I’m taking you for a drive
little sunlight on the passenger side
change of seem for a little while
couldn’t know even if I tried
So I’m taking you for a drive…
(David Luximon – I’m Taking You For A Drive)
Ein spätsommerliches Album für den Spätherbst und den Winter. Schimmernde Melodien voller Wärme und Wehmut, streichergesäumte Arrangements voller Weltflucht-Angebote und lebensbejahender Eleganz. Federleichter Westcoast-Americana-Pop der 70er (die herrliche Pedal Steel in Paper Moon, dem Country-Song Heels oder Dreams & Ribbons!) trifft auf erdigen schottischen Folkrock. Ein Album der Widersprüche hat der gebürtige Edinburgher David Luximon mit A Certain Frame Of Reference, seinem zweiten Album unter eigenem Namen, da vorgelegt.
Und selten klang Nostalgie in diesem zu Ende gehenden Musikjahr schöner als beispielsweise im Opener I’m Taking You For A Ride mit dezenter Fifties-Pop-Note. Oder in der melancholischen Ballade The Mirror, in der sich Piano, Orgel, Strings und Gitarren zu einer berührendem Wall Of Sound auftürmen. Oder in People Need People Like You, einem wunderbar komponierten und üppig produzierten Folk-Walzer mit einem Refrain, für den das Easy-Listening-Popgenie Burt Bacharach (die Trompete!) und der junge Neil Young von Harvest oder On The Beach (die Gitarre!) gleichermaßen Pate gestanden haben könnten.
Luximon singt dazu mit einer sanften, etwas herben, also zum Glück nicht überzuckerten Stimme so empathisch, dass es eine pure Freude ist. Raumgreifend hallende E-Gitarren werden auch anderswo aufgefahren (am lautesten im epischen Sowing For Butterflies), ohne dass diese Platte je in ordinären Gniedel-Rock oder Mucker-Musik abrutschen würde. Gratwanderung bewältigt.
Allzu viel ist hierzulande über David Luximon nicht bekannt – in seiner Heimat aber durchaus. Nach einigen Veröffentlichungen unter dem Moniker Vive La Rose legte er 2022 mit seinem vollen Namen David Luximon-Herbert das Solo-Debüt Duty Of Care, das, wie nun auch der Nachfolger A Certain Frame Of Reference, beim tollen lokalen Label Last Night From Glasgow erschien (und auf Bandcamp weiterhin zur Verfügung steht). Nach einigen Jahren in der Pop-Metropole London kehrte Luximon mit seiner Familie nach Crieff in der ländlichen schottischen Region Perthshire zurück.
“These moves and the associated themes, the change of pace, being surrounded by nature, and the idea of ‘home’ run through the whole record”, sagte der Musiker kürzlich dem Scotsman. Als “symphonic songwriter album” bezeichnet die Pop-Expertin der Regionalzeitung, Fiona Shepard, den meisterlichen zweiten Aufschlag von David Luximon. Trifft’s ziemlich genau.
Mit der Cellistin Liz Hanks, dem Pedal-Steel-Gitarristen Conor Smith (Blue Rose Code) und dem renommierten Trompeter/Saxophonisten Terry Edwards standen freilich auch Top-Musiker zur Verfügung, um diese bereits auf Opulenz angelegten Songs so richtig zum Strahlen zu bringen. “It’s such a genuine pleasure to have all these incredible musicians say yes to working on the record”, so Luximon dankbar. Ganz starke Gesamtleistung.
David Luximon – A Certain Frame Of Reference
VÖ: 29. November 2024, Last Night From Glasgow (LNFG)
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