THALA – Avalanche


Foto-© Celeste Call

But it’s good ‘cause it has to be
And the bad days should be as important to me“

(Thala – it’s good)

Herzschmerz, Heilung und das Chaos der Gefühle – Thalas neues Album Avalanche ist ein Soundtrack für all jene Momente, in denen man zwischen Melancholie und Hoffnung taumelt. Nach ihrem Debüt Adolescence taucht die deutsch-kanadische Künstlerin auf ihrem zweiten Album noch tiefer in die komplexen Facetten der Selbstfindung ein. Während ihre früheren Werke schmerzhafte Kapitel ihres Lebens verarbeiteten, zeigt sich Avalanche gereift und fokussierter – emotional, kraftvoll und voller Verletzlichkeit.

Schon der Opener 1st of the year setzt den Ton für das Album: “It’s a real thing / Don’t think I’ve ever been scared this much“, singt Thala über zerplatzte Hoffnungen und den Schmerz, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Dieses mit elektronischen Elementen verziertes Stück lässt hymnische Indie-Melodien blühen, die an die emotionale Tiefe von Sharon Van Etten oder die verträumte Melancholie von Ethel Cain erinnern.

drive song, die erste Single des Albums, ist ein leises, fast schlafwandlerisches Stück mit Cure-ähnlichen Gitarren und einer bittersüßen Note – ein Roadtrip durch innere Zerrissenheit. Mit spit you out legt Thala anschließend den Finger in die Wunde und serviert einen kalten Rache-Track voller Wut und Selbstermächtigung: “I wanna make you feel the way that I did / Leaves a bitter taste inside of my mouth / I have to spit you out.“ Es ist ein ungeschönter Moment der Katharsis, bei dem rohe Emotionen direkt unter die Haut gehen.

Doch Avalanche ist mehr als nur Herzschmerz. Songs wie don’t want u to die zeigen Thalas einfühlsame Seite , wenn sie über verspielte Synthie-Flächen von der Sorge um eine nahestehende Person singt, die am Abgrund steht. “But I don’t want you to die / And in the back of my mind / I feel like I don’t know you anymore“ – eine ehrliche Parabel über Entfremdung, Verletzlichkeit und Fürsorge.

Der Shoegaze- und Indie-Rock-Einfluss zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, ohne dabei die Intimität ihrer Lyrics zu überlagern. body to you ist ein Paradebeispiel dafür: Ein bittersüßer Track über enttäuschte Liebe, verpackt in verträumte Melodien und einen fast schon hymnischen Refrain. Auch tongue-tied & starry-eyed (feat. Sfven) bleibt im Ohr – ein Song über das Loslassen und den Versuch, sich von alten Bindungen zu lösen.

Im Titeltrack avalanche erreicht das Album seinen emotionalen Höhepunkt. Hier singt Thala offen über ihre Ängste, Selbstzweifel und die dunklen Momente des Alleinseins: “I don’t think that I’m scared of dying / When I sit alone facing the sunlight.“ Es ist ein mutiger, schonungsloser Abschluss eines Albums, das gleichermaßen introspektiv wie befreiend wirkt.

Mit Avalanche gelingt Thala eine kraftvolle Weiterentwicklung – ein Coming-of-Age-Statement, das zwischen fragilen Momenten und euphorischen Indie-Hooks pendelt. Es ist ein Album für all jene, die wissen, wie es sich anfühlt, sich selbst zu verlieren, nur um sich am Ende wiederzufinden.

Thala – Avalanche
VÖ: 21. Februar 2024, Fire Records
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Robert Heitmann

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