es den Film auch für Kenner des Originals interessant. Was uns die neu ausgewürfelten Nationalitäten ebenfalls bringen, sind neue Darsteller. Vor allem James McAvoy auf britischer und Mackenzie Davis auf amerikanischer Seite brillieren hier und differieren dabei gleichzeitig sehr vom Fedja van Huet und Sidsel Siem Koch aus dem Original. Leider ist anders aber nicht immer besser. Wo im Original gekonnt mit kulturellen Eigenheiten und sicher auch ein wenig mit Klischees der beiden Nationalitäten gespielt wird, verfällt man hier sehr stark in Stereotype. Sicher leichter verständlich für das breitere Zielpublikum, aber eben auch genau die erwartete geringere Tiefe, die man von einem „Hollywood“ Remake erwarten würde. Vielleicht sogar dem hehren Ansatz Originalautor Christian Tafdrup mit einzubeziehen geschuldet, der sich garantiert mit den kulturellen Fein- und Eigenheiten der Dänen auskennt, aber eben etwas weniger mit denen der USA und Großbritanniens.

In Summe ist das Remake somit genau das, was man von einem budgetär größeren, mainstreamigeren Remake erwarten würde. Leichter verdaulich, mehr Schauwerte, massenkompatibler und zugänglicher. Somit hängt euer Vergnügen stark davon ab, ob ihr das Original kennt und ob ihr es mögt – wer eines oder beides verneint, sollte hier hinschauen. Der Film ist immer noch knüppelhart von der Gewalt und vor allem vom Unbehagen her. Es wird immer noch gekonnt damit gespielt ob, bis wann und wie sehr man sich zurücknehmen und wann man für sich und seine Werte einstehen soll. Auch toxische Maskulinität wird einmal mehr vorgeführt und dekonstruiert. Wobei hier nicht nur die schauspielerische Leistung von James McAvoy, sondern auch die Vielschichtigkeit seiner On-Screen Partnerin / Komplizin / Opfer Aisling Franciosi hervorgehoben werden muss. Klingt alles gut und ist es auch und gäbe es nicht den gleichen Film in besser, wären wir bei bis zu 3,5 Discokugeln. Somit bleibt es bei einer Empfehlung, wenn auch einer knappen. Schaut diesen Film und wenn er euch gefällt, schaut unbedingt das Original.

Speak no Evil (US CA HR 2024)
Regie: James Watkins
Darsteller: James McAvoy, Mackenzie Davis, Scoot McNairy, Aisling Franciosi, Alix West Lefler, Dan Hough
Kinostart: 19. September 2024, Universal Studios

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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