Foto-© Joshua Black Wilkins
Like a junkie with a worn-out Minor Threat cassette
You’re a walking contradiction, but I ain’t upset
All your words I take with a grain of salt
Cause I know you’re fake, but it’s not your fault
Sucking dick for a dollar’s not the only way to hoe
We sell labor, we sell hours, sell our power, sell our souls
All the pigs and the big wigs foaming at the mouth
Look down at us laughing like we’ll never figure out
All the food we buy grows in the dirt
But we can’t grow our own cause we’ve gotta go to work
And the rent is due every thirty days
And you won’t have nothing once your bills arе paid
It’s simply users and abusers, us and them, pеace and war
Ain’t it funny how you don’t see them as people anymore?
It’s simply users and abusers, us and them, peace and war
Ain’t it funny how you don’t see them as people anymore?
(Sunny War – Walking Contradiction)
Weil es so perfekt in diese Tage des Trump/Putin-Kuschel-Irrsinns passt, geht’s hier ausnahmsweise mal mit einem (ins Deutsche übersetzten) Zitat los: „Wir verkaufen Arbeit, wir verkaufen Stunden, verkaufen unsere Macht, verkaufen unsere Seelen/all die Schweine und die hohen Tiere haben Schaum vor dem Mund/schauen auf uns herab und lachen, als würden wir es nie kapieren“, singt Sydney Ward aka Sunny War in Walking Contradiction, dem zentralen Track ihres neuen Albums Armageddon In A Summer Dress.
Besser kann man die höhnische Verächtlichkeit der alten, autoritären Männer, die derzeit die Welt unter sich sich aufteilen, kaum auf den Punkt bringen. Wards Fazit folgt im Refrain des Protestsongs: „It’s simply users and abusers, us and them, pеace and war“. Wenn man sich fragt, ob es eigentlich noch eine US-Opposition gibt und was die gerade so macht angesichts der verheerenden Trump-Orkans, der über ihr Land hinwegfegt – Armageddon In A Summer Dress ist ein gutes Beispiel, dass sich Widerstand regt im einstigen „America the Beautiful“.
Mit dunkler Stimme und tollen E-Gitarren tritt Sunny War gegen Behäbigkeit oder Resignation an. Natürlich geht es nicht immer um gesellschaftliche Missstände oder gar politische Katastrophen in diesen zwischen Folk, Blues, Gospel und Rock pendelnden Liedern. Aber stets merkt man der Südstaaten-Musikerin eine enorme Dringlichkeit, viel Empathie (etwa in Cry Baby), oft auch Zorn an. Wie sie diese Gefühle in raue, herbe, gleichwohl zugängliche Americana-Songs gießt, macht Wards fünftes Studioalbum seit dem Debüt Particle War (vorher gab es bereits einige EP’s) zu einem Ereignis.
Nach dem Durchbruch mit dem Vorgängerwerk Anarchist Gospel (2023) verbrachte Sunny War viel Zeit als Support von Künstlerinnen wie Bonnie Raitt und Mitski. „Um zu vermeiden, dass sie nach dem Touren wieder in die erfolgreich bekämpfte Alkoholsucht abdriftet, kanalisierte sie ihre Energie in neue Musik“, schreibt Wards Label New West Records. „Dabei wechselte sie von der akustischen zur elektrischen Gitarre und strebte einen volleren Bandsound an.“
Dieser Mut zur Veränderung zahlt sich auf Armageddon In A Summer Dress nun voll aus. Mit diesem starken Album nähert sich Sunny War großen afroamerikanischen Roots-Künstlerinnen wie Amythyst Kiah, Allison Russell, Leyla McCalla and Rhiannon Giddens an, die im gemeinsamen Projekt Our Native Daughters schwarzes Selbstbewusstsein und politischen Scharfblick zu kongenialen Folk-Blues-Klängen zelebrierten.
Sunny War – Armageddon In A Summer Dress
VÖ: 21. Februar 2025, New West Records
www.sunnywar.com
www.facebook.com/sunnywarmusic
