STEVE WYNN – Make It Right


Foto-© Guy Kokken

Everything I touched turned to sand
Endless grains filtered through my hands
Time and time again

Everything I did turned to dust
In wintertime I know I must
Do my best to search for the light
I’m trying to make it right

Everything I did, I did with best intent
Every straight line I walked somehow got bent
Still I try to scale the heights
I’m trying to make it right

(Steve Wynn – Make It Right)

The Dream Syndicate, Danny & Dusty, Gutterball, Smack Dab, The Baseball Project – es gibt schon allein fünf Bands oder ähnlich geartete Zusammenschlüsse, denen Steve Wynn in den vergangenen 40 Jahren seinen Stempel aufgedrückt hat. Hinzu kamen die künstlerisch sehr ergiebige Zeit als Frontmann der Miracle 3 zusammen mit Ehefrau und Drummer-Queen Linda Pitmon sowie Über-Gitarrist Jason Victor (drei fantastische Studioalben zwischen 2003 und 2010) plus ein rundes Dutzend Solo-Platten. Es war also nicht immer einfach, den Karriere-Pfaden des wunderbaren Menschen und großartigen Rockmusikers Steve Wynn zu folgen. Und beim Erwerb eines verdienten höheren Bekanntheitsgrades hat diese Sprunghaftigkeit vermutlich auch nicht geholfen.

Nun also, nach der bejubelten Wiederbelebung seiner ersten Band The Dream Syndicate seit 2017, gibt es wieder mal ein Wynn-Werk unter eigener Flagge – und natürlich ist es wieder ziemlich gut geraten, auch wenn man auf Make It Right keine ganz neuen Seiten dieses konstant herausragenden Musikers entdeckt. Dafür stellte der seit längerem in New York lebende gebürtige Kalifornier überwiegend Stücke zusammen, die er im Laufe der Jahre gesammelt und nicht veröffentlicht hatte.

Der Opener heißt Santa Monica, ist also nach der kalifornischen Stadt bei Los Angeles benannt, wo vor gut 40 Jahren Wynns Karriere begann, und der einzige Track, den er für Make It Right ganz neu schrieb. Das Gegenstück: der Closer Roosevelt Avenue, nach der Straße in Jackson Heights/Queens, wo der Künstler inzwischen lebt – eine ins Schrammelig-Noisige driftende Jam-Session, die die teils chaotische Atmosphäre in diesem New Yorker Stadtteil musikalisch einfangen soll. Wesentlich weicher und harmonischer klingt hingegen der feine Titeltrack oder Cherry Avenue, Wynns Hommage an eine Straße in Long Beach, seine Ex-Heimat.

Andere Songs auf Make It Right sind Outtakes früherer Projekte oder auch Soundtrack-Arbeiten. Wie gut dieser längst legendäre Psychedelic-/Folkrock-Musiker in der Szene vernetzt ist, zeigt ein Blick auf die Gästeliste des Soloalbums: Mike Mills (R.E.M.), Vicki Peterson (The Bangles), Chris Schlarb (Psychic Temple) und Emil Nikolaisen (Serena Maneesh) sind dabei, natürlich auch wieder die fabelhafte Schlagzeugerin/Background-Sängerin Pitmon.

Wynn ist durchaus bewusst, dass sein stetiges Streben nach neuen Ufern nicht unbedingt lukrativ ist. “Na ja, jemand, der eine solide Karriere im Hinterkopf hat, würde ja vielleicht immer und immer wieder das Gleiche machen – in der Hoffnung, dass es irgendwann erfolgreich ist”, sagte er kürzlich in einem ergiebigen Interview. “Die meisten Songwriter schreiben ihr bestes Material dann, wenn die Musik das Wichtigste in ihrem Leben ist. Deswegen stagnieren viele Kollegen auch dann, wenn sich die Perspektive in Richtung Familie, Kinder, Gesundheit und die finanzielle Sicherheit ändert. So bin ich aber nicht. Ich betrachte das nicht als Job oder Gewohnheit – mein Ziel ist es, den nächsten Song, den ich mache, immer ein bisschen besser zu machen als den zuvor, und das geht nur, wenn man etwas wagt.”

Sehr ehrenwert – und im Falle von Make It Right mit dem Ergebnis eines erneut solide starken Wynn-Werks. “Nächstes Jahr will ich zum Beispiel ein Album mit einer populären Band in Italien aufnehmen”, kündigte der Sänger und Gitarrist in besagtem Interview an. “Was ich aber auch machen will, sind mehr Solo-Scheiben. Ich habe vor langer Zeit damit aufgehört – weil die Sache mit The Dream Syndicate so gut gelaufen ist. Wir haben ein Erbe und eine Geschichte zu repräsentieren. Ich mag das Baseball Project – weil das meine Freunde sind und wir eine gute Zeit miteinander haben. Aber auf der kreativen Seite finde ich Solo-Platten am spannendsten. (…) Ich möchte gerne etwas Einzigartiges und Besonderes machen.”

Vom fleißigen, flexiblen Steve Wynn ist also – ob als Singer-Songwriter solo oder mit Bands – noch ein üppiges Alterswerk zu erwarten. Gut so.

Steve Wynn – Make It Right
VÖ: 30. August 2024, Fire Records
www.stevewynn.net
www.facebook.com/stevewynn

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Werner Herpell

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