PANDA BEAR – Sinister Grift


Foto-© Chris Shonting

Stiff wind on the street
Pull my jacket in
Feeling incomplete
Feel it happening

Thought, lost in thought
Lost in thought, lost in thought

Even if he didn’t mean it
Even if I didn’t mean it
Even if it’s not worth the time
Every little thing between us
Every little thing beneath us
Even if it’s not on my mind

Thought we’d be friends again
Pushed to the end, we can, but we don’t
The days we spent, now we don’t care
Thought we’d be friends again
Now we’re taking a bow

(Panda Bear – Ferry Lady)

Wer hören will, wie sich eine Studio-Kollaboration von Brian Wilson mit Bob Marley vermutlich angehört hätte, wird jetzt fündig. Na klar, bei Noah Lennox aka Panda Bear, einem der furchtlosesten Stilmixer im Indie-Business. Warum also nicht Sixties-Surfpop mit leicht dubbigem Reggae verquirlen und einfach mal schauen, was dabei rauskommt, muss sich der Multiinstrumentalist der ähnlich grenzenlos musizierenden Animal Collective gedacht haben. Das Ergebnis nannte er 50 mg, und es klingt schon recht crazy, aber eben auch wunderbar entspannend und eskapistisch. Danke für den musikalischen Trip in wärmere, schönere Regionen, Noah!

Anschließend setzt der 46-Jährige seine Reise Richtung Karibik fort, mit dem Song Ends Meet, bei dem man vor dem geistigen Auge Harry Belafonte oder Miriam Makeba aus der Calypso-Kulisse springen sieht. Überhaupt ist der Blick in den Rückspiegel auf Lennox‘ neuem Album Sinister Griff so dominant wie selten zuvor bei Panda Bear. Schon der Opener Praise bedient sich kräftig bei den Beatles und den Monkees der mittleren, zunehmend psychedelischen 60er-Jahre, Anywhere But Here stellt anschließend warme Beach-Boys-Harmonien gegen coole Spoken-Word-Passagen auf Spanisch. Und Ferry Lady heizt das Fernweh mit so sehnsüchtigen wie sonnigen Midtempo-Grooves inklusiver hübscher Trompeten-Sounds noch weiter an.

Ja, es kann manchmal ein bisschen zu viel werden mit der Weltflucht-Aufforderung von Sinister Grift, etwa wenn sich der US-amerikanische Pandabär in Venom’s In abermals fünf Minuten lang durch supersofte, sedierende Klangwelten treiben lässt. Dann würde man Noah Lennox gern mal „Aufwachen!“ zurufen. Aber hey, die Psych-Pop-Ballade Left In The Cold unmittelbar danach ist schon großartig und virtuos gemacht mit ihren wattig-halligen Vocal-Effekten, hier fühle ich mich an I’m Not In Love von 10cc erinnert, und das ist nun ausdrücklich als Kompliment gemeint.

Aufgenommen wurde das Album in Lennox‘ Lissaboner Studio, was die sonnendurchflutete, aber auch mal in Melancholie (Elegy For Noah Lou) getränkte Pracht der zehn Tracks erklären mag. Für das Schlussstück Defense gesellte sich an der Gitarre Patrick Flegel aka Cindy Lee hinzu, im vorigen Jahr mit dem Album Diamond Jubilee selbst ein Kritiker-Liebling, wie Noah Panda Bear Lennox schon seit 25 Jahren einer ist. Auch andere langjährige Wegbegleiter wie Josh „Deakin“ Dibb, Rivka Ravede und die Animal-Collective-Buddys steuerten etwas zu Sinister Grift bei. Starke Platte – wenn man sich auf die konsequente, komplexe Retro-Ästhetik einlässt.

Panda Bear – Sinister Grift
VÖ: 28. Februar 2025, Domino
www.pandabearofficial.com
www.facebook.com/PandaBear

YouTube Video

Werner Herpell

Mehr erfahren →