CRYSTAL CASTLES – Crystal Castles

Follow me into nowhere
Woven with the utmost care

(Crystal Castles – Celestica)

Es könnte ein Screenshot aus einem krassen Hollywood-Horrorstreifen sein: das Cover des zweiten, wieder selbstbetitelten Albums der Crystal Castles. Das Motiv ist wahrlich schrecklich, ein unschuldiges Grauen, was mir da in Form eines auf einem Friedhof stehenden verlotterten Suburb-Gothic-Kind( ist das Menscheinfleisch in der Zahnlücke?) das Blut gefrieren lässt. Aber moment, ist das vielleicht ein Bild aus Alice Glass` Jugend? Die Sängerin oder naja eher Kreischerin des Duos Crystal Castles sieht genauso furchteinflößend aus und ich traue ihr zu, dass sie (jetzt immer noch) lieber mit Grabsteinen abhängt als mit Menschen. Aber zurück zur Musik, es hilft ja alles nichts.

Der Sound der Crystal Castles ist runder und reifer geworden. War das erste Album noch ein experimentelles Feuerwerk aus Elektro-Noise-Punk-Trash, 8-Bit-Automatensounds oder Alice Glass verzerrten Gesangsübungen im Proberaum ist das neue Album fast…ja ich glaube ich sage es so: sanft. Waviger melodramatischer Elektro-Synthi-Pop umschmeichelt mein Ohr, ABER hier kein Ponyreiten. Denn alle Stücke besitzen diesen sicken Crystal Castles Schliff: Das Teuflische, was dem Unschuldigen innewohnt. Musikalisch äußert sich das subtil in Songs wie im Mittelteil von “Baptism” bei dem Alice mal wieder in der Garage nebenan ausrastet, danach aber wiederum  zum Ping Pong Synthie  die knochigen Hüften schwingt, so als wär nix gewesen. Ach, oder anderes Beispiel, die Single “Celestica”, dem recently most blogged track in the world, in der Alice sanft wie ein Lamm ins Mikro flötet, die Harmonien dahinplätschern, aber ein rauschiger digitaler Klangteppich den Eindruck vermittelt irgendeine eine Kreatur möchte mir satanische Botschaften vermitteln.

Ganz ohne Grenzüberschreitung funktioniert die Platte aber nicht. “I am Made Of Chalk” hört sich an wie die Soundscape während einer Aliengeburt und “Doe Deer” ist einfach nur krasser Scheiß. Schrill, übersteuert,  nicht wirklich hörbar. Aber das finde ich gut, weil dann nämlich ein Gefühl über Hand nimmt, was die Crystal Castles und ihren Albumsound nie langweilig oder gar schlecht werden lässt: das Gefühl der Skepsis: Das ist doch nicht normal, oder doch?

4von511

Crystal Castles – Crystal Castles
VÖ.: 21. Mai 2010, Polydor (Universal)
http://www.myspace.com/crystalcastles

Crystal Castles – Not In Love

httpv://www.youtube.com/watch?v=aTBccJpTjs0