Foto-© Brent Goldman
His body is the Gelson’s
Her soul, the fallen star
At midnight twice a week she comes, she leaves
And no one’s hassled her so far
The courters have arrived
In male polish, in tailored slacks
Reformed past all recognition
Resplendent in donor class panache
Is a scheme to enrich assholes
What the Godhead had in mind?
When he hid here such revelations
As only singers could describe?
Mahashmashana
All is silent
And in the nеxt universal dawn
Won’t have to do the corpsе dance
Do the corpse dance
Do the corpse dance with these on
(Father John Misty – Mahashmashana)
Er könnte mit dieser Stimme (und manchen seiner zuckersüßen Songs) ein Frank Sinatra oder Tony Bennett für unsere Zeit sein könnte, ein Spielcasino-Crooner im edlen Zwirn – wenn er denn jemals auf die Idee käme, nach Las Vegas zu gehen. Aber dafür ist Joshua Michael Tillman (43) alias Father John Misty wohl noch nicht alt oder weltmüde oder kitschnah oder zynisch genug – obwohl Letzteres ihm ja durchaus öfter nachgesagt wird.
Ja, den prächtigen Pop-Rock-Bombast beherrscht er wie kein anderer Musiker seiner Generation, dieser als Schagzeuger der Fleet Foxes eher bescheiden gestartete Herr Tillman. Zum Glück allermeistens mit hohem (Selbst-)Ironie-Anteil, so dass beispielsweise der opernhafte Pomp des Titelsongs seiner neuen Platte Mahashmashana erstaunlicherweise nicht nervt, sondern beseelt.
Der Opener des sechsten Soloalbums von Father John Misty bleibt dem Sound früherer Werke unter der Produktion des großartigen Multiinstrumentalisten und Prog-Rock-Fans Jonathan Wilson noch weitgehend treu – danach aber zeigt der Singer-Songwriter Tillman auch einige neue Facetten seiner Kunst. So überrascht She Cleans Up als cool groovender Blues-Funk-Rock-Track, bei dem der selbsternannte Vater Neblig in einen hypnotischen Sprechgesang verfällt und seine wunderbare Bariton-Stimme daher weniger fordern muss als üblich.
Josh Tillman And The Accidetal Dose ist wieder eines dieser schräg selbstreferenziellen Stücke, wie man sie schon auf früheren Father-John-Misty-Alben hörte (wir erinnern uns gern an Mr. Tillman oder The Night Josh Tillman Came To Our Apartment). Ausgehend von einem Verweis auf Van Morrisons frühem Meisterwerk Astral Weeks, erzählt der Sänger hier zu einem himmelwärts strebenden Streicher-Arrangement wieder mal eine seiner zwischen trockenen Humor und Sarkasmus pendelnden Geschichten.
Das vom Titel her ebenfalls nach schwerem Stoff klingende Mental Health wird kontrastiert mit einer smoothjazzigen Easy-Listening-Melodie – sechseinhalb Minuten pures Schwelgen in Schönheit, auf deren Live-Aufführung beim Berlin-Konzert am 6. April nächsten Jahres man sich jetzt schon freuen darf. Hier findet Tillman zum Klangbild seiner musical-esken Platten God’s Favorite Customer (2018) und Chloë And The Next 20th Century (2022) zurück, auf denen er die monumentale, den Hörer zeitweise auch ermüdende Wucht des Opus magnum Pure Comedy (2017) dankenswerterweise ein wenig reduzierte.
Weiter geht’s mit Screamland und Being You, zwei von Gänsehaut-Streichern verzierten Pianoballaden, die ihre knapp sieben beziehungsweise gut fünf Minuten Spieldauer voll rechtfertigen – Rufus Wainwright und der junge Elton John der 70er lassen herzlich grüßen. Mit I Guess Time Makes Fools Of Us All schlendert Father John Misty über acht Minuten lässig im Seventies-Westcoast-Funkpop-Modus daher, die Doobie Brothers oder Steely Dan winken vom Wegesrand. Und Summer’s Gone ist, wie der Songtitel bereits andeutet, die perfekte melancholische Abschieds-Elegie.
Mahashmashana – ein Sanskrit-Begriff, wörtlich übersetzt “großer Feuerbestattungsplatz” – umfasst lediglich acht Songs, kommt aber dennoch auf eine üppige Laufzeit von rund 50 Minuten. Ein weiteres riesengroßes Album von Father John Misty also. Am besten direkt vor oder nach dem auch hier abgefeierten Americana-Meisterstück Revelation von Leif Vollebekk auflegen – passt.
Father John Misty – Mahashmashana
VÖ: 22. November 2024, Bella Union
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