Foto-© Andrew Thomas Huang
My, my, my, my, my whole life, I’ve been doing fine
And now I’m cry-cry-crying like Dolly from 9 to 5
(SASAMI – Slugger)
„I’m such a Cancer, I wish I had the answer, baby…“ – mit diesen Zeilen beginnt Blood On The Silver Screen, das neue Album von SASAMI, und legt damit sofort den Grundstein für eine emotionale, kühn orchestrierte Pop-Odyssee. Schon mit ihrem Debütalbum 2019 und dem wuchtigen, von Metal-Elementen geprägten Squeeze (2022) bewies Sasami Ashworth alias SASAMI, dass sie keine Künstlerin ist, die sich leicht einordnen lässt. Doch Blood On The Silver Screen ist in vielerlei Hinsicht ihr bislang ambitioniertestes und zugänglichstes Werk – ein Pop-Album, das seine emotionalen Tiefen nicht scheut, sondern sie mit voller Intensität umarmt.
In Zusammenarbeit mit Jenn Decilveo und Rostam (Vampire Weekend, Haim) hat SASAMI ein Album geschaffen, das sich bewusst an der größenwahnsinnigen Pop-Ästhetik der späten 2000er und frühen 2010er orientiert. Lady Gagas Born This Way, Britney Spears‘ Femme Fatale und Katy Perry standen dabei ebenso Pate wie moderne Country-Songwriter*innen, die verletzliche Storytelling-Kunst mit hymnischer Wucht verbinden. Doch trotz dieser Referenzen klingt Blood On The Silver Screen nie wie eine bloße Hommage, sondern wie eine künstlerische Selbstbehauptung: SASAMI setzt sich nicht nur mit ihren musikalischen Einflüssen auseinander, sondern auch mit der eigenen Identität, Liebe, Begehren und Verlust.
Gleich der Opener Slugger macht deutlich, dass dies eine andere SASAMI ist als noch vor wenigen Jahren. Der Song ist von bittersüßer Nostalgie geprägt und setzt mit seinen Referenzen an Dolly Parton, Chopin und Steve Lacy auf ein popkulturelles Bewusstsein, das sich durch das gesamte Album zieht. Just Be Friends fängt das euphorische Chaos einer On-Off-Romanze ein, während For The Weekend von den flüchtigen Momenten moderner Intimität erzählt.
Ein Höhepunkt ist das eindrucksvolle Honeycrash, eine Stadionhymne mit opernhafter Grandezza, die Liebe als zerstörerische Kraft und erhabene Emotion zugleich porträtiert. Nothing But a Sad Face interpretiert den Mythos von Eva im Paradies neu und setzt sich mit der Ambivalenz zwischen Befreiung und Reue auseinander. Ebenso bemerkenswert ist In Love With A Memory, ein Duett mit Clairo, das von einem romantischen Ringen zwischen Vergangenheit und Zukunft erzählt und von japanischen Pop-Balladen inspiriert wurde.
Das Album kulminiert im abschließenden The Seed, das als grungige, melancholische Ballade mit modernen elektronischen Elementen noch einmal SASAMIs musikalisches Gespür für epische Spannungsbögen unter Beweis stellt. Neben den klassischen Pop-Strukturen und hymnischen Refrains verleiht SASAMIs klassischer Background dem Album eine bemerkenswerte Dynamik – die Arrangements erinnern immer wieder an ihre kompositorischen Wurzeln.
Mit Blood On The Silver Screen macht SASAMI klar, dass Pop-Musik keine Grenzen haben muss, sondern ein Spielfeld der künstlerischen Selbsterkundung sein kann. Es ist ein Album, das große Gesten wagt, dabei aber nie an Authentizität verliert. Die Symbiose aus wuchtigen Pop-Melodien, introspektiven Texten und unkonventionellen Arrangements macht Blood On The Silver Screen zu einer ihrer beeindruckendsten Veröffentlichungen.
SASAMI – Blood On The Silver Screen
VÖ: 7. März 2025, Domino Records
www.sasamiashworth.com
www.facebook.com/SASAMIASHWORTH
