FRANZ FERDINAND – The Human Fear


Foto-© Fiona Torre

Alright, here we go with riff one

Oh, did you ever get the feeling
That there′s something come undone?
An unreeling in the seaming, the stitching gone
So you rip a little harder ’til that rip becomes a run
Feel the fabric of existence come unspun
Hey there, we don′t care
I could be standing way out where
You’re naked and freezing ’til you run
Freeze or run

But don′t stop feeling audacious
There′s no one to save us
So, just carry on
And don’t go blaming the neighbours
You know they′re the same as us
We should just get on
Get on

(Franz Ferdinand – Audacious)

Was sofort auffällt am neuen Album The Human Fear von Franz Ferdinand: diese fast schon jugendlich-krawallige Frische, dieser Drive. Gleich im Opener Audacious – der zudem ganz prächtig an David Bowie und Mott The Hoople und deren gemeinsamen Geniestreich All The Young Dudes erinnert – lassen Alex Kapranos und seine wieder mal neu formierte Band (am Schlagzeug jetzt mit Audrey Tait) völlig vergessen, dass es Franz Ferdinand schon seit zwei Dekaden gibt und dass der Frontmann selbst inzwischen knapp 53 ist, was man ihm weißgott nicht ansieht oder anhört.

Audacious ist also ein Start nach Maß für das schottische Quintett, das den Energielevel auch danach kaum absinken lässt. Man muss nur das treibende The Doctor oder den Tanzflächenfeger Hooked hören, um Franz Ferdinand von jedem Midlife-Crisis-Verdacht freizusprechen. Ja, es geht musikalisch und stilistisch wieder in Richtung der heute längst legendären ersten Alben von 2004 und 2005, die dem britischen Pop mit ihrer Mixtur aus Post-Punk, New Wave und eckigem Funk eine Frischzellenkur verpassten. Aber dies wirkt bei Franz Ferdinand nie wie ein behagliches “Back to the roots”-Konzept, sondern nach einer glaubwürdigen, gelungenen Rückkehr zu den eigenen Kernkompenzen.

Zumal es beim Songwriting durchaus Überraschungen gibt. Nach den FF-typischen Uptempo-Krachern der ersten Albumhälfte lässt Kapranos seinen edlen Bariton im getragenen Tell Me I Should Stay glänzen, das mit sehr britischen Music-Hall-Sounds à la The Kinks oder Madness spielt. Und nach dem wiederum mächtig losbretternden Cats walzert Black Eyelashes mit exotischen Orient-Motiven daher, ehe Bar Lonely charmant ein swingendes Piano und Schrammelgitarren kombiniert.

Der Abschluss-Track The Birds ist eine zum Glück nicht allzu devote Verbeugung vor dem Punk-Funk-Artpop der Talking Heads – inklusive euphorischer “Whooo!”-Ausrufe, die endgültig deutlich machen, dass Alex Kapranos über sein siebtes Franz-Ferdinand-Album genauso glücklich ist wie (vermutlich) die allermeisten Hörer. Aufgenommen wurde diese tolle Platte in den schottischen AYR Studios, produziert von Mark Ralph, der bereits beim 2013-er FF-Album Right Thoughts, Right Words, Right Action mit der Band zusammengearbeitet hatte.

Kapranos sagt dazu: “Dieses Album (…) war eine der lebensbejahendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe, aber es heißt trotzdem “The Human Fear”. Angst erinnert dich daran, dass du am Leben bist. Ich glaube, wir alle sind in gewisser Weise süchtig nach dem Rausch, den sie uns geben kann. Wie wir darauf reagieren, zeigt, wie menschlich wir sind.” Es gehe letztlich – etwa in der Single Audacious – darum, “über den Rand in die Ewigkeit der Nichtexistenz zu blicken und zu sagen: Ey! Scheiß drauf! Heute nicht, danke! ” In diesem Sinne: Danke, Franz Ferdinand! The Human Fear ist – dem Titel zum Trotz – ein Mut- und Muntermacher für das ziemlich düster heranziehende Jahr 2025.

Franz Ferdinand – The Human Fear
VÖ: 10. Januar 2025, Domino
www.franzferdinand.com
www.facebook.com/officialfranzferdinand

Franz Ferdinand Tour:
22.02.25 Muffathalle, München – ausverkauft
24.02.25 Huxleys Neue Welt, Berlin – ausverkauft
28.02.25 Die Kantine, Köln – ausverkauft

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Werner Herpell

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