Foto-© Columbia Pictures and Marvel
My son, we are hunters.
(Nikolai Kravinoff – Kraven the Hunter)
Der junge Sergei Kravinoff (Aaron Taylor-Johnson) wird bei einem Jagdunfall tödlich verletzt und eher zufällig von der mysteriösen Calypso Ezili (Ariana DeBose) gerettet. Infolgedessen entwickelt er übernatürliche oder vielmehr sehr natürliche tierartige Fähigkeiten, die ihn zum besten Jäger der Welt machen. Eine Fähigkeit, die er primär einsetzt, um Wilderer auf brutalste Weise zur Strecke zu bringen. Hin- und hergerissen zwischen diesem relativ noblen Ziel Wilderer zu stoppen, seinen brutalen Methoden und den kriminellen Machenschaften seines Vaters (Russell Crowe) versucht er, seinen eigenen Weg zu finden.
Das ist er nun, der sechste und vermeintlich letzte Film des Sony-Spider-Man-Universe, der erste, der in den USA das erwachsenere „R“-Rating bekommen hat. Von den Kritikern verrissen und an der Kinokasse gefloppt – vorweggenommen, zu Unrecht! Kraven the Hunter ist ein absolut unterhaltsamer Actionfilm, mit passender und nicht übertriebener Härte. Die Prämisse mag etwas sehr comichaft simplifiziert klingen, aber da kann man bei einer Comicfigur von 1964 ruhig mal ein Auge zudrücken. Puristen wird es nicht gefallen, aber immerhin haben sie ihm einen sehr positiven modernen 180 Grad-Twist gegeben. Anstatt selbst Wilderer zu sein, macht der Antiheld nun auf brutalste Art und Weise Jagd auf eben jene. Auch wenn das sicher nicht jeder sehen will, eine mehr oder weniger positiv konnotierte russische Figur, die Jagd auf Umweltsünder macht, das ist doch ein ganz nettes Gegenbild zu der Realität, in der wir aktuell leben. Vor allem stimmt generell die Inszenierung und im Besonderen die von Kraven. In seinen eleganten Bewegungsabläufen erkennt man immer Tierbewegungen wieder und dies, ohne dass es zur Karikatur wird. Und mit Aaron Taylor-Johnson haben wir auch noch einen Schauspieler, der so dermaßen durchtrainiert ist, dass man ihm jegliche übernatürlichen Kräfte ohne Zweifel abnehmen mag. Der Comicbuch-Vibe kommt aber ebenfalls nicht zu kurz, denn nachdem Russell Crowe in The Pope’s Exorcist erfolgreich die Italiener karikiert hat, mimt er dieses Mal mit herrlich überzeichnetem russischen Akzent den patriarchischen Gangsterboss. Die Gegenspieler der Familie Kravinoff sind dagegen mit dem mysteriösen „The Foreigner“ (Christopher Abbot) und Aleksei Sytsevich /Rhino (Alessandro Nivola) etwas blass. Wobei der Ansatz Kraven the Hunter gegen Rhino kämpfen zu lassen, alleine schon den Eintrittspreis wert und die sehr geerdete Darstellung dieser recht absurden Comicfigur auch durchaus interessant ist.
Schon seit der Sam Raimi Adaption von Spider-Man aus 2002 wurde versucht Kraven auf die Leinwand zu bringen und auch wenn der kommerzielle Erfolg im Kino ausblieb, hoffen wir, dass er daheim seine Freunde findet. Wenn dies tatsächlich der letzte der sechs Sony-Spider-Man Universe-Filme ist, so ist es ein würdiger Abschluss, den sich Comicfans und alle, die Frust wegen der anhaltenden Wilderei schieben, nicht entgehen lassen sollten.
Kraven the Hunter (US UK CA IS 2024)
Regie: J.C. Chandor
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Ariana DeBose, Fred Hechinger, Alessandro Nivola, Christopher Abbot, Russell Crowe
Heimkino VÖ: 27. März 2025, Sony Pictures Entertainment
