EMMANUELLE – Filmkritik


Foto-© LEONINE Studios Spielfilm

Do you get pleasure?

(Emmanuelle – Emmanuelle)

Obwohl Emmanuelle augenscheinlich alles hat – beruflichen Erfolg, Geld, Schönheit und jeden scheinbar mit nur einem Blick verführen kann – scheint ihr dennoch das wahre Vergnügung und die Freude verwehrt zu sein. Beruflich in Hong Kong um den Service Level eines Luxushotels zu prüfen, ist sie eigentlich angetrieben von der Suche nach eben diesem…

Für eine ganze Generation steht Emmanuelle (1974) und ihre vielen Fortsetzungen, Kopien und Plagiate für ein verbotenes Vergnügen. Kaum ein Samstagnachtprogramm in den späten 80ern und frühen 90ern kam ohne irgendeine Variante der Softcore Porno-Serie aus. Irgendwo zwischen Lolita und Exploitation und lange bevor Ein unmoralisches Angebot und Co. Erotik erneut in den Mainstream des Kinos brachten, waren zunächst die Emmanuelle Romane und später die Filme omnipräsent. Und nun meldet sich das Original ein paar Jahre nach der Twilight / 50 Shades of Grey-Revolution zurück…und funktioniert einfach nicht mehr. Dass die neue Emmanuelle Noémie Merlant 35 Jahre, anstatt der grenzwertigen 21 der Original-Emmanuelle Sylvia Kristel ist, ist dabei zunächst durchaus positiv zu sehen und wunderschön ist die Dame auch zweifelsohne. Ebenso wie das gesamte Ambiente von First Class-Flugzeugkabinen bis luxuriösen Hotelzimmer. Was aber dem Film ebenso fehlt, wie Emmanuelle selbst, ist die Freude an dem Ganzen. Merlant scheint den Akt der Liebe ebenso gleichgültig über sich ergehen zu lassen wie Luxusdinner. Egal ob Frauen, Männer oder Pärchen, weder bei ihr noch beim Zuschauer kommt Stimmung auf. Die kühle Inszenierung fühlt sich dabei an wie die eingangs erwähnten Erfolgsserien Twilight und 50 Shades of Grey, nur dass es hier keinen Grund für die übertrieben kühle Inszenierung gibt. Weder will Emmanuelle dominiert werden, noch ist sie eine verklemmte Teenagerin, die aus sich rauszukommen versucht. Der Plotansatz einer Frau zu folgen, die auf der Suche nach Spaß an der Freude ist, ist an sich absolut lobenswert. Über 100 Minuten darzustellen, wie jemand einfach keinen Spaß an Sex und Luxus hat, könnte gekonnt inszenierte Kapitalismus- und Konsum-Kritik sein, dafür verfehlt der Film aber aufzuzeigen, dass vielleicht die einfachen Dinge im Leben mehr Spaß bringen können. Stattdessen müssen wir, gemeinsam mit Emmanuelle eine sexuelle Eskapade nach der anderen über uns ergehen lassen.

Sinnbildhaft dafür, wie prätentiös das Ganze ist, wird dann mehrfach der Klassiker Wuthering Heights in die Kamera gehalten, während wir offensichtlich dem Plot eines Groschenromans folgen müssen. Genau wie die wunderschöne Emmanuelle werdet auch ihr leider keine wirkliche Freude an diesem Filmabend erleben.

Emmanuelle (FRA USA 2024)
Regie: Audrey Diwan
Darsteller: Noémie Merlant, Will Sharpe, NaomiWatts
Heimkino Start: 20. Februar 2025, LEONINE Studios Spielfilm

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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