CURRENT JOYS – East My Love


Foto-© Julien Sage

Slowly, I come crawling like a batshit maniac
Just like Heaven, there is no turning back
In the distance between the good and bad, I’ll be
Back here waiting in the corner of your hand

If you fall between the fury and the cracks
Slowly, like the wind, I’ll bring you back
If you fall enough, you’re never coming back
Slowly, like the wind, I’ll bring you back
Slowly, like the wind, I’ll bring you back

(Current Joys – Slowly Like The Wind)

Surf-Curse-Frontmann Nick Rattigan ist ein äußerst produktiver Mensch. Am 11. Oktober erschien bereits seine sage und schreibe zwölfte Platte mit seinem Songwriting-Alter-Ego Current Joys. Dass einem der Sound von East My Love bekannt vorkommt, liegt allerdings weniger an den zahlreichen Vorgängeralben als am Konzept. Die zwölf Songs tauchen ein in die reiche Folklore des amerikanischen Westens und erzählen altbekannte Geschichten von Liebe und Trauma, Herzschmerz und spiritueller Erneuerung. So zeitlos der Klang, so zeitlos ist auch die Geschichte hinter dem Album. Nachdem er 2023 und 2024 mit LOVE + POP vor allem auf Kollaborationen setzte, sind auf East My Love Lieder zu hören, die drei Jahre zuvor in absoluter Einsamkeit entstanden sind. Nachdem er sie ohne Handyempfang außerhalb der Hörweite anderer Menschen und in einem mentalen Tief in den Wäldern von Tennessee geschrieben hatte, waren sie zu roh und zu verletzlich, um sich damit sofort auseinanderzusetzen. Jetzt war er bereit, gemeinsam mit Andrew Sarlo den Blick zurückzuwagen und die Songs aufzunehmen, die ihm zuvor zu schwer wogen. Er möchte anderen Menschen mit Depressionen und Ängsten ein Stück Trost geben. So wie er zu jener Zeit versucht hat, sich selbst mit Country-Musik und transzendentalem Folk zu beruhigen.

Und so startet der Blick zurück mit der minimalistischen Ballade Echoes of the Past. Eine Hommage an Dylan – eine gute noch dazu. Auch das Dylan-Cover Oh, Sister und Slowly like the Wind bestechen durch eine Emotionalität, die in Einfachheit entsteht. Bittersüß bleibt es in allen Songs, minimalistisch allerdings nicht. Es sind viele üppige Momente dabei. Leadsingle California Rain kommt mit dicken Indierockvibes und auch Sister Christian bringt beinahe tanzbare Momente. Beim intensiven They Shoot Horses übersetzt Rattingan seine Verzweiflung um Beziehungskämpfe in eine großartig zerklüftete Gesangsperformance. Die Platte endet mit einem Simon and Garfunkel Cover: Feelin‘ Groovy klingt nostalgisch, vertraut und doch dreckiger als man es im Ohr hat.

Überhaupt spielen die Tracks auf East My Love mit dem Gefühl einer nostalgischen Vertrautheit, die immer wieder aufgelöst und ins Heute geholt wird. Dabei ist es melancholisch ohne abzustürzen und einfach ein Album, in das man sich gern fallen lässt. Der Blick in die Dunkelheit fühlt sich dabei so authentisch an, dass man dankbar ist, immer wieder aufgefangen zu werden.

Current Joys – East My Love
VÖ: 11. Oktober 2024, Secretly Canadian
www.currentjoys.com
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