DOVES – Constellations For The Lonely


Foto-© Universal Music

Far from the crazy scenes on pavements down below
Far from the hopes and dreams of crashing out too low
And you walk out that door then you’re walking out forever

Down below the searing heat is cracking paving stones
The city’s close to boiling point you watch the scene unfold
And you walk out the door and you’re walking out forever

And you ask yourself are you living in a dream?
Piccadilly gardens selling dreams on giant screens
And as you make for the door this time you’re walking out
…out forever

So the rain falls down and nothing lasts forever…
If you could havе only seen what I’ve seen …with your eyes
Thеn you will know that everything expires…

Oh Renegade

(Doves – Renegade)

„Wir sahen nicht wirklich eine Zukunft, um ehrlich zu sein“, sagt Multiinstrumentalist Jez Williams im Interview des Online-Magazin Far Out zur Vorgeschichte des sechsten Doves-Studioalbums Constellations For The Lonely – und blickt dabei auch auf die Covid-Krise mit all ihren negativen Auswirkungen für seine seit über 20 Jahren erfolgreiche Band zurück: „Es war wie ein ‚Das war’s dann‘. Wir hatten uns so darauf gefreut, auf Tournee zu gehen, aber dann wurde sie abgesagt, und alles implodierte. Wir starrten in den Abgrund.“

Man glaubt das nun zu hören – die mühevolle Entstehung der zehn neuen Lieder wie auch das triumphale Gefühl des Überlebens. Mit einem unheilvoll dräuenden Gitarren-Feedback zu Beginn des ersten Album-Tracks, dem ein verhalltes Piano-Riff und ein energisch treibender Schlagzeug-Groove folgen, beginnt diese bereits zweite Comeback-Platte der Doves aus Manchester. Aber Hauptsache, das vielen Brit-Rock-Fans so ans Herz gewachsene Trio ist überhaupt zurück. Und wie! Mit einem epischen Pop- und Neo-Prog-Monolithen, der die Bestenlisten-Konkurrenz in diesem Genre recht früh im Jahr ziemlich schocken dürfte.

Düster und kantig klingen zunächst auch viele der zehn neuen Lieder – aber oft erscheint plötzlich eine strahlende Melodie wie der berühmte Silberstreif am Horizont. Der schon erwähnte Opener Renegade etwa. Die drei Doves sind sich einig, dass diese Vorab-Single „von einem Gefühl der Veränderung, Unsicherheit und Entschlossenheit geprägt ist“. Schlagzeuger Andy Williams erklärt: „Wir wollten ein dystopisches Gefühl erzeugen, indem wir über Manchester selbst im nächsten Jahrhundert oder so nachdachten. Eine völlig imaginäre Sache … ‚Blade Runner‘ in unserer Heimatstadt.“

Die Verbindung zum (Science-Fiction-)Film wird durch Cinemascope-Klanggemälde auch in anderen Songs des neuen Albums untermauert. Immer wieder verzieren Streicher die ohnehin prachtvoll opulenten Melodien – eine mächtige Basis, von der aus die Williams-Brüder und Leadsänger Jimi Goodwin mit sehr unterschiedlichen Vocals nach den Sternen greifen. Ganz großartig etwa Last Year’s Man, ein dunkel schimmernder, melancholischer Pop-Walzer mit Harmonica-Solo. Oder der Album-Closer Southern Bell, der fast so wuchtig bombastisch wie ein Queen-Song der mittleren 70er daherkommt. Gänsehaut pur, wie sonst nur bei den allerbesten Songs der stilistisch ähnlichen Brit-Rock-Kollegen Elbow und Manic Street Preachers.

Das permanente Ringen von Frontmann Goodwin mit Drogenabhängigkeit und Mental-Health-Problemen steht ebenfalls im Hintergrund des schwierigen Entstehungsprozesses von Constellations…. „Das Problem mit der Sucht ist ja, dass die Menschen die Zerstörung nicht sehen, die sie um sich herum verursachen. Jeder ist davon betroffen“, sagt Andy Williams. „Glücklicherweise geht es Jimi jetzt viel besser, und ich habe das Gefühl, dass er die Kurve gekriegt hat, aber damals waren es sehr dunkle Tage.“ Eine Doves-Tournee zum neuen Album findet jedoch noch ohne den Hauptsänger statt, die beiden Williams-Brüder teilen sich bei den UK-Konzerten Goodwins Job.

Constellations For The Lonely folgt auf das etwas schwächere erste Comeback-Werk The Universal Want von 2020, das aber immerhin als drittes Doves-Album nach The Last Broadcast (2002) und Some Cities (2005) Platz eins der UK-Charts erreichte. Ein solcher Erfolg ist dem widerstandsfähigen Trio auch jetzt durchaus wieder zuzutrauen. Denn bessere melodiesatte Rockmusik aus dem Pop-Mutterland ist derzeit kaum zu finden.

Doves – Constellations For The Lonely
VÖ: 28. Februar 2025, EMI North
www.dovesofficial.com
www.facebook.com/Doves

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Werner Herpell

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