MARIA SOMERVILLE – sphärische Sphären

Foto-© Cáit Fahey

Das britische Indie-Label 4AD stand in der Hochphase in den Neunzigern für einen ganz bestimmten Signature-Sound, den das Label mit Bands wie Cocteau Twins oder This Mortal Coil selbst auch entscheidend geprägt hat: Shoegaze, Slowcore und Wave! Während der Sound des Labels dieser Tage sehr viel vielschichtiger ist und eher Indie-Bands wie The National, Big Thief oder Künstlerinnen und Bands wie Aldous Harding oder Dry Cleaning zuletzt bei 4AD Platten veröffentlichten, fühlt sich die neuste Album-Ankündigung dort wie eine Zeitkapsel in vergangene Tage an – was absolut nichts schlechtes bedeuten soll! Denn die ersten Songs des neuen Signings Maria Somervolle klingen eben als würden sie den Shoegaze und Slowcore der Neunziger atmen.

Das neue Album der irischen Musikerin erscheint in Form von Luster am 25. April – bereits im letzten Jahr war die hypnotische Shoegaze-Single Projections erschienen, mit der Somerville eine erste Fährte in Richtung des Sounds ihres kommenden Albums gelegt hatte. Nun folgt mit der Ankündigung des 4AD-Debüts die nächste Single Garden. Der Song taucht ihre sirenenhaften Vocals in einen Sound aus schwirrenden Feedbacks, luftiger Percussion und nostalgischen Gitarren, der Erinnerungen an die klassische 4AD-Phase heraufbeschwört.

Die Newcomerin wuchs im ländlichen County Galway an der rauen irischen Westküste auf. Sie zog später nach Dublin, wo sie an ihrem Signature-Sound arbeitete: atmosphärischem Dreampop, der von der Landschaft ihrer Jugend geprägt ist. Die ätherischen Gitarrenklänge, spärlichen Rhythmen und elektronischen Ambient-Sounds hielt sie erstmals auf dem 2019 selbstveröffentlichten Album All My People fest, einem Werk, das knietief in Nostalgie und Sehnsucht watet.

Erst als sie nach Connemara zurückkehrte, in ein Haus nicht weit von dem, in dem sie aufwuchs – und von wo aus man einen der größten Seen des Landes, den Lough Corrib, überblicken kann – begann Somerville mit der Arbeit an Musik, die schließlich zum neuen Album Luster werden sollte. Während ihr DIY-Debüt Erinnerungen und Melancholie in nebligen Slowcore hüllte, zeigen die zwölf neuen Tracks eine Künstlerin, die sich des Weges, den sie eingeschlagen hat, viel sicherer ist. “I can see more clearly than I could before. I know now what’s true for me”, singt sie passend in Trip.
Gestärkt durch die neue, alte Umgebung und ermutigt durch ihre Community, entwickelte Somerville wieder kreative Energien. Der Boden erwies sich im wahrsten Sinne als fruchtbar, als sie in lockeren Wohnzimmer-Sessions erste Demos aufnahm, die später unter anderem mit J. Colleran und Ian Lynch (Lankum) ausgearbeitet und schließlich vom New Yorker Engineer Gabriel Schuman (Oneohtrix Point Never, Princess Nokia, David Byrne) gemixt wurden.

Maria Somerville Tour:
02.05.25 Berlin, Berghain Kantine
07.05.25 Hamburg, MS Stubnitz

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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