Foto-© 2025 Universal Studios. All Rights Reserved.
Hurry Mommy, he’s coming.
(Ginger – Wolf Man)
Die Beziehung von Blake (Christopher Abbott) und Charlotte (Julia Garner) scheint langsam aber sicher aus dem Ruder zu laufen. Obgleich die Nachricht, dass Blakes Vater für tot erklärt wurde, nachdem er Jahre als vermisst galt, natürlich keine positive ist, birgt sie dennoch einen Hoffnungsschimmer. Denn ein Tripp, gemeinsam mit Tochter Ginger (Matilda Firth), von New York in die abgelegenen Gebirge Oregons, um die Hütte seines Vaters aufzulösen, ist vielleicht genau das, was die junge Familie braucht, um wieder zueinander zu finden. Nachdem sie jedoch kurz vor ihrer Ankunft von irgendetwas im Dunkeln angegriffen wurden, scheint sich Blake zusehends zu verändern. Anstatt der vorher konstante Ruhepol der Familie wird er zur realen Gefahr für eben diese und droht genau das zu zerstören, was er unbedingt retten wollte.
Wolf Man steht in einer langen Tradition von Werwolf-Filmen, den Monster-Filmen des Filmstudios Universal im Allgemeinen und konkret zwei Wolfman-Filmen, dem Original von 1941 und seinem Remake aus 2010. Dass Regisseur und Co-Autor Leigh Whannell sich davon nicht abschrecken lässt, bewies er bereits 2020 mit seinem Invisible Man-Remake, welches ebenfalls zu dem Portfolio der klassischen Monster-Filme von Universal gehört. Damals modernisierte er den Plot vom verrückten Wissenschaftler hin zu einer modernen Fabel auf Gaslighting und fügte gleichzeitig Science-Fiction Elemente hinzu. Je nachdem wie man Wolf Man betrachtet, wiederholt er diesen Ansatz. Zwar ohne Science-Fiction aber auch ohne magische Flüche und weit weg vom klassischen Werwolf. Die Inspiration für die Bestie liegt nach eigener Aussage des Regisseurs eher in David Cronenbergs The Fly von 1986. Ob euch das Ergebnis dann gefällt oder nicht, es ist definitiv anders und definitiv auf Cronenberg-Level, was den Bodyhorror angeht. Für Zartbesaitete ist der Film definitiv nichts und auch von Romantik, ohnehin ja eher ein Steckenpferd der Vampire, ist hier nichts zu spüren. Whannell nutzt die Transformation als eine Parabel auf eine unheilbare Krankheit, durch die man geliebte Meschen langsam verliert und wir sie irgendwann genauso wenig wie sie uns wiedererkennen. Neben diesem neuen Ansatz und der Gefahr aus dem Inneren gibt es aber durchaus auch einige Wendungen in der Geschichte, die dem Original entliehen sind. Dennoch sollten Fans der klassischen Wolfman-Filme sehr offen an diese Neuinterpretation herangehen, sonst werden sie enttäuscht. Nicht umsonst hat man die Schreibweise von Wolfman auf Wolf Man geändert, denn der Fokus liegt mehr denn je auf der Menschlichkeit und dem Verlust dieser, auch wenn genau das ein wichtiger Aspekt der Klassiker ist.
Größtenteils als Kammerspiel in der abgelegenen Hütte angelegt, liegt der Fokus nahezu komplett auf der kleinen Familie. Glücklicherweise spielen alle drei (Tochter, Mutter und Vater) ihre Parts perfekt. Allen voran, Christopher Abbott, der wortwörtlich alles gibt. Alle, die immer noch enttäuscht sind, dass der Part nicht wie ursprünglich geplant an Ryan Gosling ging, werden dies nach der Sichtung überdenken. Julia Garner, die jüngst in dem Prequel zu Rosemarys Baby Apartment 7a schon um ihr Leben kämpfen durfte, macht ebenfalls einen guten Job, auch wenn sie etwas weniger zu tun hat und Matilda Firth als Tochter Ginger (ja, das wird wohl eine Anspielung auf die Werwolf Filme Ginger Snaps sein) spielt auch mehr als solide. Trotz der schauspielerischen Leistung ist es leider das menschliche Drama, was am Ende etwas zu konstruiert wirkt.
Dennoch werdet ihr kaum Zeit haben, dies zu realisieren. Denn der Horrorteil des Films funktioniert einwandfrei, nicht zuletzt wegen der audiovisuellen Finesse des Films. Der Soundtrack ist nicht nur gut und gruselig, sondern spielt sehr smart mit der animalischen Thematik des Films. Ebenso wird mit vielen cleveren Kameratricks gearbeitet. So gibt es zwei bis drei Szenen in dem Film, die wahrlich wegweisend inszeniert sind und sicher noch oft im Genre kopiert werden. Insgesamt ist Wolf Man dennoch leider kein das Genre revolutionierender Film, wie es The Invisible Man war, sondern „nur“ ein guter Horrorfilm mit einigen revolutionären Szenen. Falls Leigh Whannell jedoch dieses Niveau für weitere Universal Monster Remakes halten könnte, wäre das mehr als ausreichend und wir definitiv erneut am ersten Tag im Kino, genau wie zumindest alle Genre Fans es auch bei Wolf Man sein sollten.
Wolf Man (USA 2025)
Regie: Leigh Whannell
Darsteller: Julia Garner, Christopher Abbott, Sam Jaeger, Matilda Firth, Benedict Hardie, Ben Prendergast
Kinostart: 23. Januar 2024, Universal Pictures Germany
